Schattenstürmer
Obhut von Deler und Kli-Kli überließ.
In den Augen des Garrakers lag etwas, das die Soldaten zwang, einen Schritt zurückzuweichen. Ein Wolf gegen eine Schar Hofhunde, schoss es mir durch den Kopf, als Aal sich gegenüber den Soldaten aufbaute. Sie waren jedoch in der Überzahl, außerdem konnten sie unseren Dolchen Hellebarden entgegensetzen, ein nicht zu unterschätzendes Argument.
»Wir sind hier nicht in Garrak, mein guter Herr!«, presste der Anführer der Wache durch die Zähne und fasste seine Hellebarde fester. »Bei uns gilt das Gesetz noch was!«
»Wenn in meinem Land das Gesetz genauso viel gelten würde wie hier, gäbe es in Garrak weitaus mehr Verbrecher als in Eurer Wache käufliche Soldaten«, erwiderte Aal. Seine Lippen verzogen sich zu der Andeutung eines Lächelns.
»Was willst du damit sagen?« Der Anführer kniff auf unschöne Weise die Augen zusammen.
Aal lächelte noch einmal dieses kaum zu bemerkende Lächeln und strich über den Griff eines Dolches. Prompt wichen die Soldaten abermals einen Schritt zurück. Hallas hatte sich endlich beruhigt und betrachtete erstaunt die Schaulustigen und die Wache um uns herum. Er wollte einfach nicht glauben, dass sich derart viele Menschen einzig wegen seiner aufbrausenden Natur angesammelt hatten.
»Meine Herren! Meine Herren!« Aus der Menge löste sich ein Mann und trat an die Wache heran. »Das sind meine Freunde, sie sind nicht von hier und daher mit den Gesetzen des ruhmreichen Ranneng gar nicht vertraut!«
Der Unbekannte hatte etwa mein Alter, eine spitze Nase, blaue Augen und dünne Lippen. Er war wie ein wohlhabender Bürger gekleidet, und wahrscheinlich brachte auch das die Wache dazu, ihm zu antworten, statt ihn kurzerhand fortzujagen.
»Deine Freunde stören die Ordnung und beleidigen die Wache.« Der Anführer sah den Unbekannten ungehalten an.
»Weiß ich doch«, erwiderte der Mann und fasste den Anführer behutsam beim Ellbogen, um ihn zur Seite zu führen. »Aber Ihr müsst verstehen, dass sie vom Lande kommen. Was soll man da schon erwarten? Meine Freunde haben gute Manieren nie kennengelernt. Sie sind zum ersten Mal in der Stadt. Der da, dieser dünne, das ist der Neffe meiner Tante, also ein Verwandter von mir!« Der Mann wies mit dem Finger auf mich.
»Was macht der Kerl?«, fragte Hallas.
»Er holt uns aus der Klemme, in die wir deinetwegen geraten sind«, erklärte ihm Deler.
Immerhin zeigte sich Hallas verständig genug, diesmal keinen Streit anzufangen.
»Ich soll ein Auge auf sie haben«, fuhr der Mann unterdessen mit seiner Erklärung für die Wache fort. »Versetzt Euch doch einmal in meine Lage, Herr Gardist! Meine Tante wird mir den Kopf abreißen und mich nie wieder in ihr Haus lassen, wenn er Schwierigkeiten bekommt!«
Aus der Hand des Mannes wanderte ein Silberling in die Hand des Gardisten.
»Wenn das so ist …«, sagte der Soldat. »Wir alle haben schließlich unsere Pflichten.«
Eine weitere Münze ging von Hand zu Hand.
»Obwohl«, der Soldat zögerte kurz, »obwohl ich, wenn ich es mir recht überlege, Eure verehrten Verwandten … auch gehen lassen könnte.«
Eine dritte Münze wechselte den Besitzer.
»Ja!« Der Gardist nickte entschieden. »Ich glaube, die Rannenger Wache hat Wichtigeres zu tun, als sich mit harmlosen Landeiern zu befassen, die sich noch nicht an die Stadt gewöhnt haben. Alles Gute, verehrter Herr!«
»Alles Gute!«, sagte unser Retter.
»Kommt, Jungs!«, wandte sich der Gardist an die anderen, worauf die Wache jedes Interesse an uns verlor und in der Menge verschwand.
Sobald die Gaffer merkten, dass das Spektakel vorüber war, verliefen sie sich. Der Markt nahm sein altes Leben wieder auf, und wir standen nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Der Mann kam zu uns, lächelte mich an und sah mir in die Augen. »Sei gegrüßt, Garrett!«, sagte er.
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu antworten: »Sei gegrüßt, Bass.«
»Sei gegrüßt, Garrett.«
»Sei gegrüßt, Bass«, antwortete ich brummig und nur mit einem halb offenen Auge.
»Schläfst du noch?«, fragte mein Freund.
»Hmm.«
»Ich hab Hunger.«
»Dann besorg dir was zu essen. Mit elf Jahren solltest du das längst können. Aber du hast ja nur Würfel und Karten im Kopf.«
»Schwill ab!«, giftete Bass und setzte sich auf den Rand meiner Strohmatratze. »Nur weil du ein Jahr älter bist als ich, heißt das noch lange nicht, dass du mir vorschreiben darfst, was ich tun soll!«
»Aber dein Gejammer,
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