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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Geste.
    »Dralan Par!« Zum ersten Mal nannte er mich mit Namen. »Ich stehe in Eurer Schuld.«
    »Ach was!« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Lasst uns lieber in den Saal zurückkehren, sonst ist vom Wein nichts mehr übrig.«
    Balistan Pargaide lächelte, legte den Armreif behutsam neben eine Streitaxt aus dem Silbernen Zeitalter und nickte.
    »Und was befindet sich hinter dieser Tür? Eine weitere kleine Sammlung im Wert von sechzehntausend Goldmünzen?«, fragte ich den Grafen, als wir das Zimmer verließen.
    »O nein! Das ist mein Schlafgemach. Ich wollte gern in der Nähe meiner Schätze schlafen«, erklärte der Graf lachend. »Aber kommt, sonst denken die anderen Gäste noch, ich hätte sie vergessen.«
    Vielleicht schlief er wirklich in dem Raum – aber den Schlüssel bewahrte er dort ebenfalls auf. Ich vernahm seinen Ruf recht klar und deutlich. Und wenn dort bloß das Schlafgemach war, warum schloss er dann jetzt ab? Für den Bruchteil einer Sekunde wollte ich Balistan Pargaide einfach niederschlagen und den Schlüssel stehlen. Aber das durfte ich nicht. Die Elfin hatte mir befohlen, nur herauszubekommen, wo sich der Schlüssel befand, ihn aber unter keinen Umständen an mich zu nehmen.
    Nach wie vor spielte im Saal Musik, die Menschen plauderten, Kli-Kli trieb auf einem Tisch seinen Schabernack, indem er mit vier cremegefüllten Küchlein jonglierte. Das fünfte war bereits unter dem Gelächter und Beifall seiner Zuschauer auf seiner Kappe gelandet.
    Meine Aufmerksamkeit wurde von einer Frau in einem blutroten Kleid angezogen, die allein neben dem Springbrunnen stand.
    Sie war nicht sehr groß, die rotblonden Haare reichten ihr kaum bis auf die nackten Schultern, ein markantes Gesicht, die Nase mit einem ganz leichten Höcker und dazu blaue, nachdenkliche Augen. Sie war nicht schön, wirkte aber recht anmutig. Dennoch vermochte ich meinen Blick nicht von ihr zu wenden. Sie hatte etwas … Ich konnte das nicht einmal mit Worten beschreiben. Als gingen von dieser Frau Wellen der Kraft und Stärke aus.
    Kraft und Stärke? War das jetzt mein Eindruck oder der von Walder?
    Kaum bemerkte Balistan Pargaide meinen Blick, da lächelte er schon wissend. »Herzog. Dralan. Kommt! Ich werde Euch meine anderen Gästen vorstellen.«
    Gedankenversunken fuhr die Frau mit dem Finger über den Rand ihres Pokals. Sie trug keinerlei Schmuck, von zwei kleinen Ohrringen in Gestalt von Spinnen abgesehen, die ihre Ohrläppchen zärtlich umfassten. Die Unbekannte verströmte einen Geruch nach frischen Erdbeeren.
    »Lady Jena! Erlaubt mir, Euch meinen teuren Gast vorzustellen, den Herzog Ganet Schagor. Und dies ist der Dralan Par.«
    Sie riss sich aus ihren Gedanken und sah uns an. Die vollen Lippen formten ein Lächeln. Sie neigte ganz leicht den Kopf und deutete einen Knicks an. »Meine Verehrung, Herzog. Dralan.«
    Ihre Stimme trieb mir eine Gänsehaut über den Rücken. Im Gefängnis des Herrn war es zu dunkel gewesen, als dass ich die Gefangene des Sendboten hätte erkennen können. Aber ihre Stimme hatte sich mir eingeprägt, auch wenn sie nicht so viel gesprochen hatte wie Letha.
    Lady Jena und Lathressa waren ein und dieselbe Person.
    »Was habt Ihr, Dralan?«, fragte mich Lathressa voller Anteilnahme, da ihr anscheinend nicht entgangen war, wie ich zusammengezuckt war.
    »Keine Sorge, Mylady. Es ist nichts Ernstes. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt, mich auf derart prachtvollen Empfängen zu bewegen, das ist alles.«
    Ich wollte dieses Haus so schnell wie möglich verlassen. Mir fiel wieder ein, dass der Sendbote ihr versprochen hatte, sie würde binnen einer Woche in Ranneng sein. Es war weit weniger als eine Woche vergangen, aber sie war trotzdem hier.
    Auf uns warteten ganz entschieden Unannehmlichkeiten!
    »Ihr seid wohlauf, Mylady?«, fragte der Graf unterdessen.
    »Ja, vielen Dank. Ich bin nur etwas erschöpft von der Reise, deshalb bitte ich auch, mich zurückziehen zu dürfen. Herzog. Graf. Dralan.«
    Sie verließ uns und ging die Treppe zur Galerie im ersten Stock hinauf.
    Inzwischen war Kli-Kli zu uns geeilt, hielt sich jedoch abseits, schnitt mir schreckliche Grimassen und zeigte verzweifelt mit dem Finger erst auf das weiße Tischtuch eines kleinen Tisches mit Getränken und dann auf sein Gesicht. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Ich verstand ihn nicht. Abermals wies er auf die Tischdecke, dann auf sein Gesicht, danach fuhr er sich in beredter Geste mit der Handkante über die Kehle. Ich begriff ihn

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