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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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für dich gewinnen«, erklärte Jok, als er sich neben Lias kleinen Bruder setzte, der ganz in sein Spiel mit dem Schiff versunken war.
    »Jok! Hast du etwa noch nicht von dem Elfen gehört?«
    »Doch. Einer der Freunde deines Vaters hat es mir gerade eben erzählt. Aber ob an dem Turnier nun ein Elf teilnimmt oder nicht, ich werde es in jedem Fall für dich gewinnen. Damit die ganze Stadt erfährt, dass Lia, Loters Tochter, das schönste Mädchen in Ranneng ist. Kein Elf kann mich daran hindern!«
    Lia pflückte eine Blume aus einem der Beete und fing an, ihre Blütenblätter einzeln abzuzupfen.
    »Was tust du da?«
    »Ich will sehen, ob du dieses Turnier gewinnst, Jok.«
    »Aber das ist doch nur eine Blume.«
    »Stimmt«, sagte sie seufzend. »Jok, ich bin so aufgeregt! Vertrauen wir lieber nicht auf eine dumme Blume! Lun!«
    »Was ist?« Lias Bruder riss sich widerwillig von seinem Spiel los.
    »Jok will uns zeigen, wie er mit dem Bogen schießt!«
    Sofort vergaß der Junge sein Schiff.
    »Hier ist ein Apfel. Geh zu der Kriegerstatue am Ende des Gartens, spieß den Apfel auf die Lanze und komm wieder her!«
    »Mach ich!« Lun rannte zu der Statue, um die Bitte seiner Schwester zu erfüllen.
    »Was hast du vor, Lia?«, wollte Jok wissen.
    »Es ist ein Omen. Wenn du den Apfel triffst, wirst du auch das königliche Turnier gewinnen.«
    »Der Apfel ist aber viel näher als das Ziel auf dem Feld«, hielt Jok dagegen.
    »Ach, komm! Bitte! Tu es meinetwegen!«, flehte Lia.
    Jok lächelte und nickte. Er zog den Handschuh an, spannte den mächtigen Bogen und griff nach einem Pfeil. Nach seinem Pfeil. Er trug eine fliederfarbene Befiederung und war mit einem goldenen Streifen gekennzeichnet. Alle kannten die Pfeile Jok Imargos. Lun kam zurückgerannt, der Apfel prangte jetzt als grüner Fleck an der Lanzenspitze der Statue.
    Jok legte den Pfeil an, zog die Sehne mit einer geschmeidigen Bewegung zum Ohr, hielt den Atem an und schickte den Pfeil auf die Reise. Die Sehne flirrte am Handschuh, der Pfeil flog mit einem wütenden Zischen durch die Luft. Eine Sekunde später zitterte er im Apfel.
    »Hurra!«, schrie Lun fröhlich und hüpfte in die Luft.
    »Was für ein Held du bist, Jok!« Lia klatschte freudig in die Hände. »Du wirst der Sieger dieses Turniers sein. Ganz gewiss! Wo willst du hin?«
    »Meinen Pfeil holen.«
    »Warte!« Sie fasste ihn bei der Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte. »Lass ihn mich dir heute Abend geben.«
    Jok sah sie verwundert und voller Freude an. Lia lächelte, küsste ihn auf die Wange und raunte ihm zu: »Und jetzt geh! Heute Abend wollen wir deinen Sieg feiern!«
    Er wollte ihr noch etwas sagen, aber Lia legte ihm den Finger auf die Lippen, ließ ihr bezauberndes Lächeln abermals erstrahlen und ging zum Springbrunnen, ohne sich noch einmal umzusehen. Daraufhin verließ Jok den Garten. Es wurde Zeit, sich auf das Turnier vorzubereiten. Lia erwartete seinen Sieg.
    Nachdem Jok den Garten verlassen hatte, ließ Lia fünf Minuten verstreichen, bevor sie ihre Stickerei aus der Hand legte und zum Apfel ging. Sie zog den Pfeil heraus und besah ihn sich genau. Sie hatte den Pfeil, Lun aber war in sein Spiel versunken, ihr Vater zechte mit seinen Freunden, in der nächsten Zeit würde sich niemand um sie kümmern. Die Gelegenheit sollte sie nutzen, um Joks Pfeil so schnell wie möglich demjenigen zu bringen, dem sie ihn bringen sollte. Dann würde der Herr sie belohnen. Sie setzte jenes Lächeln auf, das Jok so liebte.
    »Wie gefällt dir die Stadt, Erodge?«, wandte sich Endargassa an seinen K’lissang, der neben ihm einherritt.
    »Das reinste Barbarennest, Trash Endargassa«, antwortete der ältere Elf.
    Erodge war ein Elf alten Schlages, der auf Menschen herabsah. Endargassa teilte diese Sicht seines langjährigen Freundes nicht. Die Häuser der dunklen Elfen mussten den Menschen zur Seite stehen. Wie seltsam Menschen auch sein mochten, wie ungebildet, angriffsfreudig und wortbrüchig – sie stellten eine Macht dar, und nur zusammen mit ihren Kriegern würde es den Elfen gelingen, die Orks zu vernichten. Eben deshalb hatten die Herrscher der neun dunklen Häuser auch beschlossen, die Kräfte von Menschen und Elfen zu einer gemeinsamen Streitmacht gegen die Orks zu vereinen. Eben deshalb war der älteste Sohn aus dem Haus der Schwarzen Rose mit einem Sendschreiben für den König nach Vagliostrien gekommen. Und eben deshalb war der jüngere Bruder Endargassas mit derselben

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