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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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durch den Raum und unterhielt die Soldaten, doch sobald er Mylord Ratte erblickte, brach er sein Tun jäh ab und schloss sich uns an.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte ich ihn.
    »Ich habe mir die hiesigen Sehenswürdigkeiten angesehen. In der Küche gibt es übrigens Mohrrüben.«
    »Meinen Glückwunsch.«
    Miralissa und die Elfen waren ebenfalls anwesend, genau so wie Balistan Pargaide und Maylow Trug. Oro Habsbarg hielt einen Bierkrug in der Hand. Als er mich sah, nickte er mir ernst zu. Alia Dally stand hinter einem gedrungenen, breitschultrigen Mann, dessen Kinn ein zwei Wochen alter Bart zierte; doch wie alle Soldaten im Schloss war er kahl. Er trug ein Kettenhemd und die groben Hosen eines Soldaten. Er drehte einen Dolch mit einem wertvollen Griff aus Ogerknochen hin und her. Graf Algert Dally, genannt Gute Seele, wenn ich mich nicht irrte. Wir traten an seinen Tisch heran.
    »Du bleibst also bei deiner Entscheidung?«, wandte sich Algert an Maylow, nachdem er jeden von uns aufmerksam angesehen hatte.
    »Ja. Ich verlange, dass das Gericht der Sagra einberufen wird.«
    »Gut. Dann müssen wir nur noch deinen Gegner bestimmen. Bringt die Halme!«
    Einer der Soldaten verließ den Saal.
    »He, Garraker! Fang!« Maylow Trug warf Aal einen Kupferling zu. »Ich glaube, den schulde ich dir noch.«
    Aal fing die Münze auf und steckte sie weg, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. »Danke. Geld kann man ja nie genug haben.«
    »Wolltest du mich nicht auspeitschen lassen? Ich flehe Sagra an, sie möge mich mit dir auf diesem Platz zusammenführen.«
    »Mir soll’s recht sein.« Aal verneigte sich gelassen, Hallas brummte verärgert und sah Maylow finster an.
    Da kehrte der Soldat zurück und trat an diejenigen heran, die einen Halm aus seiner Faust ziehen mussten.
    »Wer den kurzen Halm zieht, tritt morgen früh beim Gericht der Sagra gegen diesen Mann an«, sagte Algert Dally. »Ich erinnere daran, dass es Euch freisteht, keinen Halm zu ziehen, doch in diesem Fall würdet Ihr Eure Schuld bekennen. Wie ich sehe, will niemand von diesem Recht Gebrauch machen. Dann zieht! Möge Sagra Euch beistehen!«
    Der Erste war Ell. Er streckte entschlossen die Hand aus – und zog einen langen Halm.
    Egrassa. Ein langer.
    Mein Herz hämmerte so wild, als müsste ich selbst einen Halm ziehen.
    Mylord Alistan. Ein langer Halm.
    Met. Ein langer.
    Hallas. Ein langer. Der Gnom sah enttäuscht aus, er hätte den Kampf zu gern ausgetragen. Der Gedanke, dass er nach dem Duell ebenso gut mit den Beinen voran vom Platz getragen werden konnte, schien ihm gar nicht zu kommen. Wie jeder Gnom war auch Hallas über die Maßen selbstgewiss.
    Aal. Ein langer Halm. Maylow Trug schob die Unterlippe enttäuscht vor.
    Es blieben noch Deler und Lämpler.
    Mumr. Ein kurzer. Ein kurzer Halm! Sagoth steh uns bei!
    Der Soldat Algert Dallys öffnete seine Faust, um allen zu zeigen, dass der letzte Halm, den Deler hätte bekommen müssen, ein langer war.
    Mumr schien die Aussicht, dass ihm morgen ein Kampf bevorstand, recht kalt zu lassen. Er grinste, zuckte die Achseln und steckte den Strohhalm weg.
    »So soll es denn sein!«, sagte Mylord Algert. »Die Waffe?«
    »Das Langschwert«, antworte Maylow Trug und durchbohrte Mumr mit einem Blick.
    »Das Langschwert«, wiederholte Lämpler.
    »Man wird Euch morgen früh holen. Und jetzt lade ich alle ein, Brot und Honigwein mit mir zu teilen.«
    Ich weiß nicht, wie es den anderen erging, aber mir blieb jeder Bissen im Halse stecken. Als ich mich von der Tafel erhob, hatte ich das Essen auf meinem Teller kaum angerührt.
    »Es geht los!« Kli-Kli sprang aufgeregt herum, zog die Nase hoch und biss ein ordentliches Stück von seiner Möhre ab.
    »Musst du eigentlich ständig an deiner Rübe rumnagen?«, blaffte ich ihn an.
    »Ja«, antwortete der königliche Narr. »Wenn ich aufgeregt bin, muss ich etwas essen.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Kli-Kli«, sagte Met, obwohl er genauso nervös war wie ich.
    »Wie du meinst, Met!« Kli-Kli biss ein weiteres Stück von seiner Mohrrübe ab. »Welche Chancen hat Mumr?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Alles hängt davon ab, wie er mit dem Ding umgehen kann.« Der Gnom kaute auf seiner qualmenden Pfeife.
    »Glaub mir, dieser Maylow weiß sein Schwert zu führen«, sagte Kli-Kli und seufzte. »Um ein königliches Turnier zu gewinnen, muss man schon etwas auf dem Kasten haben.«
    »Unser Lämpler braucht sich vor niemandem zu verstecken«, hielt der Gnom dagegen.

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