Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
zerreißen.«
    »So viel Zeit hast du nicht.«
    »Nimm mir die Ketten ab!«
    Ein leises Klirren war zu hören.
    »Nimm dir die Lampe und verschwinde von hier!«
    »Mit Vergnügen«, erwiderte die Frau.
    »Lathressa! Diesmal sollte dir kein Fehler unterlaufen. Sonst wirst du nicht so schnell ins Haus der Liebe zurückkehren.«
    »Ich werde deine Worte im Hinterkopf behalten, Sendbote.«
    Die Frau musste barfuß sein, anders ließ sich nicht erklären, warum ich ihre Schritte nicht hörte, als sie die Zelle verließ. Ganz kurz vermochte ich im Licht der Laterne die dunkle Silhouette der Frau zu erkennen. Das Einzige, was ich dabei feststellen konnte, war, dass sie nicht sonderlich groß war. Hmm, das war zu wenig, um sie später wiederzuerkennen. Wenn diese Lathressa ins Anwesen der Nachtigallen eindringen wollte, um den Schlüssel zu holen, musste ich ihr um jeden Preis zuvorkommen. Ein zweiter Schatten verließ die Zelle. Der Sendbote. Er folgte Lathressa.
    Dreimal war ich ihm jetzt schon begegnet, doch noch nie hatte ich sein Gesicht gesehen. Auch diesmal blieb er lediglich eine schwarze Silhouette mit Flügeln und Augen für mich, die wie brennendes Gold loderten.
    H’san’kor sei mit ihm! Ich würde meinen Kopf nicht riskieren, nur um einen Blick auf die Fratze des Sendboten zu erhaschen. Vor allem da ich mir sicher war, dass sie genauso widerwärtig war wie er selbst. Besser, ich wartete in meinem Versteck, bis das gefährliche Pärchen abgezogen war, und machte mich dann auf den Weg.
    Wo hast du bloß deinen Kopf gelassen, Garrett? , meldete sich Walder überraschend zu Wort.
    Was bist du heute geschwätzig! , parierte ich. Was ist denn nur los?
    Hast du nicht gehört, was er gesagt hat? Bis Ranneng sind es vier Monate, aber Lathressa wird in einer Woche dort eintreffen , rief mir der Erzmagier in Erinnerung, um sogleich wieder zu verstummen.
    Beim Dunkel aber auch! Wenn ich in der Stadt ankäme, wäre der Schlüssel längst nicht mehr da! Und ich konnte nicht einmal Miralissa oder Markhouse warnen! Der einzige Ausweg – auch wenn er mir überhaupt nicht behagte – war der, diesen beiden zu folgen und …
    Ja, und was dann? Wollte ich ihnen in die Quere kommen? Oder mich ihnen anschließen?
    Sagoth, sag mir, was ich tun soll!
    Ich trat aus der Zelle, tastete mich mit der Hand an der Wand entlang und bewegte mich in Richtung der Treppe, zu der vor zwei Minuten der Sendbote und die Frau gegangen waren. Ich versuchte, schnelle und leise Schritte zu machen. Und das Ganze auch noch im tiefsten Dunkel! Wenn ich mir doch bloß in Awendum noch ein magisches Elixier besorgt hätte, das mir Nachtblick verschaffte. Bei meinen Vorbereitungen und Einkäufen hatte ich das aber nicht für nötig gehalten. Wozu sollte ich Geld ausgeben, wenn ich diesen Trank doch erst vor weniger als sechs Monaten getrunken hatte? Was ich damals jedoch nicht wusste, war, dass im Geschlossenen Viertel mein Nachtblick einfach verschwinden würde und ich wie ein Blinder durch diesen Teil der Stadt tapsen musste. Und später … später überschlugen sich die Ereignisse: das Pferd der Schatten, die Dämonen, die Zusammenkunft beim König, der Überfall der Handlanger des Unaussprechlichen auf den Palast. Darüber hatte ich den Nachtblick schlichtweg vergessen. Ich war ohne Elixier zu dieser Reise aufgebrochen. Natürlich hatte ich gehofft, in Ranneng einen magischen Laden zu finden. Doch auch daraus war ja nichts geworden.
    Die beiden Gestalten befanden sich fünfzehn Yard vor mir. Dichter wagte ich mich nicht an sie heran, da ich befürchtete, sie könnten mich sonst entdecken. Ich orientierte mich einzig an ihren Geräuschen. Sobald die Schritte leiser klangen, lief ich schneller und schloss etwas auf. Wenn die Schritte zu laut wurden, blieb ich kurz stehen.
    So gelangten wir zur Treppe. Hier musste ich warten, bis Lathressa und der Sendbote hinaufgegangen waren.
    Als die Geräusche ihrer Schritte fast verstummt waren, begab auch ich mich nach oben.
    Das dauerte lang. Sehr lang. Denn da es immer noch stockdunkel war und die Stufen unterschiedliche Höhen aufwiesen, musste ich mich mehr oder weniger tastend vorwärtsbewegen, sodass ich nur mit der Schnelligkeit einer Schnecke vorankam. Obendrein schien die Treppe wirklich endlos. Und wenn sie zunächst gerade nach oben führte, so beschrieb sie schon bald einen spiralförmigen Bogen. So zog sie sich dahin. Immer weiter in die Höhe.
    Ich fürchtete schon, meine Seele noch auf diesen perfiden

Weitere Kostenlose Bücher