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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zehn League gab es nichts als Hügel, kleine Flüsse, sprudelnde Bäche und einzelne Haine. Dörfer fanden sich kaum, in den letzten zwei Tagen hatten wir nur eins gesehen, und auch das hatten wir vorsichtshalber umritten.
    Der Boden in dieser Gegend war fruchtbar und fett, hier würde alles wunderbar gedeihen. Dennoch wollte kaum jemand über die Isselina setzen und diesen Teil des Königreichs bestellen. Die östlichen Wälder Sagrabas und der berüchtigte Goldene Wald mit seinen Orks waren einfach zu nahe.
    Alle Lasttiere waren auf der Fähre umgekommen und hatten unsere Vorräte und Rüstungen mit sich in die Tiefe genommen. Hallas und Deler grämten sich lange über den Verlust ihrer Panzer, was natürlich nichts änderte. Uns waren nur die Kettenhemden geblieben, die sich in den Satteltaschen der Pferde auf der ersten Fähre befunden hatten, und auch die Elfen besaßen ihre Panzer noch, auf deren Brustplatten das Wappen ihres Hauses eingraviert war. Marmotte und Lämpler mussten sich dagegen mit ihren mit Metallplatten besetzten Lederjacken begnügen, Alistan Markhouse hatte seine Lanze eingebüßt.
    Am vierten Tag nach der verhängnisvollen Überfahrt über die Isselina schlug das Wetter endgültig um. Fünf Tage lang regnete es ununterbrochen. Ich musste mich die ganze Zeit über in einen Umhang hüllen, den mir Egrassa freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte.
    Der Regen brachte Kälte und Unbill und setzte uns vor allem morgens zu, wenn wir aufstanden und versuchten, ein Feuer zu entfachen. Arme und Beine waren dann völlig steif. Kli-Kli fing sich eine Erkältung ein, hustete und schniefte unablässig. Marmotte behandelte ihn mit Kräuteraufgüssen. Danach spuckte der Kobold immer aus, verzog das Gesicht und schwor, in seinem ganzen Leben noch nie ein derart bitteres Zeug getrunken zu haben.
    Die Erde verwandelte sich zusehends in einen See aus Schmutz, die Pferde rutschten aus, wir Reiter liefen Gefahr, im Schlamm zu landen. Bäche und Flüsse schwollen an und traten über die Ufer. Die Täler waren überschwemmt, manchmal reichte das Wasser bis zu unseren Steigbügeln. Wir mussten dieser Tage lange nach einer Hochebene für unser Nachtlager suchen.
    Am zwölften Tag ordnete Alistan an, wir sollten Kettenhemden anlegen. Ich konnte es nicht leiden, irgendwelches Eisenzeug zu tragen, darin fühlte ich mich wie in einem Sarg, beengt, erdrückt und in meiner Bewegung eingeschränkt. Doch diesmal begehrte selbst ich nicht auf, denn ich wollte auf gar keinen Fall einen Orkpfeil in den Bauch bekommen. Als Kli-Kli sah, dass ich das Eisenhemd anzog, nickte er zufrieden.
    »Sag mal, Kli-Kli, hast du mir nicht erklärt, du bräuchtest kein Kettenhemd, weil du viel zu klein bist, als dass dich jemand treffen könnte?«, zog ich ihn auf, als mir wieder einfiel, wie wir wegen seines Kettenhemdes beinahe ertrunken wären.
    Er sah mich unter seiner Kapuze an. »Ja, ich bin klein«, erwiderte er stolz. »Trotzdem muss ich auf meine körperliche Unversehrtheit achten. Deshalb habe ich mir noch in Ranneng ein Kettenhemd besorgt.«
    Wann hatte dieser kleine Quirl denn das geschafft?
    Bass verfügte natürlich auch nicht über ein Kettenhemd. In den letzten Tagen war er ebenso finster und grau wie der Himmel über uns. Ich verstand ihn ganz gut. Wenn du wer weiß wohin verschleppt wirst und neben dir ein einsilbiger Elf reitet, ist deine Laune eben nicht gerade die beste. Ell behielt Bass noch immer im Auge, doch las ich in diesen gelben Elfenaugen keinerlei Zuneigung zu meinem einstigen Freund.
    Mein einstiger Freund. Freundschaft gab es zwischen uns keine mehr. Sicher, nach wie vor verband uns so vieles – aber im Grunde waren das nur Erinnerungen, mehr nicht. Wir hatten uns in den vergangenen Jahren beide verändert. Abgesehen davon konnte ich ihm jenen weit zurückliegenden Tag nicht verzeihen, an dem er For und mir unser Geld gestohlen und sich klammheimlich davongemacht hatte.
    Der Regen ärgerte nicht nur den erkälteten Kli-Kli. Hallas’ Pfeife wollte einfach nicht angehen, und der Gnom schimpfte auf alles und jeden. Seit einiger Zeit hüllte er sich stets in einen Umhang und spähte immer wieder ängstlich zu den Wolken hoch. Offenbar fürchtete er neuerliche Zahnschmerzen. Deler trug einen kurzen grünen Umhang und brummte alte Liedchen der Zwerge vor sich hin. Das brachte Hallas noch mehr auf. Da das Wetter aber für eine Prügelei ungeeignet war, knurrte der Gnom nur wütend und unternahm einen weiteren

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