Schattenspur
auf diese Weise die Leute aufzuspüren, die mit Alma Renard zu tun gehabt hatten, dann konnte das der Täter wahrscheinlich auch. Seine Vermutung, dass Durant der Tel e path war, wurde damit beinahe zur Gewissheit. Zumindest sprach einiges dafür. Bedauerlicherweise. Denn Wayne konnte sich tausend Dinge vorste l len, die ang e nehmer waren, als Durants Geist noch einmal zu berühren.
Er wollte sich von dem Mann, den er immer noch belauschte, zurückzi e hen, als er spürte, dass dieser erschrak.
Was zum Teufel … Wer sind Sie? Wie sind Sie reingekommen? Ich …
Schlagartig gelang es ihm, durch Ruperts Augen zu sehen. Durant stand vor ihm, ein bösartiges Grinsen im Gesicht. Er starrte Rupert in die Augen. Ihm lief ein kalter Schauder über den Rücken, der sich zu blankem Entsetzen steigerte, als er feststellte, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Durants Blick strahlte eine Kälte aus, die seine Seele zu gefrieren schien. Er hatte den Eindruck, dass dessen Augen rot glühten wie brennende Kohlen; aber das war möglicherweise Einbildung. Der Haitianer packte seinen Kopf mit be i den Händen und näherte sein Gesicht dem seinen. Er hatte das Gefühl, dass sich sein Blick wie Speerspitzen in seinen Geist bohrte und seine Seele aus ihm heraussog. Er wollte schreien, brachte aber keinen Laut heraus. Sein Körper verkrampfte sich, erstarrte zur Regungslosigkeit.
Du gehörst jetzt mir. Und morgen hole ich mir deine Schwester.
Er fühlte einen Sog, als das, was ihn ausmachte – seine Seele – aus ihm he r ausgezogen wurde. Er versuchte, sie festzuhalten, aber er hatte dem unwide r stehlichen Sog nichts entgegenzusetzen. Da war nichts Lichtes um D u rants Geist, nur Finsternis und Kälte, und er wurde hineingesogen, aufges o gen …
Wayne. Wayne!
„Wayne! Verdammt, komm zu dir!“
Er sog heftig die Luft in seine Lungen und öffnete die Augen. Sein Körper war verkrampft und fühlte sich so steif an wie ein Brett. Die Muskeln waren steinhart und gehorchten ihm nicht mehr. Er fühlte, wie Speichel aus seinem Mund lief, über den er ebenfalls keine Kontrolle mehr hatte. Mit äußerster Willensanstrengung befahl er seinen Muskeln, sich zu lockern. Trotzdem gelang es ihm erst beim dritten Versuch und auch nur mit Travis’ Hilfe, der seine Muskeln mit fliegenden Händen massierte und ihm immer wieder leic h te Schläge ins Gesicht gab, damit er zu sich kam.
Endlich ließ der Krampf nach. Wayne schnappte nach Luft und atmete ein paar Mal tief durch, zwang seine Glieder, sich zu bewegen und hatte immer noch das Gefühl, steif zu sein wie ein alter Mann mit Arthritis. Mühsam stand er auf und nahm Travis das Glas mit Whiskey aus der Hand, das der ihm hi n hielt. Er musste seine Finger zwingen, es zu ergreifen. Als er trank, rannen ein paar Tropfen aus seinen Mundwinkeln. Aber der Alkohol tat seine bel e bende Wirkung. Die dadurch ausgelöste Wärme und der scharfe Geschmack ve r trieben das Gefühl der Verkrampfung endgültig. Wayne stieß erleichtert die Luft aus und setzte sich wieder. Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab und rieb die Hand an seinem Hosenbein trocken.
Travis atmete sichtbar auf. „Mann, sag mir nächstes Mal vorher B e scheid, wenn du einen Horrortrip planst. Dann werfe ich mir auch was ein und m a che mit.“ Er kippte ebenfalls einen Whiskey in einem Zug hinunter, ehe er Wayne auffordernd anblickte. „Was war los? Ist mit dir alles wieder in Or d nung?“
Wayne nickte. „Durant. Er hat sich das nächste Opfer geholt. Gerade als ich mit dem Mann verbunden war.“
Travis griff zum Smartphone. „Wo? Wie heißt der Mann?“
Wayne winkte ab. „Zu spät. Wir können nichts mehr für ihn tun. Außer die Ambulanz rufen. Aber dann fragen die sich, woher wir wissen, dass mit ihm was passiert ist. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, befindet er sich in einem Zimmer seiner Wohnung. Ich habe zwar nur vage Eindrücke von der Örtlichkeit bekommen, aber wenn ich mich nicht täusche, könnten wir den Angriff nur mitbekommen haben, wenn wir dabei gewesen wären, weil die Wohnung von außen nicht einsehbar ist.“ Und wie war Durant hineing e kommen? „Er ist verheiratet. Seine Frau wird ihn bald finden.“
Travis seufzte und legte das Phone zur Seite.
Wayne fühlte sich ebenso frustriert wie er. Es war immer wieder dasselbe in einer Situation wie dieser. Wenn sie ihr Geheimnis wahren wollten – es wa h ren mussten, waren ihnen die Hände gebunden. Zum Glück hing nicht das Leben des
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