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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Stufen Sagoth zu überantworten. Selbstverständlich verlor ich die beiden vor mir aus den Augen. Was für ein entsetzlich mieser Tag! Da fand ich mich im Unterschlupf – genauer: im Gefängnis – des Herrn wieder und schaffte es zu allem Überfluss auch noch, dass mir die Schamanin entwischte. Damit durfte ich mir die Rückkehr nach Ranneng in vier Tagen ja wohl aus dem Kopf schlagen!
    Als ich die Treppe endlich erklommen hatte, spähte ich vorsichtig in den Gang, den vereinzelte blakende Fackeln beleuchteten. Niemand. Weder der Sendbote noch die Frau mit dem merkwürdigen Namen Lathressa. Ich musste mich sputen. Zum Glück führte nur ein Gang von dieser Treppe weg, sodass ich sie eigentlich nicht verfehlen dürfte.
    Die Wände aus massiven Steinblöcken waren großenteils verrußt. Die Gewölbedecke zeichnete sich ebenfalls nicht gerade durch ihren gepflegten Zustand aus. Hier und da waren Spuren von Tünche zu erkennen, aber in meinen unerfahrenen Augen musste sie bereits Jahrzehnte alt sein. Wenn nicht Jahrhunderte.
    In den Wänden gab es keine Türen, nur Aufschriften in einer unverständlichen Sprache. Ogerisch war das vielleicht oder auch die Sprache der Ersten, doch von den Schriftzeichen beider Rassen verstehe ich rein gar nichts.
    Nach nur hundert, hundertfünfzig Schritt mündete der Gang in eine weitere Treppe, die allerdings höchstens zwanzig Stufen zählte. An ihrem Ende empfing mich neuerlich finsterstes Dunkel. Kaum dass ich den ersten Schritt in diese Finsternis hinein machte, stieg mir ein schwacher Geruch von Fäulnis, Moder und Staub in die Nase.
    »Immerhin«, murmelte ich und nahm mir eine Fackel von der Wand. Länger würde ich nicht durchs Dunkel stolpern – und mir am Ende das Genick brechen!
    Ein Luftzug ließ die Flamme knistern. Funken sprühten. Ich warf sie in die Richtung, aus welcher der Hauch kam. Das Dunkel gab sich kurz zu erkennen. Ich erschauderte. Die Flamme hatte einen Raum erhellt, und das, was ich in den wenigen Sekunden gesehen hatte, gefiel mir überhaupt nicht. Ein grob gezimmerter, über die Jahre nachgedunkelter Tisch, auf dem ein Skelett lag. Mit einem Blick war mir klar, dass es sich nicht um das Skelett eines Menschen handelte, dazu waren die Zähne zu groß. Es musste ein Ork oder ein Elf sein. Im Schädel steckte ein kleines, verrostetes Beil.
    Ich fürchte die Toten nicht, vor allem die nicht, die ruhig daliegen und niemandem etwas tun. Selbst jene Kreaturen, die der Orden Zombies und das einfache Volk Wiedergänger oder lebende Tote nennt, fürchte ich kaum. Es sind ja im Grunde recht behäbige und harmlose Wesen. Wenn man sich von ihren Händen und Zähnen fernhält, tun sie einem nichts zuleide.
    Lebende Tote kannte ich also. Aber von einem lebenden Skelett hatte ich bis auf den heutigen Tag noch nie gehört. Dergleichen konnte die Natur doch nicht hervorbringen! Wie sollten sich Knochen noch bewegen, wenn Muskeln, Knorpel und Adern fehlten? Zwei Antworten drängten sich auf: Entweder zog irgendein Hohlkopf die Strippen (was wenig wahrscheinlich war), oder es musste der Ogerschamanismus im Spiel sein (was nun wieder höchst wahrscheinlich schien).
    Natürlich hatte ich nicht die Muße, mich damit zu beschäftigen, warum das Skelett, das mit dem Beil im Schädel auf dem Tisch lag, jäh mit den Beinen zuckte und aufstehen wollte. Mich interessierte einzig die Frage, ob das Skelett in der Lage wäre aufzustehen – und wenn ja, wie gefährlich es dann sein mochte. Sollte das Skelett auch noch Augen haben …
    Andererseits: Wenn es mich bereits gesehen hatte und nicht auf mich zugestürmt war, so hieß das ja wohl, dass es ungefährlich war. Gut, zumindest nicht sehr gefährlich, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich zog die beinerne Waffe unter dem Gürtel hervor, trat in den Raum und hob die Fackel vom Boden auf.
    Das Skelett zappelte noch immer mit den Beinen und versuchte, sich zu erheben. Das wollte ihm aber einfach nicht glücken. Irgendeine gute Seele hatte seine Wirbelsäule mit Eisenbügeln am Tisch festgenagelt und ihm die Arme an den Schultern abgehackt.
    Meine Neugier würde mich noch umbringen. Ich trat näher an den Tisch heran, um es mir genauer zu betrachten. Das Skelett drehte den Kopf in meine Richtung und fauchte. Ich schwöre bei Sagoth, dass es fauchte, obwohl es doch keine Lungen, keine Zunge und auch sonst nichts hatte, was man brauchte, um ein Geräusch hervorzubringen.
    »Kch-ch-sch-schschsch-a-a-a …«
    Das Skelett hob langsam den

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