Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
ihren Büchern blätterten.
    »Ja, heute wird das vierte Semester in Anatomie geprüft«, antwortete unser Führer. »Wer besteht, feiert im Sonnigen Tropfen . Am Abend gibt es ein ordentliches Gelage!«
    »Kann ich mir vorstellen«, bemerkte Deler und grinste, als habe er gerade selbst diese Anatomieprüfung bestanden und das Ergebnis bereits begossen. »Hallas, mein Freund! Du siehst etwas blass aus. Beunruhigt?«
    »Gnome sind nie beunruhigt!«, gab Hallas stolz zurück und erklomm sogleich mit weichen Knien die Treppe.
    »Hauptsache, er fällt nicht in Ohnmacht!«, flüsterte Kli-Kli mir zu.
    Der Gnom, der sich in Stalkons Palast als Erster in den Kampf gestürzt und keine Furcht vor jenen Kreaturen gezeigt hatte, die die Diener des Unaussprechlichen in der Harganer Heide herbeigezaubert hatten, zitterte jetzt wie Espenlaub im Herbstwind.
    »Wenn er umkippt, fängt Deler ihn auf«, beruhigte ich Kli-Kli.
    Wir betraten das Gebäude und gingen einen langen Gang hinunter, in dem es von aufgeregten Studenten nur so wimmelte. Schließlich fanden wir uns in einem Saal wieder, in dem offenbar Vorlesungen abgehalten wurden. Der Boden fiel deutlich zum Katheder hin ab, hinter dem ein grauhaariger Professor stand. Zwei Dutzend Studiosi hatten ihm zuzusehen, wie er mit einer Art Zwitter aus Säge und Messer eine auf einem Eisentisch liegende Leiche zerstückelte.
    »Herr Professor!«, schrie unser Führer. »Da bin ich wieder!«
    Der Professor unterbrach seinen Versuch, den Schädel des unglücklichen Toten aufzusägen, und betrachtete uns mit zusammengekniffenen Augen: »Na endlich! Und gleich so viele!«
    »Nur einer von uns hat Zahnschmerzen!«, beeilte sich Deler klarzustellen und wies mit dem Finger auf Hallas.
    Dieser zuckte zusammen und stierte Deler feindselig an.
    »Ein Gnom? Hmm … Das dürfte immerhin recht aufschlussreich werden«, sagte der Professor und legte die Säge zur Seite. »Kommt doch näher, werter Mann!«
    »Das war’s, Freunde«, verkündete Hallas in schicksalsergebenem Ton. »Die Krebsschlitten sind gekommen.«
    »Geh nur! Und keine Angst!« Deler gab ihm einen Schubs. »Kommst du mit runter, Garrett?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich warte lieber hier.«
    »Wenn du das mal nicht bereust!«, rief Kli-Kli vergnügt und sprang Deler und Hallas hinterher in die Richtung des Professors. »Dergleichen bekommt man nicht alle Tage geboten!«
    Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete, wie sie Hallas auf einen Stuhl drückten, der neben den Tisch mit der Leiche geschoben worden war. Der Professor wusch sich die Hände und griff nach einem Instrument, das große Ähnlichkeit mit dem Werkzeug eines sadistischen Folterknechts aufwies.
    »Wer war das?«, fragte Aal und setzte sich neben mich.
    »Wen meinst du?«
    »Deinen Freund. Bass heißt er, oder?«
    »Ja, aber er ist nicht mein Freund. Nicht mehr.« Nach kurzem Schweigen fragte ich meinerseits: »Quält dich die übliche Neugier oder hast du einen guten Grund, dich für meine Vergangenheit zu interessieren?«
    »Das eine wie das andere, wenn ich ehrlich sein soll. Es gefällt mir nicht, dass da plötzlich jemand auftaucht, der dich kennt.«
    »Du meinst, das ist nicht nur ein Zufall?«
    »Ich weiß nicht.« Aal zuckte die Achseln. »Als du deinen alten Feind gesehen hast – war das ein Zufall? Dann taucht keine fünf Minuten später ein weiterer Bekannter von dir auf. Ist das ein Zufall? In letzter Zeit neige ich dazu, jeden Zufall mit Skepsis zu betrachten. Und, verzeih mir, ich traue ohnehin niemandem außer mir selbst. Man ist hinter uns her, genauer gesagt, jene Unbekannten, die dafür gesorgt haben, dass die beiden ersten Expeditionen zu den Beinernen Palästen scheiterten, sind hinter uns her.«
    »Woher weißt du von diesen beiden Expeditionen?«, fragte ich erstaunt.
    »Ist das etwa ein Geheimnis?« Aal sah mich an. »Der ganze Palast redet nur noch davon. Und dieser Bass, der buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht ist, beunruhigt mich nun mal ein wenig.«
    Wer Aals unerschütterliche Art kannte, wusste auch, dass er sich kaum von irgendeiner Überraschung aus der Ruhe bringen ließ. Wenn er leicht beunruhigt sagte, wollte das schon einiges heißen.
    »Deshalb interessiert er mich«, fuhr der Garraker fort. »Wir müssen die Augen offen halten und dürfen niemandem trauen, denn die Handlanger des Unaussprechlichen schießen wie die Pilze aus dem Boden.«
    Die Handlanger des Unaussprechlichen? Pah! Der gute Garraker hatte die Handlanger des

Weitere Kostenlose Bücher