Schattenstürmer
Mumrs Brust zielte. Lämpler tat daraufhin etwas, womit ich nie gerechnet hätte: Er bewegte sich auf Maylow zu. Ich stöhnte auf, denn einen kurzen Augenblick lang fürchtete ich, Maylow würde Lämpler nun in zwei Hälften spalten. Doch genau da kam Leben in den riesigen Birgrisen Lämplers, der noch eben so ruhig wie ein Kind in seiner Armbeuge geschlummert hatte. Lämpler parierte die Attacke Maylows.
Kling!, schallte es durch den Hof des Schlosses, und Maylow wich zurück.
Sofort griff Lämpler den Feind an seiner ungeschützten Flanke an. Diesmal machte mich Maylow sprachlos: Er war fast neben Mumr und drehte dem Schwert jetzt den Rücken zu.
Die Menge schrie auf.
Doch Maylow riss die Klinge nach hinten auf den Rücken und fing mit der flachen Seite der Schneide Mumrs Schwert ab.
Kling!
Maylow drehte sich herum, das Schwert schoss wieder hinter seinem Rücken hervor, begierig, mit einem einzigen Streich Lämpler beide Arme abzuhacken. Mumr duckte sich weg, wehrte den Schlag ab und zielte mit seinem Schwert nach Maylows Bauch.
Ich bekam gar nicht alles mit, was da auf dem Platz geschah. Die Klingen flirrten wie wild gewordene Motten, durchschnitten zischend die Luft, trafen klirrend aufeinander, trennten sich und stürzten erneut aufeinander los. Mitunter verschmolzen die Bewegungen beider Kontrahenten zu einem einzigen Fleck, dann verstand ich erst nach ein paar Sekunden, dass sie noch lebten.
Klirr! Kling! Klang! Klirr!
»Ah!«, »Oh!«, »Uh!«, schrie die Menge bei jedem Schlag, Ausfall oder Hieb.
Maylow drehte sich abermals herum und schlug zu, wobei er seine ganze Seele in den Hieb zu legen schien. Mumr wich aus und riss den Schwertgriff scharf nach unten, sodass die Klinge vertikal in der Luft aufragte und Maylows Schlag abfing.
Kling!
Die Schwerter woben ein Spinnennetz in der Luft, vollführten einen Wirbel, stießen gegeneinander, drohten den Himmel zu durchbohren und träumten davon, die Erde aufzureißen. Die beiden kämpften nicht – sie tanzten, spielten mit dem Tod, ein betörendes Spiel, dessen Einsatz das Leben war.
Nun schoss Maylows Klinge hoch hinauf. Lämpler warf sich auf die offene Flanke und versuchte, einen Schlag auszuführen. Aber mehr als ein Versuch war es nicht. Balistan Pargaide zahlte Maylow sein Geld nicht umsonst, denn dieser zog sich flink zurück, setzte dann die Bewegung seiner Klinge fort und holte zum Schlag aus.
Lämpler ging in die Hocke und fing den Schlag mit seinem Schwert ab, unmittelbar unter der Parierstange. Sofort schnellte er wieder hoch und stieß den Griff seiner Klinge nach vorn und nach oben. Maylow hätte sich beinahe das eigene Schwert ins Gesicht gerammt. In letzter Sekunde sprang er jedoch nach hinten und wich dem anstürmenden Mumr aus.
Der Kampf dauerte erst eine halbe Minute, doch beider Gesichter glänzten schon vor Schweiß.
Maylow beäugte Lämpler, der ihn beinahe zu seinen Vorfahren geschickt hätte, mit einem angespannten und vorsichtigen Blick, um jede auch noch so winzige Bewegung zu erhaschen.
»Zeit zu sterben«, brummte Hallas. »Lange kannst du diese Deichseln nämlich nicht schwingen.«
Da hatte der Gnom recht. Die schweren Schwerter flatterten zwar noch wie Federn durch die Luft, doch früher oder später würde sich die Erschöpfung bemerkbar machen – und über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Mumr überrumpelte seinen Gegner, indem er mit einem Sprung vor ihm stand und zuschlug.
»Ah!«, rief die Menge, die dem kühnen Streich huldigte.
Als es bereits so aussah, dass ihm Lämpler gleich die Rippen brechen würde, fing Maylow die Klinge noch ab, indem er in das eigene Schwert all seine Schnelligkeit und Lebensgier legte.
Kling!
Die Schwerter stöhnten kläglich und verschmolzen zu einem flüchtigen Kuss, nur um sogleich wieder auseinanderzufahren.
Und abermals vollführten sie ihren Wirbel, schufen ein funkelndes Ornament in der Luft, das mit dem Tod seinen letzten Schliff bekommen sollte.
Maylow sprang auf Mumr zu und schlug auf ihn ein.
»Ha!«
Ding!
»Ha!«
Zing!
»Ha!«
Pling!
Maylows letzter Schlag war besonders kraftvoll. Lämpler musste seine Deckung aufgeben, und so schlug der Feind sofort auf den ungeschützten Kopf ein. Mumr riss sein Schwert herum, die Klingen erstarrten, in der Luft gekreuzt. Jeder der beiden Duellanten drückte mit seinem Schwert gegen das des anderen, um dem Feind die Klinge ins Gesicht zu rammen.
Mehrere Sekunden lang hing Stille über dem Platz.
Dann duckte sich
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