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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Endargassa, der Erbprinz aus dem Hause der Schwarzen Rose, war tot.
    »Der Schütze stand auf dem Dach!«, schrie jemand.
    »Die Menschen werden sich für den Tod meines Herrn zu verantworten haben!«, schwor Erodge, der den blutigen Körper des Prinzen an sich presste.
    Graf Pelan Helmy war bleich und entsetzt. Knapp fünfzig Elfen, die gerade ihren Herrn verloren hatten, umzingelten ihn.
    Wir müssen etwas unternehmen, sonst gibt es ein Blutbad, schoss es Mylord Helmy durch den Kopf. »Tshudge! Räum die Straße! Brakes! Zum König! Merak! Ich will den Schützen haben! Dass mir hier keine Maus entschlüpft! Paru! Alle Wachen her! Steht nicht rum! Marsch!«
    Die Männer beeilten sich, die Befehle auszuführen, der Graf beugte sich über den toten Elfen. Erodge kniete in einer Blutlache, der S’kasch lag neben ihm. Er zog den Pfeil aus Endargassas Hals, dabei zerbrach dieser, sodass zwei unschuldige Stücke ins Blut fielen.
    »Wenn Ihr den Mörder nicht findet, werden wir uns selbst für den Tod von Trash Endargassa rächen!«, spie Erodge voller Hass aus.
    Der Graf, dessen teure Paradehandschuhe voller Blut waren, hob die beiden Pfeilstücke von der Erde auf. »Tshudge!«
    »Ja, Mylord?« Einer der Soldaten des Grafen ritt heran.
    »Kennst du diesen Pfeil?« Er hielt dem Leutnant die beiden Teile hin.
    »Ja«, antwortete Tshudge fassungslos. »Das ist der Pfeil von …«
    »Ich denke, wir haben den Mörder Eures Herrn binnen einer Stunde gefasst«, wandte sich Mylord Helmy an Erodge.
    Der Elf sah den Mann mit seinen kalten, bernsteingelben Augen lange an, ehe er nickte. »Dann werden wir warten. Genau eine Stunde.«
    Obwohl bis zum Beginn des königlichen Turniers noch eine ganze Stunde blieb, eilte Jok bereits zum Park, in dem die großen Wettkämpfe stattfinden sollten. Zum einen wollte er sehen, wer den Ringkampf gewonnen hatte, zum anderen musste er sich mit den Windverhältnissen und dem Kampfplatz vertraut machen.
    Etwas beunruhigte Jok, ihm war jedoch nicht bewusst, was das eigentlich war. Doch irgendwann begriff er: Hier waren keine Menschen! Warum eilte niemand zur Tribüne, um sich die Duelle anzusehen? Sollte es vielleicht an dem Tumult liegen, zu dem es am Schmutzigen Tor gekommen war? Es hieß, einer der Elfen sei ermordet worden. Jok maß diesem Vorfall allerdings keine Bedeutung bei, denn all sein Denken und Fühlen war jetzt auf das königliche Turnier gerichtet. Vor seinem inneren Auge sah er allein das rot-weiße Ziel, in das er mindestens acht Pfeile schicken musste.
    Am Eingang zum Turnierplatz hatten sich Soldaten der Königsgarde aufgebaut. Jok runzelte die Stirn. Was taten die Gardisten hier, gewöhnlich reichte doch die Stadtwache zum Schutz aus? Und dann waren es so viele. Mindestens zwanzig Fußsoldaten, zur Hälfte Lanzenträger, zur anderen Hälfte Armbrustschützen. Dazu kamen noch zehn Kavalleristen in Rüstung und mit höchst angriffsfreudiger Miene. Den Befehl hatte offenbar ein Ritter in grün-weißer Rüstung. Die Soldaten warteten schweigend, bis er näher kam. Niemand von ihnen rührte sich. Jok verlangsamte den Schritt und stieß einen entsetzten Aufschrei aus: Das königliche Banner in den grauen und blauen Farben hing auf Halbmast.
    »Ist der König tot?!«, fragte Jok.
    Das würde erklären, warum niemand zum Turnier eilte.
    Die Gardisten blickten ihn mit verschlossener Miene an. Jok trat an sie heran und fragte einen Soldaten, mit dem er schon mehrfach ein Bier getrunken hatte: »Was ist geschehen, Tramur?«
    »Seht doch mal, wen wir hier haben!«, sagte der Soldat und fasste die Lanze fester. »Wirf den Bogen weg, Jok!«
    »Was?«, stieß Jok aus und blickte den Ritter in der grün-weißen Rüstung an. Doch der schwieg nur. Durch den Sehschlitz des Helms spähten ausdruckslose Augen.
    Tramur rammte Jok den hölzernen Lanzenschaft in den Bauch. Jok krümmte sich und ließ den Bogen fallen. Durch seinen Unterleib wogte eine Welle des Schmerzes, Tränen schossen ihm in die Augen, er rang nach Atem. Der zweite Schlag traf ihn am Hals. Jok schlug mit dem Gesicht auf dem Straßenpflaster auf. Sein Mund füllte sich mit Blut. Er begriff nichts mehr, wollte aufstehen und fragen, warum man ihn schlug, doch da trat ihn jemand, und er sank wieder aufs Pflaster zurück. Es folgten Tritte und Schläge mit bloßer Hand, aber auch mit Lanzenschäften. Er wurde lange geschlagen, so lange, bis er sich an den Geschmack des Blutes in seinem Mund gewöhnt hatte, an die Geräusche der

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