Schattenspur
liebsten getötet, weil sie geflohen war. Doch damit hätte er sich seine Au s sicht, jemals über den gesamten Bizango von Haiti zu herrschen, für alle Ze i ten verbaut. Er brauchte Kianga und ihre Macht. Am Anfang hatte er noch geglaubt, dass sie freiwillig zurückkommen würde. Schließlich war sie von Kindesbeinen an im Kult der Petro unterwiesen worden. Doch dann hatte er festgestellt, dass ihre Mutter und Großmutter sie bereits bei ihrer Geburt einer anderen Gottheit geweiht hatten – ohne ihren Vater darüber zu info r mieren und erst recht ohne seine Erlaubnis, die er niemals erteilt hätte. Wie sie es geplant hatten, verhinderte die Bindung an ihre Gottheit, dass K i anga ihr abschwor und sich den Petro angelobte.
Louis hätte sie am liebsten in Stücke gerissen. Alle drei: Kianga, ihre hinte r hältige Mutter und ihre intrigante Großmutter. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Saba Lorraine ihren Mann nur zu dem Zweck geheiratet hätte, dessen Macht mit der des alten Priesterblutes zu mischen und dadurch in ihrem g e meinsamen Kind, Kianga, zu steigern. Mit der Absicht, das Kind dann dem Bizango zu entziehen und Kiangas doppelte Macht für sich zu nutzen. Genau das war auch der Plan des Bizango gewesen, mit einer Frau aus dem alten Blut ein Kind zu zeugen. Kianga sollte ihrem Vater durch die doppelte Macht, die sie in sich vereinte, zu noch mehr Macht verhelfen. Und es hätte alles wunderbar geklappt, wenn Saba und ihre Muttervettel Kianga nicht e i nem der alten Götter geweiht hätten.
Ihre Mutter hatte immerhin die Strafe dafür bekommen und mit dem L e ben bezahlt, dass sie ihren Mann hintergangen hatte. Leider hatte Kianga das mitbekommen und war geflohen. Louis hatte das bis jetzt geheim halten können und die bereits für sie festgesetzte Hochzeit gegenüber seinen Anh ä ngern mit dem Argument verschoben, dass sie durch den Tod der Mutter vernünftig geworden war und sich nun in aller Abgeschiedenheit für den Kult der Petro ausbilden ließ. Da die Einweihung zur Mamaloa, zur Hohepriest e rin, tatsächlich Jahre dauerte, war das glaubhaft.
Doch langsam wurde die Zeit knapp. Und Louis hatte längst eingesehen, dass sie niemals freiwillig zurückkommen und erst recht nicht freiwillig den Petro dienen würde. Also hatte er den Detektiv engagiert, um sie zu finden. Willard Drake hatte zwei Jahre dafür gebraucht, denn Alma Lorraine aus New Orleans war schlau gewesen. Sie war unzählige Male umgezogen, hatte noch mehrfach geheiratet und jedes Mal den Namen ihres jeweiligen Mannes ang e nommen. Außerdem hatte sie sich immer anderer Vornamen bedient und war erst in Savannah wieder zu Alma zurückgekehrt, als sie sich offenbar sicher wähnte. Willard Drake hatte sich durch einen ganzen Wust von Spuren arbe i ten müssen, die ins Leere führten, um sie schließlich zu finden. Der Mann hatte sein Handwerk wirklich verstanden. Trotzdem hatte er lange gebraucht, um Alma aufzutreiben und in dem Zug auch Kianga, die sich jetzt Joy Renard nannte. Louis lächelte wieder und klopfte gegen den Pot-de-tête mit Almas Seele.
„Du hast verloren, alte Vettel. Kianga wird kommen. Und sie wird freiwillig ihrer Gottheit abschwören und den Petro dienen, weil sie glaubt, dich damit zu retten.“
Er lachte. Er würde Kianga in dem Glauben lassen, bis sie die Initiation hinter sich hatte, bei der sie den Petro Loyalität schwor und diese mit Blut besiegelte. Danach gab es kein Zurück mehr für sie. Sie würde heiraten, wie es geplant war und dadurch die rechtmäßige Erbin beider Herrscherg e schlechter des haitianischen Bizango werden, die des Südens und die des Nordens. Louis würde eine Weile warten, bis Kianga sich als Mamaloa eta b liert hatte und von den Gefolgsleuten beider Fraktionen vollkommen akze p tiert wurde. Danach würde er seinen Rivalen töten und durch dessen Erbin Kianga über den gesamten Bizango von Haiti herrschen. Anschli e ßend war es nur noch eine Frage relativ kurzer Zeit, bis er sich mit der Macht, über die er dann verfügte, das Amt des Präsidenten von Haiti erobert hätte.
Und Alma Lorraine war dann nicht mehr von Nutzen. Louis würde ihre Seele in jedem Fall vernichten. Die Vettel hatte ihm zu viele Schwierigkeiten bereitet, um sie ungestraft davonkommen zu lassen. Wenn es so weit war, würde er ihren Tod Kianga als notwendiges Opfer an die Petro verka u fen. Zu dem Zeitpunkt würde sie mit Sicherheit so weit sein, dass sie das akzeptierte und keine Scherereien mehr machte. Sein
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