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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Sonst lass ich dich los! Hörst du, du Stumpfhirn?«
    »Pff! Prust! Ja!«
    »Ganz ruhig! Ich halt dich fest, du wirst nicht ertrinken! Leg dich einfach aufs Wasser und atme gleichmäßig!«
    Er brummte nur zustimmend.
    Mit den Beinen strampelnd sah ich mich um. Von der Fähre waren nur noch die Erinnerung und ein paar Bretter geblieben. Einige besonders große Stücke brannten weiter, die Luft roch nach Feuer und Rauch. Vierzig Yard von uns entfernt sah ich einen Kopf, vermochte jedoch nicht zu erkennen, wer da schwamm. Einer hatte sich also noch gerettet. Aber was war mit den anderen?
    Das ist nicht der Augenblick, die Verluste zu beklagen, Garrett! Bring dich erst ans Ufer!
    Bis dahin war es allerdings noch ein ganzes Stück. Aber ich musste es schaffen, wollte ich nicht als Fischfutter enden. Die anderen kamen uns bereits zur Hilfe, würden jedoch noch eine Weile brauchen, bis sie uns erreicht hatten.
    Deshalb schwamm ich los, durchpflügte das Wasser, zählte jeden Stoß und versuchte, gleichmäßig zu atmen.
    Und eins! Und eins! Und eins!
    Wie oft ich dieses Und eins! wiederholte, weiß ich nicht mehr. Oft. Sehr oft. Das Einzige, was ich wahrnahm, war Wasser, der unerbittliche Himmel und das ferne Ufer.
    Und eins! Und eins! Und eins! Und noch mal! Und noch viele Male! Und eins! Und eins!
    Kli-Kli hing als schwere Last an meinem Arm, er, meine Stiefel, die Kleidung, die Armbrust, das Messer und meine Tasche – alles zog mich zu Boden. Eigentlich musste ich die Waffen loswerden, doch da hätte ich noch eher Kli-Kli aufgegeben.
    Gut, das war nur dahergesagt. So ein Schwein war ich nicht, den Kobold untergehen zu lassen. Aber meine Waffen durfte ich wirklich nicht aufgeben. Ich hätte mich gern von meinen Stiefeln befreit, konnte die Dinger aber nicht ausziehen, da sie geschnürt waren und ich weder ein Akrobat noch ein Zauberkünstler war, der sich seiner Stiefel mit nur einer Hand entledigen konnte.
    Nach fünfzig weiteren Und eins! musste ich der Wahrheit ins Gesicht sehen: Ich würde es niemals schaffen. Wenn die anderen uns nicht bald erreichten, würden Kli-Kli und ich ein letztes Blubb ausstoßen und ersaufen. Meine Arme und Beine waren schwer, ich machte immer schwächere Züge, konnte uns oft genug nicht mehr über Wasser halten.
    Und noch immer war das Ufer weit, weit entfernt.
    »Kli-Kli«, keuchte ich. »Versuch, deine Stiefel auszuziehen!«
    »Hab ich längst!«
    Alle Achtung, Kobold!
    »Warum bist du dann so schwer?«
    »Das Kettenhemd …«
    Beim Dunkel! Deshalb zog es uns die ganze Zeit in die Tiefe! Dieser Nichtsnutz hatte sich ein Kettenhemd angelegt!
    »Kli-Kli … ich bring … dich um!«
    »Aber … erst am Ufer!«
    Am Ufer! Ich würde dieses verdammte Ufer doch nie erreichen!
    Und eins! Und noch mal! Und ein letztes Mal! Und noch ein bisschen! Und eins!
    Jede Bewegung kostete mich unglaubliche Kraft, mir wurde schwarz vor Augen, in meinen Ohren rauschte es, der Arm, in dem ich Kli-Kli hielt, schien gleich abzufallen. Dreimal ging ich unter, und dreimal bot ich meine letzten Reserven auf, um wieder an die Oberfläche zu gelangen und Luft zu holen …
    Als mich endlich jemand packte, war ich kaum noch bei Bewusstsein.
    »Garrett, lass Kli-Kli los! Garrett!«, klang Marmottes Stimme in meinen Ohren.
    Meine Hand hatte sich derart in die Kleidung des Kobolds verkrallt, dass ich sie nur mit Mühe lösen konnte.
    »Bis zum Ufer … ist es nicht mehr … weit! Zappel nicht!« Das schnelle Schwimmen ließ selbst Ell nach Luft ringen.
    Unter anderen Umständen hätte ich gekichert. Zappel nicht! Hatte ich das nicht auch Kli-Kli empfohlen?
    Als ich wieder festen Boden unter mir spürte und Ell mich mit Mets Hilfe an Land zog, vermochte ich zunächst gar nicht an das Wunder meiner Rettung zu glauben. Sagoth sei gepriesen!
    Kraftlos fiel ich zu Boden und erbrach das Flusswasser. Das tat gut. Ein letztes Mal noch spuckte ich bitteren Speichel aus. Jemand schlug mir auf den Rücken. »Du bist in Ordnung, Dieb?«
    »Offenbar ja, Mylord Alistan.« Ein starkes Zittern packte mich.
    Seltsam … das Wasser war doch warm gewesen.
    »Nimm einen Schluck!« Deler hielt mir seine Schnapsflasche unter die Nase.
    Dankbar nickte ich und trank einen tüchtigen Schluck. Sofort explodierte in meinem Bauch ein Pulverfass der Gnome, verbrannte mich inwendig ein wahnsinniges Feuer.
    In meinem Kopf gab es nur einen Gedanken: Gift!
    Tränen schossen mir in die Augen, ich schnappte nach Luft, brachte aber nur ein Husten

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