Schattenstürmer
Luft, schlug in einen Apfelbaum und zerlegte den unglücklichen Baum in tausend kleine Teile.
Ein Schamane, das Dunkel soll mich holen! Im Haus des Unaussprechlichen gab es noch einen Schamanen. Aber hatte Schandmaul nicht gesagt …? Gut, der hatte uns ja allerlei … gesagt ! Tatsache bleibt jedenfalls Tatsache: Der Schamane hatte ordentlich losgeknüppelt, und wir hatten es allein einem glücklichen Zusammentreffen von Umständen und der Gunst der Götter zu verdanken, dass er sich um gut zehn Yard verzielt hatte. Miralissa stand schon wieder auf den Beinen und fiel flüsternd in den hypnotisierend kreiselnden Tanz der dunklen Elfen. Wenn die Elfin doch bloß etwas von den Zaubern der Menschen und lichten Elfen verstünde! Die bedürfen nicht einer so langen Vorbereitung! Dann hätten wir vielleicht eine Chance. Aber so … Das war ja das reinste Katz-und-Maus-Spiel! Oder, genauer gesagt, Blinde Kuh im absoluten Dunkel.
Ell und Egrassa schickten ihre Pfeile ausschließlich zu jenem Fenster hoch, aus dem die Scheibe herausgeschossen gekommen war.
»Mylord Alistan!«, schrie Miralissas Cousin vor dem nächsten Schuss. »Kümmert Euch um die Leute!«
Alle Aufmerksamkeit der Elfen war auf das Fenster gerichtet, die Tür ließen sie völlig außer Acht. Das hatten sich die Handlanger des Unaussprechlichen zunutze gemacht. Zwei Armbrustschützen schlüpften durch die Tür und wollten uns fraglos in Siebe verwandeln.
»Wir sind mit dem hier beschäftigt!« Egrassa zog den nächsten Pfeil aus dem Köcher, der sich rasch leerte.
»Marmotte, meine Armbrust!«, schrie ich und sprang zu meiner eigenen Überraschung vom Boden auf.
Das Wilde Herz warf mir sofort mein kleines Spielzeug zu, das, Sagoth sei gepriesen, bereits geladen war.
Einer der Armbrustschützen schoss noch vor mir. Er ließ sich aufs Knie nieder und zielte auf mich. Und zwar genau! Erzähl mir noch mal einer, dem Unaussprechlichen würden nicht auch Berufssoldaten dienen! Nur in der Armee gibt es solche Könner!
Ich hätte einen Bolzen in der Lunge, wenn nicht Alistan gewesen wäre, der förmlich aus dem Nichts auftauchte und mich mit seinem soliden dreieckigen Eichenschild schützte. Der Bolzen schlug haargenau in das unvermutet aufgetauchte Hindernis ein. Ich zielte derweil auf den anderen Armbrustschützen, der noch nicht geschossen hatte, und zog den Abschusshebel.
Es krachte nicht schlechter als bei einem vermaledeiten Schamanenzauber! Der arme Kerl wurde regelrecht auseinandergerissen. Dem zweiten, der seine Armbrust rasch nachlud, riss es den rechten Arm ab und versengte es das Gesicht. Ich glaube, nur die Elfen achteten nicht auf die Verheerung, die mein Schuss angerichtet hatte: Miralissa flüsterte weiter ihren Zauberspruch, Ell und Egrassa beschossen den Schamanen.
Erst jetzt warf ich einen Blick auf den Bolzen, der noch in der Armbrust steckte. Ein Feuerbolzen!
»Hol dich das Dunkel, Marmotte! Hast du die Armbrust geladen?!«
»Ich habe genommen, was ich gefunden habe! Die Dinger sehen doch alle gleich aus!«
Gleich?! Hatte er etwa die drei schmalen roten Streifen nicht gesehen?! Ich wollte den Bolzen schon herausholen, um ihn gegen einen gewöhnlichen auszutauschen, als Kli-Kli auf mich zukroch. »Zeig dich spendabel, Garrett! Nimm dir die Tür vor!«
Ein Feuerbolzen kostet fünf Goldmünzen, aber jetzt war natürlich nicht der Zeitpunkt, darüber zu jammern und zu geizen. Nachdem in der Tür eine Feuerblume explodiert war, ließen sich schon wieder die Schreie der Getroffenen und ihre Bitten, der Himmel möge seine Schleuse öffnen, vernehmen. Endlich hörte auch Miralissa auf, ihr Lied zu singen und sich wie ein Kreisel für Kinder zu drehen.
Die Elfen stellten den Beschuss ein, und genau in diesem Augenblick, als hätte sie nur auf ihn gewartet, flog eine weitere weiße Scheibe aus dem Fenster. Geradewegs auf uns zu. Ich dachte schon, unser Ende sei nahe. Ehrenwort! Doch da tat der Zauber der Elfin Wirkung: Eine grüne Wand loderte vor uns auf. Doch sie loderte nur kurz, dann fiel sie in sich zusammen. Die Scheibe allerdings flog zurück, als sei sie an ihr abgeprallt oder gespiegelt worden. Leider traf sie nicht das Fenster, hinter dem sich der Schamane versteckt hielt, sondern eine Ecke des Hauses.
Kleine Steinkiesel verspritzten nach allen Seiten – und ebenso die ersten Handlanger des Unaussprechlichen. Uns schützte jedoch ein magischer Schild gegen Verwundungen und Verstümmelungen.
Es folgten die nächste Scheibe,
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