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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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drehte ich mich endgültig um und eilte hinter Hallas her. Kli-Kli konnte seine Neugier nicht bezwingen und fragte: »War das ein Freund von dir?«
    »Nein. Das heißt, ja – doch. Eine Art Freund.«
    »Brrrr«, brachte Kli-Kli heraus und schüttelte den Kopf. »Also ja, nein oder eine Art? Du solltest dich schon entscheiden!«
    »Lass ihn zufrieden, Kli-Kli«, mischte sich Aal ein.
    »Was hab ich denn getan? Fragen wird man ja wohl noch dürfen!« Kli-Kli breitete die Arme aus. »Hör mal, Garrett, bist du zu all deinen Freunden derart höflich und zuvorkommend oder nur zu ausgewählten? Ich frage bloß, damit ich mich in Zukunft nicht wundere, wenn du mich bei einer Begegnung kurzerhand fortjagst.«
    »Iss deine Mohrrübe!«, brüllte ich den Kobold an.
    »Werte Leute!«, erschallte es da über den Markt.
    »Gilt das uns?« Aal drehte sich vorsichtshalber um.
    »Uns allen bestimmt nicht«, klärte der Kobold den Garraker auf und warf einen beredten Blick auf mich. »Manche sind sogar alles andere als werte Leute! Obendrein setzen besagte Leute ständig eine Sauerbiermiene auf.«
    »Werte Leute! Wartet!« Ein gut gekleideter junger Mann kam auf uns zugeeilt.
    »Das gilt mit Sicherheit uns«, sagte Aal und blieb stehen.
    »Was will der denn von uns?«, knurrte Deler misstrauisch und verengte die Augen zu Schlitzen.
    »Komm weiter«, verlangte Hallas. »Wenn wir auf jeden Schreihals achten, sind wir bis Mitternacht nicht beim Bader!«
    »Aber wenn wir einfach weitergehen, kommt der uns hinterhergerannt und schreit den ganzen Markt zusammen«, gab ich zu bedenken. »Darauf können wir wahrlich verzichten.«
    »Stimmt wohl«, pflichtete Kli-Kli mir bei und rammte seine Zähne in die Mohrrübe. »Hallas, dein Ärmel ist hochgerutscht.«
    Der Gnom fluchte und krempelte den Ärmel seines braunen Hemdes herunter, um die Tätowierung, ein rotes gezahntes Herz, das Emblem der Wilden Herzen, zu verbergen. Wir hielten es für besser, wenn sich die Wilden Herzen nicht zu erkennen gaben. Deshalb versteckten alle Angehörigen dieser legendären Einheit Vagliostriens ihre Tätowierungen unter der Kleidung. Wir wollten eifrige Halsaufschneider ja nicht zu unüberlegten Handlungen ermuntern, da es eh schon so viele Gerüchte über uns gab und unser geheimer Abzug aus Awendum eben längst kein Geheimnis mehr war (zumindest nicht für die Schamanen des Unaussprechlichen, die versucht hatten, uns auf dem Weg von Awendum nach Ranneng zu vernichten).
    »Werte Leute!« Der Junge atmete schwer, offenbar hatte es ihn seine letzten Kräfte gekostet, uns einzuholen.
    »Was willst du, Menschlein?«, fuhr ihn Hallas an. »Hast du nichts Besseres zu tun, als durch die halbe Stadt zu brüllen?! Wir wissen doch selbst, dass wir werte Leute sind!«
    »Ich wollte Euch …«, setzte der Junge an, doch Deler fiel ihm ins Wort: »Wir kaufen nichts!«
    Der Zwerg und der Gnom drehten sich um und stapften davon, ohne den Jungen ausreden zu lassen. Ich zuckte kaum merklich mit den Schultern. Solchen Schreihälsen ist es nicht vergönnt, einem Zwerg etwas zu verkaufen.
    »Wartet doch!«, rief er. »Ihr sucht einen Bader, nicht wahr?«
    Hallas blieb wie vom Donner gerührt stehen und drehte sich ganz langsam zu uns zurück. Das Gesicht des Gnoms verhieß nichts Gutes.
    »Wie viel?«, fragte Hallas und ballte die Fäuste.
    »Nichts!«
    Das brachte den Gnom dazu, sich die Sache ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen, zu rülpsen und sich dann den Nacken zu kratzen. »Hab ich das richtig verstanden?«, sagte er schließlich. »Der Zahn kommt raus, ohne dass es mich was kostet?«
    »Ganz genau!«
    Hallas kratzte sich abermals den Nacken. Er schwankte zwischen seinem Geiz und dem Wunsch, sich zu prügeln.
    »Diesen Blödsinn glaubst du doch nicht, oder, Bartwicht?«, knurrte Deler. »Kostenlos – so was gibt’s doch gar nicht!«
    »Seh ich auch so.« Erneut warf Hallas dem Jungen einen finsteren Blick zu.
    »Nicht doch, werte Leute! Ich lüge nicht! In der Universität werdet Ihr an der Fakultät für Heiler unentgeltlich behandelt. Obendrein nicht einmal von einem Bader, sondern von einem echten Heiler! Einer wissenschaftlichen Koryphäe! Einem Professor!«
    »Ach ja?«, brummte Hallas immer noch ungläubig. »Und warum gibt sich dein Professor mit so was ab, wie den Leuten die Zähne zu ziehen?«
    »In dieser Woche sind die Examina«, antwortete der Student. »Die Professoren erklären den höheren Semestern, wie geheilt wird, und führen es gleichzeitig

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