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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Kopf. Die schwarzen Löcher der Augenhöhlen, in denen Myriaden purpurroter Funken glommen, richteten sich auf mich. O ja, mit Sicherheit war hier Magie im Spiel!
    »Beee-ffrrrei mmmich, Mmmenschsch!«
    Für kurze Zeit war ich wie vom Donner gerührt. Wenn Skelette nun schon zu sprechen vermochten, sollte ich mich allmählich um einen Platz auf dem Friedhof kümmern, denn dann war das Ende der Welt nahe.
    »Nicht in diesem Leben«, antwortete ich und wich vom Tisch zurück.
    Das Skelett ließ den Kopf sacken und zischte wie Öl, das in eine rot glühende Pfanne tropft, wand sich und bäumte sich auf. Es ging die Sache beherzt an (falls es denn ein Herz hatte), und so erbebte der Tisch.
    »Ichch kommme dochch ffrrrei!«
    Ein heftiges Beben und Wackeln des Tisches begleitete jedes Wort. Der Bügel auf Taillenhöhe gab bereits ein wenig nach. Ich hielt es nun für geboten, mich zu trollen und das Schicksal nicht herauszufordern. Die Wirbelsäule war zwar bis auf den Hals über die gesamte Länge festgenagelt, sodass dieses Wesen bestimmt noch eine Woche damit beschäftigt sein würde freizukommen. Der Anfang war jedoch gemacht! Der erste Bügel lockerte sich bereits, ihm würden weitere folgen. Wie heißt es doch: Steter Tropfen höhlt den Stein. Es sei denn natürlich, jener Kerl, der das Skelett so schlecht festgenagelt hatte, käme nun her und brächte die Sache ins Lot. Ich jedoch hatte keinesfalls die Absicht, abzuwarten und zu beobachten, was weiter geschah.
    Die nächsten Minuten hielten weder Merkwürdigkeiten noch – zum Glück nicht! – Unangenehmes bereit, gepriesen sei Sagoth bis in alle Ewigkeiten!
    Der Boden stieg unmerklich an. Die Fackel warf ihr Licht auf die tristen, grauen Steine, die von unterirdischer Feuchtigkeit schimmerten, und dann auf die Schriftzeichen an den Wänden, die jemand mit achtloser Hand ausgeführt hatte. Die Decke lag sehr weit oben, das Licht erreichte diesen Bereich schon nicht mehr. Ein leises Echo verdoppelte meine Schritte, sodass ich mehr oder weniger auf Zehenspitzen gehen musste.
    Den Sendboten und die Frau hatte ich in der Dunkelheit verloren und würde sie auch bestimmt nicht mehr einholen.
    »Nimm dir das untere Stockwerk im Norden vor!«, erklang da die Stimme des Sendboten. Sofort ließ ich die Fackel fallen und trat sie mit den Füßen aus. »Auf die kann der Herr verzichten.«
    »Ich darf sie …?« Blags Stimme zitterte vor Aufregung.
    »Mir ist einerlei, was du mit den beiden anstellst, Gedungener!« In jedem Wort des Sendboten schwang Verachtung mit. »Wenn du sie fressen willst, so friss sie! Wenn du aus ihren Knochen irgendein Kinkerlitz schnitzen willst, so schnitze doch! Aber vorher tu das, was ich dir gesagt habe!«
    »Es wird alles erledigt, Gebieter! Der alte Blag wird sich um die Knochen kümmern. Jawoll! Ganz bestimmt!«
    Die Stimmen von Blag und dem Sendboten wogten aus allen Richtungen heran und hüllten mich so ein, dass ich nicht zu sagen wusste, wo sich die Sprecher befanden. Ich war mir sicher, dass die beiden den Gang verlassen hatten, sonst wäre ihnen meine Fackel bestimmt aufgefallen. Es kam mir vor, als sprächen sie hinter einer Wand miteinander, aber als die Fackel noch brannte, hatte ich keine Tür entdecken können.
    »Erlaubt mir, Gebieter, zu sagen … Ich bitte mir untertänigst zu verzeihen, wenn ich mich um Sachen kümmere, die mich nichts angehen … aber Ihr hättet dieses Weibsbild nicht freilassen dürfen!«
    Jetzt erschallte Blags Stimme unmittelbar über meinem Kopf. Liefen die etwa über die Decke?
    »Tu, was ich dir gesagt habe!«, herrschte der Sendbote Blag an. »Sonst landest du wieder da, wo dich der Herr hergeholt hat. Du musstest die Würmer wohl schon lange nicht mehr füttern?«
    Blag murmelte verängstigt irgendetwas, dann war ein Schlurfen zu hören. Mit einem Mal kroch die Wand vor mir zur Seite, um den Blick in einen Raum freizugeben, den eine Öllampe erhellte. Die Geheimtür öffnete sich so schnell, dass ich es nicht einmal schaffte, zur Seite zu springen. Ich fand mich mitten in einem Lichtkegel wieder. Blag, der gerade in den Gang herauskam, starrte mir direkt ins Gesicht.
    Für einen kurzen Augenblick – das schwöre ich bei Kli-Klis Kopf – flammte in den schwarzen Seen seiner Augen Verwunderung auf. Der Alte bleckte die Zähne. Ohne zu zögern, schleuderte ich die beinerne Waffe auf ihn.
    Zugegeben, ich bin kein meisterlicher Werfer, weder mit beinernen Waffen noch mit gewöhnlichen Wurfmessern. Aber

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