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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Agents hatten sich Sportkleidung angezogen und würden in unr e gelmäßigen Abständen und unterschiedlicher Besetzung an dem Haus vorbe i joggen. In zwei Vans mit dem Logo der Stadtwerke saßen die Überwachung s teams. Bereits am Nachmittag hatten die Agents als Handwerker getarnt b e gonnen, ‚Reparaturen‘ an einem Kanalschacht und an der Straßenb e leuchtung vorzunehmen, sodass es nicht auffiel, dass sich Fremde in der Nachbarschaft aufhielten, die auch noch nach Einbruch der Dunkelheit arbeiteten. Die ec h ten Leute von den Stadtwerken waren derart mit Arbeit überlastet, dass Übe r stunden Programm waren und sich niemand was dabei dachte. Auch dass die Leute sich für eine längere Pause in die Wagen zurüc k zogen, erregte keine Aufmerksamkeit. Jeder, der sich vielleicht darüber G e danken machte, wertete das als Zeichen, dass die Handwerker offenbar für eine Nachtschicht eing e teilt waren. Solange durch das, was sie taten, nicht der Strom ausfiel und die Häuser ohne Fernsehempfang, Computernutzung und Licht im Dunkeln saßen, kümmerte sich niemand darum.
    Ein weiterer Van inszenierte dasselbe Schauspiel auf der Utah Street, die parallel zur Greenwood verlief. Die Häuser beider Straßen grenzten mit den Rückfronten aneinander. Von zwei Grundstücken in der Utah aus konnte man sich an das Haus der Lakers heranschleichen. Wayne und Travis hatten sich darin verschanzt. Im Wohnzimmer saß bei laufendem Fernseher und gedimmtem Licht eine lebensechte Puppe, die man in Aleesha Lakers Kle i dung gesteckt und mit einer Perücke versehen hatte, die ihrer Frisur ähnelte.
    Dann begann das Warten. Travis hockte in einer Ecke des Wohnzimmers hinter einem Ohrensessel, der so stand, dass man von draußen nicht sehen konnte, dass jemand dahinter auf dem Boden saß und ihn auch nicht en t deckte, wenn man das Zimmer durch die Tür betrat. Wayne hatte sich im Verschlag unter der Treppe postiert und kam sich in dem engen Kabuff wie Harry Potter im Haus der Dursleys vor. Über Headsets waren sie miteinander und den FBI-Agents draußen verbunden. Wayne hoffte, dass Durant bald kommen würde. Er brannte darauf, den Kerl endlich aus dem Verkehr zu ziehen. Vor allem aber darauf, zu erfahren, wie er dessen Opfer aus ihrem Zustand befreien konnte. Er hatte vorhin noch mal bei Dr. Singer angerufen und erfahren, dass keine Veränderung eingetreten war. Sie waren alle weite r hin in sich oder wo auch immer gefangen. Das galt auch für Rupert Solomon. Wenigstens bestand für keinen von ihnen Lebensgefahr. Wayne hoffte, dass das so blieb.
    „Sind Sie sicher, Agents, dass der Typ heute zuschlagen wird?“, vergewi s serte sich Dave Collins zum dritten Mal, als eine Uhr im Haus zehn schlug.
    „Ja.“ Wayne sah keine Veranlassung, noch einmal alle Argumente ausz u führen, die er Collins bereits bei der Vorbereitung zu dieser Aktion genannt hatte.
    „Ein Wagen kommt“, meldete der Posten von der Utah Street. „Ein uralter Buick Regal. Mann, das Ding ist fast schon ein Oldtimer. Aber zu klapperig, um noch was wert zu sein.“
    „Und?“ Collins’ Stimme klang scharf. „Verhält er sich verdächtig?“
    „Nein. Er ist in die Einfahrt zu einem der hinteren Grundstücke gefahren. Ist zwar eins von denen mit einer Verbindung zum Grundstück der Lakers, aber wenn ich das richtig gesehen habe, ist der Fahrer eine Frau.“
    „Wenn Sie das richtig gesehen haben?“ Wayne knurrte die Frage beinahe, ehe er ruhig, aber eisig hinzufügte: „Ist es eine Frau oder nicht, Agent?“
    „Ja, es ist eine Frau. Ohne jeden Zweifel.“ Gesprochen in einem Tonfall, der verdächtig nach Leck-mich-am-Arsch klang.
    Wayne ging nicht darauf ein. Chief Hanson hatten sie auf ihre Seite bringen können. Bei Collins und seinen Agents war ihnen das nicht gelungen. Die waren durch die Bank weg sauer, dass zwei Agents einer Spezialeinheit in ihr Office spaziert waren und übernommen hatten. Aber das ließ sich nun mal nicht ändern.
    Wieder kehrte Stille ein. Die einzigen Geräusche kamen aus dem Fernseher. Der war leise genug eingestellt, dass er nicht alles übertönte. Die Minuten krochen dahin. Wayne lauschte angespannt auf jedes Geräusch. Doch außer dem Fernseher, seinen eigenen Atemzügen und den Geräuschen, die er aus dem Headset vernahm, war alles ruhig. Er lauschte in regelmäßigen und mit fortschreitender Zeit immer kürzer werdenden Abständen auch auf die G e danken um ihn herum. Da er sich nicht leisten konnte, zu dem Zweck in eine

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