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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Großmutter aber schon so lange Kia de n ken konnte zum Aufbewahren von wichtigen Zutaten für ihre Ouangas benutzte. Wah r scheinlich brauchte sie die nicht, aber wenn sie mit leeren Hä n den nach unten ging, würde Charlie misstrauisch werden. Sie verließ die Wohnung keinen Moment zu früh, denn Charlie kam ihr auf der Treppe bereits entgegen, die Pistole in der Hand, mit der er in ihre Richtung zuckte, sie aber sinken ließ, als er sie erkannte.
    „Da bist du ja. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
    Sie schwenkte die Büchse. „Ich habe eine Weile gebraucht, um sie zu fi n den. Großmutter versteckt sie jeden Tag an einem anderen Ort.“
    Charlie atmete erleichtert auf. „Lass uns verschwinden.“
    Kia tat nichts lieber als das. Rupert Solomon wohnte nicht weit vom Laden und auch nicht allzu weit von ihrer eigenen Wohnung entfernt. Das bedeut e te, dass Louis ihr viel zu nahe war. Er mochte durchaus auf den Gedanken kommen, sich zu überzeugen, wo sich Kia aufhielt. Vielleicht würde er ihr auch intensiver drohen wollen. Man konnte bei ihm nie wissen. Besser, sie ging kein Risiko ein. Deshalb rutschte sie tief in den Sitz von Charlies altem Pick-up, nachdem sie eingestiegen war und wandte das Gesicht vom Fenster ab. Doch die Maßnahme erwies sich als unnötig. Louis tauchte nicht auf.
    Erleichtert zog sie sich eine Viertelstunde später in Charlies Schlafzimmer zurück, nachdem sie sich bei ihm für seine Hilfe bedankt hatte. Sie fühlte, dass er sich Hoffnung machte, dass ihr Dank sich nicht nur auf Worte b e schränken würde, aber sie hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Was sie ihm gestern gesagt hatte, galt immer noch. Er war nicht ihr Typ. Wenn sie jetzt aus Dankbarkeit mit ihm schlief, wie er hoffte, würde sie dadurch dieses Argument ad absurdum führen. Und sie hatte schon genug Probleme. Einen liebeskranken Charlie, der sich vor lauter Hoffnungen, dass sie doch eine Beziehung mit ihm beginnen würde, in die Rolle des Beschützers stürzte, hätte ihr gerade noch gefehlt. Sie wusste, wie es ausgehen würde, wenn er in dem Rahmen Louis über den Weg lief. Noch schlimmere Folgen hätte es, wenn er durch das, was Kia tun musste, um dem Scheißkerl endlich das Handwerk zu legen, mitbekam, wie groß ihre Macht war. Und sie in dem Zug auch ihre Gabe offenbaren musste. Das gäbe eine Katastrophe. So oder so. Deshalb beließ sie es bei einem verbalen Dank und einem freundlichen „Gute Nacht“ und zog sich in das Schlafzimmer zurück.
    Sie verzichtete darauf, die Tür abzuschließen. Das wäre nicht nur unhöflich gewesen, sie vertraute auch darauf, dass Charlie ein Ehrenmann war. And e rerseits sollte sie nicht erst durch Louis gelernt haben, dass sie niemandem trauen durfte. Erst recht nicht einem Mann, der sich immer noch Hoffnu n gen auf sie machte.
     
    *
     
    Louis Durant stellte den fünften Pot-de-tête in das Regal, nachdem er die Armbanduhr seines Opfers daran befestigt hatte. Lächelnd strich er darüber. Er konnte die Angst der Seele spüren, die er darin eingesperrt hatte. Ein her r liches Gefühl. Die Angst seiner Opfer stärkte einen Bokor und intensivierte seine Macht. Louis kostete sie aus und empfand einen ähnlichen Genuss wie wenn er einen guten Wein trank; nur auf einer völlig anderen Ebene. Er wandte sich dem Gefäß zu, in dem er Almas Seele gefangen hatte.
    Der Triumph über die alte Vettel schmeckte ihm doppelt so köstlich wie alle anderen zusammen. Sie hatte seine Pläne torpediert, indem sie ihm Kianga entzogen hatte. Aber sie hatte sich getäuscht, als sie glaubte, dass er sie nicht finden würde. Gut, in gewisser Weise hatte sie recht gehabt. Da er nie Zeuge gewesen war, wie die Alte ihre Macht als Priesterin einsetzte, hatte er sie nicht aufspüren können, weil er ihren persönlichen Geschmack, der ihre Macht durchzog und der so individuell war wie der Geruch eines Me n schen für einen Hund, niemals wahrgenommen hatte. Deshalb konnte er ihn nicht identifizieren, indem er die frei werdende Energie erspürte, die auch noch nach Tagen und Wochen im Gefüge der Atmosphäre am betreffenden Ort spürbar und für Leute wie ihn erkennbar blieb. Dazu hätte er sich ohn e hin in ihrer Nähe aufhalten müssen. Da er aber keinen Anhaltspunkt gehabt hatte, wo sie sich verkrochen haben mochte, war es einfacher gewesen, den Dete k tiv zu beauftragen. Denn dass Kianga nach ihrer Flucht von Haiti ihre Großmutter aufsuchen würde, stand für ihn außer Frage. Er hätte sie am

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