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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Ein paar Blocks von Lyle House entfernt. Und keine Polizeiautos, die hinter mir her die Straße entlangpreschen. Wenn irgendwas schiefgeht, kann ich raus da. Glaubst du wirklich, Talbot und Van Dop könnten mich dran hindern?«
    »Die Frage ist nicht, ob du fliehen
kannst
. Die Frage ist, ob du fliehen
würdest

    Er zögerte. Einerseits war ich froh, dass er mir nicht einfach erzählte, was ich hören wollte, andererseits gefiel es mir nicht, wie viel Überlegung die Antwort zu erfordern schien. Simon hatte gesagt, er fürchtete, wenn irgendetwas schiefginge, würde Derek es einfach geschehen lassen. Er hatte bereits beschlossen, dass er in Lyle House am richtigen Ort war. Würde er gehen, wenn er in Gefahr war? Oder würde er nur die Gefahr sehen, die er selbst darstellte oder darzustellen glaubte?
    »Derek?«
    Er schob die Hände in die Taschen. »Yeah.«
    »Yeah was?«
    Er riss eine Hand wieder aus der Tasche und kratzte sich am Arm. Die Nägel gruben sich in die Haut, bis sie rote Spuren hinterließen. »Wenn ich in Gefahr bin, haue ich ab und finde euch zwei. Okay?«
    »Okay.«
     
    Als ich aufwachte, sah ich eine Gestalt auf meinem Bett sitzen und richtete mich rasch auf, Liz’ Namen auf den Lippen. Aber es war Rae, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und mit angezogenen Knien. Ihre Augen funkelten vergnügt.
    »Hast du gedacht, du siehst einen Geist?«, fragte sie.
    »N-nein. Vielleicht.« Ich rieb mir die Augen und gähnte.
    »Ich nehme mal an, es ist keine so gute Idee, jemanden überraschen zu wollen, der Geister sehen kann, was?«
    Ich sah mich zwinkernd in meinem Zimmer um. Das Licht des frühen Morgens strömte herein. Ich sah zu Raes Bett hinüber und stellte mir vor, Liz säße dort und krümmte im Sonnenlicht ihre Zehen.
    »Hat Liz irgendwas hiergelassen?«, fragte ich.
    »Was?«
    Ich setzte mich ganz auf und schlug die Decke zurück. »Als du hier eingezogen bist, hast du irgendwas gefunden?«
    »Bloß ein Shirt von Tori. Hab mir noch nicht die Mühe gemacht, es zurückzugeben. Es ist ja nicht so, als ob Tori es besonders eilig hätte, dieses grüne Kapuzenshirt zurückzugeben, das sie sich von Liz geliehen hat. Neulich hat sie’s angehabt. Warum? Hat Liz doch noch angerufen?«
    Ich streckte mich. »Nein. Ich hab einfach …«, wieder ein Gähnen, »… es ist ziemlich früh, und mein Hirn ist erst halb wach. Hab ich das Klopfen von Mrs. Talbot verpasst?«
    »Nein, ein paar Minuten haben wir noch. Ich wollte mit dir reden, bevor alle anderen auf sind.«
    »Klar, was …« Ich fuhr zusammen. »Gestern! Wir wollten reden. Ich hab’s total vergessen.«
    »Du hattest zu tun.« Sie zupfte am Saum ihres Babydoll-Nachthemds herum. »Und, bekomme ich also eine Einladung?«
    »Einladung?«
    »Zu der großen Ausbruchsaktion. Das war es doch, was du gestern mit mir besprechen wolltest, oder? Was du und Simon und Derek die ganzen letzten Tage geplant und vorbereitet habt.«
    Ich will mir gar nicht vorstellen, wie mein Gesicht in diesem Moment ausgesehen haben musste. Schock, Entsetzen, Unglauben. Ich bin mir sicher, jedes davon war da, so deutlich, dass ihre letzten Zweifel verflogen sein mussten.
    »Ich w-weiß …«
    »Gar nicht, wovon ich rede?« Sie drehte einen losen Faden zwischen den Fingerspitzen und riss ihn dann ab, den Blick fest auf ihn gerichtet. »Was wolltest du mir dann also erzählen? Eine Geschichte erfinden, damit ich mich zufriedengebe?«
    »N-nein. Ich wollte dir erzählen, was in diesem Kriechkeller passiert ist. Mit Derek. Ich hab den Geist noch mal kontaktiert.«
    »Oh.«
    Ihr Blick glitt ab. So faszinierend mein Zombiebericht unter anderen Umständen gewesen wäre, er war nicht das, was Rae sich erhofft hatte. Sie ließ den Faden aufs Bett fallen.
    »Ich bin also nicht eingeladen?«
    »W-wir haben keine …«
    Sie hob beide Hände. »Ich hab mal gehört, wie Simon und Derek übers Abhauen gestritten haben. Und jetzt, wo dauernd die Rede davon ist, dich oder Derek zu verlegen, und ihr plötzlich zusammen rumhängt …«
    »Es ist nicht …«
    »Letzte Nacht bin ich aufgewacht, und du warst nicht da. Ich bin runtergegangen, und da habt ihr euch gerade reingeschlichen, Derek und du, und ich habe genug gehört, um zu wissen, dass ihr nicht einfach einen Spaziergang im Mondlicht gemacht habt.«
    »Derek wird nicht weglaufen.« Was den Tatsachen entsprach, wenn es auch nicht genau das war, was sie gemeint hatte.
    Sie lehnte sich wieder an die Wand und zog die Beine an. »Was, wenn

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