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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Sultanat! Feinste Qualität! Da ist nicht mit Motten zu rechnen!«
    »He! Etwas vorsichtiger, wenn ich bitten darf! Das ist Porzellan der tiefländischen Meister, nicht der Tontopf deiner Großmutter!«
    »Latsch mir nicht ständig über die Füße! Sonst kriegst du eine!«
    »Wenn du das Echo verträgst!«
    »Sonnenblumenkerne!«
    »Mylord, in unserem Etablissement findet Ihr die schönsten Mädchen weit und breit! Tretet ein! Für einen Silberling bekommt Ihr gleich drei! Und für zwei machen sie mit Euch, was Ihr wollt!«
    »Mama! Ich will eine Brezel! Bitte!«
    »Zügel, Trensen, Sattel! Zügel, Trensen, Sattel!«
    »Welpen vom Imperiumshund! Bereits bissig!«
    »Vom Imperiumshund? Das sind doch Ratten, aber keine Hunde!«
    Der Tumult übertraf sogar noch den am Stadttor. Aal sagte mir etwas, das jedoch im Gebrüll einer dicken Alten unterging, die mir einen stinkenden Fisch unter die Nase hielt, der das Wasser bestimmt schon vor einem Monat verlassen hatte. Ich stieß die Händlerin weg und jagte Aal hinterher.
    Hallas, der vor Schmerz demnächst gewiss auch noch sein letztes bisschen Verstand verlieren würde, führte uns durch die Menge, die dem Schauspiel der Artisten zusah. Er hatte sich ja noch nie durch besondere Höflichkeit seiner Umwelt gegenüber ausgezeichnet, aber jetzt setzte er die Ellenbogen ein, trat auf Füße und schimpfte wie ein waschechter Bewohner des Hafenviertels, um sich seinen Weg zu bahnen. Die Popularität des Gnomenvolks in Ranneng sank damit prompt unter den Preis von Dünger.
    Wir hatten uns schon halbwegs durchs Gewühl gekämpft, da konnte sich Kli-Kli mal wieder nicht beherrschen und kletterte auf die Bühne, schlug ein Rad, machte einen Handstand, riss dem Jongleur die Fackel aus dem Mund, ließ sich mit dem Hintern auf sie fallen, sprang sofort wieder auf, kletterte eine Säule hoch, balancierte über ein Seil zu einer zweiten, spuckte einem Muskelmann auf die Glatze, der gerade ein Gewicht stemmte, und verabschiedete sich unter tosendem Beifall.
    »Du hast dich gut amüsiert?«, fragte ich ihn, als er mich erreichte. »Mit allem Bom-tirlim und tralala?«
    »Und du hast gut Trübsal geblasen und nur das Schlimmste befürchtet?«, blieb mir Kli-Kli nichts schuldig. »Du hast eine wirklich dämliche Einstellung zum Leben, Garrett!«
    »Da bin ich aber anderer Meinung! Ich habe sogar eine ganz hervorragende Einstellung zum Leben!«
    »Das Schlimmste zu befürchten ist eine hervorragende Einstellung zum Leben?« Der Narr runzelte die Stirn. »Wer hat dir denn den Bären aufgebunden?«
    »Ich mir selbst. Pass auf, ich erklär es dir!«
    »Ich bin ganz Ohr!«
    »Du rennst überall herum, singst deine Liedchen und behauptest ständig, alles wird gut. Aber was machst du, wenn es nicht gut wird?«
    »Verzweifeln, was dachtest du denn!«
    »Eben! Da bin ich ganz anders! Wie du richtig sagst, rechne ich immer mit dem Schlimmsten, und wenn es eintrifft, verzweifel ich nicht, sondern versuche schlicht und ergreifend, die Schwierigkeiten zu überwinden. Bleibt dieses Schlimmste aber aus, ja, tritt womöglich sogar das Gegenteil ein, dann freue ich mich aufrichtig über diese Überraschung!«
    Der Narr sah mich aufmerksam an. »Glaubst du eigentlich selbst, was du da sagst, Schattentänzer?«
    »Nicht ganz«, gab ich zu.
    »Na bitte! Nicht ganz! Und jetzt leg einen Zahn zu, sonst verlieren wir die anderen noch in diesem Gewühl.«
    Der Kobold schoss los. Bei seiner geringen Größe schlängelte er sich mühelos durch die Menge. Mir dagegen trat man zwanzigmal auf den Fuß, zehnmal versuchte man, mir etwas anzudrehen, vom Schwamm angefangen bis hin zu einer verlausten und fürchterlich jaulenden Katze, die kurz vorm Verrecken war.
    Irgendein unerfahrener kleiner Dieb wollte mir in die Tasche fingern, worauf ich ihm Lämplers Dolch an den Bauch presste und ihn damit gegen die Wand eines Ladens trieb.
    »Dein Lehrer?!«, fauchte ich den Taschendieb an.
    »Hä?« Der kalte Stahl an seinem Bauch schien seinem Denken nicht gerade förderlich zu sein.
    »Ich will wissen, wer dein Lehrer ist, du Hündchen!«
    »Schlud der Uhu, me… mein Herr!«
    »Ist er aus der Gilde?«
    »Hä?«
    »Bist du taub? Wenn ja, wird aus dir sowieso nie ein guter Dieb!«
    »Ja, mein Lehrer ist aus der Gilde, Herr!«
    »Dann richte ihm aus, er soll dir beibringen, wen man ausrauben darf und wem man besser nicht in die Tasche greift, wenn man noch keine Erfahrung hat!«
    »G… gut.« Der Junge war völlig fassungslos.

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