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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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vor, Kli-Kli blieb mir dicht auf den Fersen, ja, er berührte mich fast. Zu unserem Pech gab es hier keinen Rasen, stattdessen hatte eine fürsorgliche Hand feinen Kies gestreut, sodass wir wie auf rohen Eiern gehen mussten: höchst vorsichtig.
    Das Dunkel um uns herum war undurchdringlich, fast als befänden wir uns tief unter der Erde. Sicher, kaum jemand würde Kli-Kli und mich ausmachen – umgekehrt galt das aber genauso. Wir kamen gerade an der Ecke an, als aus der Dunkelheit eine Patrouille auftauchte. Ich blieb wie vom Donner gerührt stehen, Kli-Kli lief in mich hinein und schrie auf. In den nächsten drei Sekunden schaffte ich es, mehrere Dinge zugleich zu bewerkstelligen: Ich zog mir die Kapuze über den Kopf, hielt Kli-Kli den Mund zu und trachtete, mit der Mauer zu verschmelzen, was aufgrund des Dunkels auch gut möglich war.
    Eins musste ich Kli-Kli lassen: Er zitterte nicht einmal.
    Die drei Männer kamen langsam und ins Gespräch vertieft auf uns zu. Eigentlich war gar kein Anlass zur Sorge – hätte nicht einer von ihnen eine Fackel gehabt. Gleich würden Kli-Kli und ich uns ihnen förmlich auf einem Silbertablett präsentieren.
    »Und ich sage ihm: Was soll’n die Mätzchen? Hast du verloren? Also zahl auch!«
    »Und er?«
    »Er? Er greift nach dem Messer, da fackel ich natürlich nicht lang …«
    »Nimm dich bloß in Acht, Blei, wenn der Boss erfährt, wer Meerrettich kaltgemacht hat …«
    »Wird er schon nicht, wenn ihr euern Mund haltet. Außerdem ist das nicht meine Schuld! Warum spielt er denn, wenn er nicht zahlen kann?«
    »Da hast du recht! Meerrettich hat nur bekommen, was er auch verdient hat! Keine Sorge, ich werde niemandem ein Wort sagen!«
    »Danke, Freunde«, antwortete der Erste.
    Ich kroch langsam die Wand entlang und verbarg sowohl mich als auch Kli-Kli unter dem Umhang. Ich zog die Hand von Kli-Klis Mund weg, um die Armbrust zu laden. Mein kleines Spielzeug lag in meiner Hand, und ich versuchte, so leise wie möglich den Hebel zu ziehen, der die Sehne spannte. Ein kaum zu hörendes Klacken verriet mir, dass die Bolzen schussbereit waren. Wenn Sagoth mir wohlgesonnen war, würde ich es schaffen, zwei von ihnen zum Schweigen zu bringen. Dann blieb aber immer noch der Dritte. Und der würde sein Schwert ziehen können.
    Die Posten kamen uns gefährlich nahe. Unwillkürlich spannte sich mein Finger am Abzug.
    »Kalt heut Nacht«, brummte der mit der Fackel.
    »Beenden wir den Rundgang und gehen in die Wachstube! Da habe ich für Nächte wie diese ein Fläschchen versteckt.«
    »Und wenn Maylow uns verrät?«
    »Der doch nicht«, erwiderte der Erste sorglos.
    Die Männer gingen an uns vorüber und setzten ihren Weg fort. Keiner von ihnen hatte auch nur in unsere Richtung gesehen. Aber welche Gefahr sollte auch schon auf dieser Seite der Mauer lauern?
    »Sicher? Maylow würde doch seinen eigenen Vater verraten, von einem Stumpfhirn wie dir ganz zu schweigen!«
    »Hab die Leute von Kloss schon ’ne Weile nicht gesehen.«
    »Kloss und seine Jungs hat’s heute übel erwischt. Maylow hat sie in den Park auf Patrouille geschickt! Die sollen den Herrn Grafen vor tollwütigen Eichhörnchen beschützen!«, erklärte der Mann mit der Fackel lachend.
    »Hätten sie nicht längst zurück sein müssen? Wird doch nichts passiert sein?«
    »Und ob da was passiert ist! Glaubst du, du bist der Einzige unter uns, der weiß, wie der Hase läuft? Kloss wird auch ein Fläschchen unter einem Baum versteckt haben. Und was heißt denn eins?! Die Jungs schnarchen garantiert bis zum Morgengrauen im Gras!«
    Ich würde sogar sagen, noch länger – falls sie die Bekanntschaft von Ell und Egrassa gemacht hatten.
    »Wollen wir sie trotzdem suchen?«
    »Wozu willst du nachts durch den Park stolpern?«
    Die Stimmen der Männer entfernten sich und verhallten.
    »Glück gehabt«, sagte Kli-Kli mit einem Stoßseufzer der Erleichterung. »Sind alle Wachtposten von Geburt an solche Blindfische? Oder nur die?«
    »Mal so, mal so. Wir sind fast am Ziel.«
    Bevor ich weitermachte, legte ich mich flach auf den Boden und spähte vorsichtig um die Ecke des Hauses. War die Luft auch wirklich rein?
    Ja.
    Wir huschten weiter. Hier, am Westflügel, brannte nirgendwo Licht. Ich holte das Seil heraus. Über uns befand sich ein Balkon, über dessen Brüstung ich das eine Ende warf. Das magische Seil haftete ohne Katze oder Haken fest am Stein. Zu meiner eigenen Beruhigung zog ich noch ein paarmal daran. Das würde halten! Ich

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