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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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»Das Eichenblatt am Schwertgriff hat er schließlich nicht vom nächsten Baum gepflückt.«
    Ich achtete nicht weiter auf ihren Streit. Der Morgen war kühl, die Sonne versteckte sich hinter weißen Wolken. Zusammen mit vielen anderen Schlossbewohnern standen wir um eine Fläche aus festgestampfter Erde im Innenhof. Es gab keine Fanfaren und auch keine prachtvollen Bänder. Das hier war kein Turnier, sondern ein Duell auf Leben und Tod. Mylord Algert und seine Tochter, die Elfen, Balistan Pargaide und Alistan Markhouse … Alle schienen genauso unruhig wie ich, auch wenn sich das in ihren adligen Gesichtern nicht so widerspiegelte. Hol mich doch das Dunkel, ich fühlte mich, als sollte ich gleich selbst zum Kampf antreten! Nur Oro Habsbarg schien sich zu langweilen.
    Durch die Reihen der Zuschauer lief ein Flüstern. Ich drehte den Kopf und sah Maylow Trug. Gelassen betrat er den Kampfplatz, wandte sich den Adligen zu und verneigte sich.
    Maylow war auch jetzt wie ein Geck gekleidet: ein rotes Seidenhemd mit weiten Ärmeln, bordeauxfarbene Lederbreeches, auf Hochglanz polierte Stiefel, schwarze Lederhandschuhe. Den Birgrisen trug er über der rechten Schulter. Die Klinge war fast so lang wie er selbst. Wenn man das Schwert in die Erde rammte, würde der massive runde Knauf am Griff Maylow bis unters Kinn reichen.
    Kurz darauf erschien auch Mumr. Er betrat den Schlosshof von der anderen Seite her und nahm Maylow gegenüber Aufstellung. Wie sein Gegner trug er ein Hemd, das aber nicht aus Seide war, sondern aus schwarzer Wolle. Dazu die groben Hosen des Soldaten, weiche Stiefel … Das Einzige, was die beiden Duellanten verband, waren die Lederhandschuhe und die schweren Birgrisen. Weder der eine noch der andere trug Rüstung: Beim Gericht der Göttin waren keine Panzer nötig. Lämpler war ein Meister des Langschwerts, Maylow ebenfalls. Das Duell würde genau mit dem ersten schweren Fehler eines der beiden Kämpfer enden, denn ein guter Schlag mit einer solchen Klinge reichte vollauf, um den Gegner ins Licht zu schicken.
    Mumr hatte sich ein schwarzes Tuch um die Stirn gebunden, das seine langen Haare bändigte und zugleich verhinderte, dass ihm Schweißperlen in die Augen tropften. Mumrs Schwert lag in seiner linken Armbeuge, der Soldat stützte es nur mit den Fingern an der Parierstange.
    Maylow sah seinen Gegner mit stierem Blick an. Mumr erwiderte diesen Blick mit einer derart ausdruckslosen Miene, dass man den Eindruck hatte, er wolle einen kleinen Morgenspaziergang unternehmen. Neben Maylow Trug wirkte er schmal und schmächtig, der Birgrisen in seinen Händen dagegen übermäßig groß und schwer.
    »Ihr seid bereit?« Die Stimme Algert Dallys hallte über den Platz.
    »Ja!«
    »Ich bin bereit«, antwortete Lämpler.
    »An denjenigen, auf dessen Verlangen das Gericht tagt, ergeht die Frage, ob er sich nach wie vor für das Eigentum seines Herrn schlagen möchte?«
    »Ja«, erklärte Maylow Trug mit fester Stimme.
    »Das Gericht endet …«
    »… mit dem Tod«, fuhr Maylow fort.
    »So sei es«, sagte Algert Dally, der gerade nachdenklich mit seinem geliebten Messer spielte. »Im Namen von Stahl, Feuer, Blut und im Namen des göttlichen Willens erkläre ich, dass Sagra über euch richten wird. Sie wird entscheiden, wer von euch recht hat!«
    Nun betrat der Priester der Sagra den Kampfplatz. Auch er trug ein Kettenhemd und Felle. Er zog sein Schwert aus der Scheide, rammte es zwischen die beiden Gegner in den Boden und sprach ein Gebet, in dem er die Göttin des Krieges und des Todes bat, Zeugin dieses Duells zu sein, den Schuldigen zu bestrafen und den Unschuldigen zu beschützen. Maylow starrte Mumr derweil unverwandt an. Lämpler kaute träge auf dem Strohhalm herum, der ihn ja hierher gebracht hatte.
    »Himmel hilf!«, stieß Kli-Kli neben mir aus. Der Priester zog das Schwert aus dem Boden, machte einen großen Schritt nach hinten und sagte: »Fangt an!«
    Beide Duellanten warteten noch ab, bis der Priester den Platz verlassen hatte. Die ganze Zeit über behielt Maylow Lämpler fest im Blick, während dieser gelangweilt einen Punkt irgendwo über Maylow Trug anstarrte. Jeder wartete, dass der andere zuerst angriff.
    Mein Herz klopfte sechsmal, bevor Maylow mit einem lauten Kampfschrei als Erster losstürmte. Mit der linken Hand packte er den Birgrisen und zog ihn schwungvoll über die Schulter. Die Bewegung unterstützte er durch eine Drehung des Rumpfs, um einen schrecklichen Schlag auszuführen, der auf

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