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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Welt!«
    »Ach ja?!« Die Dritte zerriss den funkelnden Vorhang aus purpurnen Schneeflocken und umkreiste mich. »Ist deine Welt denn besser? Kannst du dort, in der Welt, in der du geboren wurdest, auch so was machen?« Sie näherte sich mir, bis sie mich beinahe berührte. Kurz schimmerte ein weibliches Gesicht vor mir auf. Sodann verschmolz der Schatten mit mir. Eine kitzlige Welle lief durch meinen Körper, und die Egel des Schmerzes lösten enttäuscht ihre Saugnäpfe und trieben im Dunkel davon, um sich ein schwächeres und gefügigeres Opfer zu suchen.
    All das dauerte nur wenige Sekunden, dann befand sich die Dritte wieder neben ihren Schwestern. Mit wachsender Verwunderung starrte ich auf die Stelle, an der eben noch eine schreckliche Wunde geklafft hatte.
    Nichts. Keine Wunde. Vollkommen glatte Haut. Einzig das zerrissene Hemd zeugte noch vom Angriff des Sendboten.
    »Und, Tänzer?« In der Stimme der Dritten schwang der Triumph der Siegerin mit. »Ist so etwas auch in deiner Welt möglich?«
    Benommen schüttelte ich den Kopf. Niemand, nicht einmal der Orden brachte dergleichen zustande; niemand stopfte faustgroße Löcher, aus denen Blut sprudelte und die Eingeweide quollen, niemand heilte so, dass nur glatte Haut zurückblieb. In Siala beherrschten solche Tricks nur die Götter.
    »Warum willst du dann unbedingt in deine Welt zurück?«
    »Weil ich dort noch etwas zu erledigen habe«, brummte ich. »Außerdem ist es mir hier zu kalt.«
    Die Erste lachte. Geradezu als Antwort auf ihr Lachen barsten die Schneeflocken und verwandelten sich in kleine Feuer. Der kalte Wind legte sich, um rasch wachsenden kleinen Feuern Platz zu machen. Sie verschmolzen zu einem einzigen hungrigen Raubtier, dessen Name Flamme war. Die Flamme fraß im Nu das Dunkel dieser Welt und hüllte die Schatten und mich wie ein fester Kokon ein.
    Einmal mehr staunte ich darüber, dass die Schatten die purpurrote Flamme nicht fürchteten und genauso schwarz und undurchdringlich blieben wie zuvor, als die Welt allein aus Nichts bestand.
    Eine besonders flinke Flammenzunge (vielleicht hatte sie aber auch nur Glück gehabt) blitzte vor meiner Nase auf. Eine Hitzewelle wogte über mein Gesicht.
    »Ist dir jetzt wärmer, Tänzer?«, erkundigte sich die Erste amüsiert.
    »Ja.« Längst fehlte mir die Kraft, mich noch über irgendetwas zu wundern. Wie stark waren diese drei Schatten denn bloß? Und warum lag ihnen so viel an meiner Person?
    »Dann dürfen wir aus deiner Antwort schließen, dass du hier bleibst?«
    »Wozu braucht ihr mich?«, fragte ich, um Zeit zu gewinnen.
    »Wozu wir dich brauchen?«, fragte die Zweite zurück. »Du bist der Schattentänzer. Der erste Schattentänzer, der seit über zehntausend Jahren zu uns gekommen ist! Du kannst vollbringen, was andere Menschen zu vollbringen außerstande sind! Noch weißt du selbst nicht, wozu du fähig bist! Doch wir brauchen dich, diese Welt braucht dich, du kannst ihr Leben einhauchen, Schattentänzer! Denn das Leben driftet wegen solchen wie dir in andere Welten ab! Daher wird unsere Welt ohne dich endgültig sterben!«
    »Ohne mich stirbt meine Welt!«, überbrüllte ich das Fauchen dieses bösen Feuers. »Deshalb ist es meine Pflicht …«
    »Deine Pflicht?!«, fiel mir die Zweite voller Sarkasmus ins Wort. »Ein Dieb spricht von Pflicht. Seit wann scherst du dich um die Pflicht?«
    »Ich muss in meine Welt zurückkehren und meine Sache zu Ende bringen«, beharrte ich auf meinem Wunsch. »Ich bin einen Kontrakt eingegangen, und solange ich durch ihn gebunden bin, kann ich nicht frei entscheiden.«
    Die Schatten steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Ob ich sie überzeugt hatte? In dieser Welt, in dieser Leere voller Feuerschnee und heißen Flammen, in dieser Welt, in der ich keinen festen Boden unter mir spürte, gab es für mich auch keinen Platz. Sollten die Schatten das tatsächlich nicht begriffen haben?
    »Gut, du kannst gehen«, verkündete die Zweite. »Wir haben schon viele Jahre gewartet, da werden wir eben noch ein bisschen länger warten. Irgendwann kommst du nämlich doch zu uns zurück. Diejenigen, die den Weg in die Urwelt kennen, kehren nämlich stets in sie zurück. Du wirst uns helfen, Tänzer. Und jetzt geh!«
    »Wohin?«
    »Vorwärts.«
    Ich warf einen ängstlichen Blick auf die Feuerwand. »Ihr wisst doch genau, dass ich ohne Euch nicht durchs Feuer gehen kann!« Ich versuchte, meinen aufkeimenden Ärger zu unterdrücken.
    »Das wissen wir

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