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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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es und stierte mich an, als hätte ich ihn beleidigt. Dann trat er einen Schritt zur Seite und zog die Ellbogen an den Körper.
    Er öffnete ein neues Browserfenster, tippte ein einzelnes Wort und klickte auf die Suchtaste. Dann richtete er sich wieder auf.
    »Versuch’s mal damit. Vielleicht lernst du was.«
     
    Ich starrte das Suchwort jetzt seit mindestens fünf Minuten an. Das eine Wort.
Nekromant.
    War das überhaupt ein richtiges Wort? Ich klickte mich unmittelbar vor das Wort und tippte »Definition«. Als ich auf die Suchtaste klickte, füllte sich der Bildschirm.
    Nekromantie: Wahrsagerei mit Hilfe von Totenbeschwörung.
    Wahrsagerei?
Wie bei den Leuten, die die Zukunft voraussagten? Indem sie mit Toten redeten … also mit Leuten aus der Vergangenheit? Das ergab nun wirklich überhaupt keinen Sinn.
    Ich nahm mir die nächste Definition vor, in diesem Fall aus Wikipedia.
    Nekromantie, eine Art der Weissagung, zu deren Zweck der Weissagende mit den Verstorbenen in Verbindung tritt oder diese auch physisch wiederbelebt, um sie über die Zukunft zu befragen. Das Wort selbst leitet sich ab vom altgriech. nekrós (Leiche) und von mantis (Weissager). Es besitzt eine Nebenbedeutung, die in der archaischen Alternativschreibweise Nigromantie zum Ausdruck kommt; in dieser Definition erhält der oder die Ausführende magische Kräfte von den Toten oder gewinnt sie durch Manipulation derselben. Der ausführende Zauberer oder die ausführende Hexe werden Nekromanten genannt.
    Ich las den Abschnitt dreimal und versuchte Sinn in das Kauderwelsch zu bringen, nur um am Ende festzustellen, dass es mir auch nicht mehr sagte als die erste Definition. Weiter zur Nächsten also. Auch die stammte aus Wikipedia.
    In dem fiktiven Universum des Spiels Diablo
2
wird durch die Priester Rathmas …
    Ganz entschieden nicht das, was ich brauchte, aber ich ließ eine Suche durchlaufen und stellte fest, dass es eine Klasse von Rollenspielcharakteren gab, die Nekromanten, die Tote erwecken und beherrschen konnten. Hatte Derek den Begriff dort gefunden? Nein. Er mochte ziemlich merkwürdig sein, aber wenn er die Grenze zwischen dem wirklichen Leben und einem Videospiel verlegt hätte, dann wäre er in einer richtigen psychiatrischen Klinik.
    Ich kehrte zu Wikipedia zurück, las den Rest des Eintrags und fand lediglich Variationen der ursprünglichen Definition. Nekromanten sagen die Zukunft voraus, indem sie mit den Toten reden.
    Neugierig geworden, löschte ich
Definition
und suchte einfach nach dem Wort
Nekromant
. Die ersten paar Seiten waren religiösen Inhalts. Ihnen zufolge war die Nekromantie die Kunst, mit der Geisterwelt zu kommunizieren. Sie wurde hier als böse beschrieben, als eine Kunst der Schwarzen Magie und der Teufelsverehrung.
    Glaubte Derek am Ende, ich hätte irgendwie mit Schwarzer Magie zu tun? Versuchte er, meine unsterbliche Seele zu retten? Oder mir einen Hinweis darauf zu geben, dass er mich beobachtete? Ich schauderte.
    Tante Laurens Frauenklinik war einmal irrtümlicherweise ins Visier einer Gruppe von militanten Abtreibungsgegnern geraten. Ich wusste aus erster Hand, wie furchterregend Leute werden konnten, wenn sie glaubten, man täte irgendetwas, das ihren Überzeugungen zuwiderlief.
    Ich kehrte zu meiner Liste mit Suchergebnissen zurück und klickte eins an, das sich wissenschaftlicher anhörte. Die Site beschrieb die Nekromantie als eine andere – und ältere – Bezeichnung für das, was Medien, Spiritisten und andere Leute taten, die mit Geistern reden konnten. Die Bezeichnung entstammte einer alten Überzeugung, dass die Toten alles sahen und demjenigen, der mit ihnen Kontakt aufnahm, deshalb die Zukunft voraussagen konnten. Aus dem gleichen Grund wussten sie auch, was die Feinde des Fragenden gerade trieben und wo man vergrabene Schätze fand.
    Ich ging zur nächsten Site auf meiner Liste über, und ein fürchterliches Gemälde erschien auf dem Bildschirm: eine Horde von Toten, verweste, verstümmelte Körper, angeführt von einem Typen mit glühenden Augen und einem scheußlichen Grinsen. Der Titel lautete
Die Armee der Toten
.
    Ich scrollte nach unten. Die ganze Site bestand aus solchem Zeug, Menschen inmitten von Zombies.
    Ich flüchtete hastig auf eine andere Site. Sie beschrieb die »Kunst der Nekromantie« als ein Beschwören der Toten. Ich schauderte und öffnete die nächste. Wieder eine religiöse Site, die irgendeinen alten Text zitierte, der gegen die »üblen Nekromanten« wetterte.

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