Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
schnell manche Leute ihren Wein runterkippen!«, widersprach ich. »Der kann längst über alle Berge sein.«
    »Zerbrich dir nicht schon wieder den Kopf über Sachen, die völlig klar sind!«, fuhr mich Bass an. »Wenn ich sage, er ist da drin, ist er es auch!«
    »Schon gut!«, sagte ich, »warten wir!«
    Und wir richteten uns aufs Warten ein, was bei dieser Kälte kein sonderliches Vergnügen war. Jedes Mal, wenn sich die Tür zur Schenke öffnete, hielten Bass und ich uns bereit, doch jedes Mal sagte mir Bass, es sei nicht unser Mann.
    »Ich bin schon völlig durchgefroren!«, jammerte ich, nachdem wir zwei Stunden ausgeharrt hatten.
    »Ja und? Glaubst du, da bist du der Einzige? Ich bin auch durchgefroren, aber unser Mann sitzt da drin!«
    »Warten wir noch eine halbe Stunde, wenn er dann nicht rauskommt, verkrümel ich mich«, erklärte ich unumstößlich.
    »Pass auf, ich geh jetzt rein und sondiere die Lage«, ließ sich Bass herab.
    »Klar, damit Kra dich vermöbelt. Du bleibst schön hier!«
    Da der Frost gierig an unseren Fingern nagte, fing ich schon an, von einem Bein aufs andere zu treten und in die Hände zu klatschen, um wenigstens wieder etwas wärmer zu werden. Bass wollte noch ein paarmal in die Schenke gehen und nachsehen, ob der Besitzer der drei Goldmünzen dageblieben war, verzichtete jedoch nach einigen kurzen Anranzern stets darauf.
    »Ob er sich besoffen hat?«, fragte mein Freund verunsichert.
    »Schon möglich«, antwortete ich. Inzwischen meinte ich, meine Finger hätten sich in Eiszapfen verwandelt. »Ich habe nur noch einen Wunsch: Wärme!«
    »Da ist er!«, sagte Bass plötzlich und wies mit dem Finger auf einen Mann, der gerade aus der Schenke kam.
    »Was für ein Dämlack!«
    »Hab ich dir doch gesagt«, erwiderte mein Freund und zog die Nase hoch. »Ab morgen fängt ein neues Leben an!«
    »Freu dich nicht zu früh«, warnte ich ihn, während ich den Mann im Auge behielt. »Weißt du, wo er das Geld versteckt hat?«
    »In einem Beutel in der rechten Tasche.«
    »Dann los!«
    Wir folgten dem Kerl, ohne dass er uns bemerkte. Wenn ich ihm jetzt in die Tasche fingerte, hieße es, das Schicksal herauszufordern, denn hier gab es zu wenig Menschen, als dass ich mich unbemerkt hätte an ihn heranschleichen können. Uns blieb nichts anderes übrig, als auf eine günstige Gelegenheit zu warten.
    »Du bist sicher, dass er zwei Kannen Wein getrunken hat?«, fragte ich Bass.
    »Ja«, flüsterte er. »Warum?«
    »Er torkelt kaum. Sieht mir überhaupt nicht wie ein Betrunkener aus.«
    »Besoffene laufen anders!«, widersprach Bass. »Bei meinem Vater hast du zum Beispiel überhaupt nicht gemerkt, ob er betrunken ist oder nicht, wenn er dich mit dem Knüppel durchgewalkt hat.«
    Derweil schlug der Mann seine Haken durch die Vorstadt wie ein Hase durch den Wald, wenn er seine Spuren verwischen will. Wir blieben zurück, bis er zum Marktplatz einbog. Hier gab es so viele Menschen, dass wir es wagen konnten, ihm dicht an den Hacken zu kleben.
    Irgendwann nickte ich Bass zu, worauf er zur Seite huschte.
    Ich versuchte, durch die Nase zu atmen, meine Schritte denen des Mannes anzugleichen und mein nervöses Zucken zu unterdrücken. Meine Finger waren völlig steif gefroren und deshalb längst nicht so flink wie sonst. Wenn der Mann nicht drei Goldmünzen in der Tasche trüge, würde ich das Risiko auf keinen Fall eingehen.
    Als mich jemand von hinten anrempelte, stieß ich kurz gegen den Mann – und nutzte dieses Geschenk der Götter, um ihm die Hand in die Tasche zu schieben. Ich bekam den Beutel auch auf Anhieb zu fassen und wollte schon weglaufen, da packte der Unbekannte meine Hand. Seine hellblauen Augen begegneten meinem Blick. »Hab ich dich doch, du Dieb!«, zischte er.
    Ich schrie leise auf und versuchte freizukommen, aber der Mann war viel stärker als ich, und seine Bärenpranke hielt meine Hand fest umklammert.
    Na wunderbar!, schoss es mir durch den Kopf.
    Bass stürzte sich von hinten auf den Mann und trat ihm gegen das Bein. Der Kerl heulte auf und ließ meine Hand los.
    »Lauf!«, schrie Bass und schoss selbst davon.
    Ich tat es ihm nach und folgte ihm, den Beutel fest in der Hand. Der Mann hetzte uns nach. »Diebe!«, schrie er. »Haltet die Diebe!«
    Wir drängelten uns durch die Menge, verließen den Marktplatz und rannten in eine enge Gasse hinein. Der verfluchte Kerl blieb uns aber dicht auf den Fersen. Ich verhedderte mich im Hundefell und war völlig außer Atem. Die Schritte

Weitere Kostenlose Bücher