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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ich die Beitrittsbedingungen für den Club erfülle? Bekomme ich dann die Mitgliedschaft?«
    »Was?«
    »Euer Club. Die Liga der außergewöhnlichen Teenager. Die mit den Superkräften.«
    Ich stieß ein Lachen aus, das sich mehr nach dem Kläffen eines aufgescheuchten Pudels anhörte. »Superk-k-kräfte? Schön wär’s. Meine Kräfte bringen mir so schnell keinen Sendeplatz beim Cartoon-Network ein. Außer als Slapstickeinlage vielleicht.
Geisterflüsterer junior.
Oder wohl eher Geisterkreischer. Verpassen Sie die nächste Episode nicht, in der Chloe Saunders wieder mal schreiend vor einem Geist wegrennt, der sie um Hilfe bittet.«
    »Okay,
Superkräfte
war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber was, wenn du jemanden mit einem Fingerschnippen gegen die Wand dreschen könntest? Ich wette, das wäre manchmal ganz praktisch.«
    Ich stieg aus dem Bett und ging zur Kommode hinüber. »Ganz bestimmt, aber das hat Derek nicht getan. Er hat mich gepackt. Glaub’s mir, ich hab eine Berührung gespürt.«
    »Ich rede nicht von Derek. Ein paar Tage, bevor Brady hier weggeschickt wurde, haben er und Derek sich miteinander angelegt. Oder eher, Brady hat’s versucht, und Derek hat sich nicht drauf eingelassen. Also hat Brady ihn immer weiter gereizt und versucht, ihn irgendwie zu provozieren, und als er Derek zu dicht auf die Pelle gerückt ist, hat Simon mit den Fingern geschnippt und rums – Brady ist gegen die Wand geflogen. Ich war dabei. Derek und Simon haben ihn nicht angefasst. Deswegen wollte ich Simons Akte sehen.«
    »Na ja, aber du hast ja gesehen, dass Simon keine Akte hat. Er ist wegen Derek hier. Ihr Dad ist verschwunden, und Derek ist wegen seiner Probleme hierhergekommen. Also haben sie Simon ins gleiche Heim gesteckt.«
    »Wieso ist ihr Dad verschwunden?«
    Ich zuckte mit den Schultern und zog mir ein T-Shirt über den Kopf. »Sie haben nicht viel drüber erzählt. Ich hab nicht nachbohren wollen.«
    Ein dumpfer Aufschlag. Als ich mich umdrehte, hatte Rae sich rückwärts aufs Bett plumpsen lassen.
    »Du bist einfach zu nett«, sagte sie. »Ich hätte die beiden nicht mehr in Ruhe gelassen, bis sie die Geschichte erzählt hätten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich höre Mrs. Talbot ko…«
    »Tust du nicht. Es ist Samstag. Wir können ausschlafen, und so leicht entwischst du nicht. Ich weiß, dass Simon irgendeine magische Gabe hat, so wie du. Und ich bin mir ziemlich sicher, Derek hat auch eine. Deswegen sind sie so unzertrennlich. Deswegen hat Simons Dad Derek aufgenommen, möchte ich wetten.«
    Ich sah in den Spiegel und zog mir die Bürste durchs Haar.
    »Und warum ich mir bei all dem so sicher bin?«, fuhr Rae fort. »Weißt du noch, was ich dir über meine Diagnose erzählt habe? Dass es einfach nicht zusammengepasst hat? Ich hab dir nicht die ganze Geschichte erzählt.
Meine
Akte hast du nicht gelesen, oder?«
    Ich drehte mich langsam um, die Bürste immer noch erhoben.
    Sie redete weiter. »Nach dem, was in der Akte steht, hatte ich Streit mit meiner Mutter und hab sie mit einem Feuerzeug verbrannt. Nur dass ich kein Feuerzeug in der Hand hatte. Ich hab sie am Arm gepackt, und sie hat davon Verbrennungen ersten Grades bekommen.«
    »Warum hast du das nicht …«
    »Gleich gesagt?«, fiel sie mir ins Wort. »Ich wollte abwarten, bis ich dich besser kenne. Bis du mir glauben würdest. Aber dann bist du dahintergekommen, dass du wirklich Geister siehst, und mir war klar, wie ich mich anhören würde. Wie ein kleines Kind, das eifersüchtig ist, weil seine Freundin nach Disneyworld geht – jetzt muss es zeigen, dass es auch was Besonderes ist. Und meine Gabe ist nicht wie deine. Ich kann nicht bewirken, dass etwas passiert. Es
passiert
einfach, wenn ich wütend werde.«
    »Wie bei Tori. Du hast sie wirklich verbrannt, stimmt’s?«
    Sie drückte sich mein Kopfkissen an die Brust. »Ich glaube schon. Aber wie willst du das beweisen? Sie hat das
Gefühl
gehabt, sie wäre verbrannt worden, und eine rote Stelle war auch da, aber es war ja nicht so, als ob ich ihr T-Shirt in Brand gesetzt hätte.« Sie grinste. »So spaßig das auch gewesen wäre. Also, bei der Sache mit meiner Mom hab ich gelogen und gesagt, ich hätte mit einem Feuerzeug gespielt und dann, als ich auf sie losgegangen bin, gar nicht dran gedacht, dass ich das Ding noch in der Hand hatte. Kein Mensch hat sich dafür interessiert, dass da kein Feuerzeug
war
. Die sehen, was sie sehen wollen. Kleb ein Etikett drauf,

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