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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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lang da. Tori ein bisschen länger. Derek und Simon vielleicht drei Monate.«
    »Drei Monate?«
    »Glaube ich. Aber ich kann mich auch irren. Bevor du gekommen bist, waren Liz und ich die Neuen. Drei Wochen für jede von uns, bei mir ein paar Tage mehr.«
    »M-mir haben sie gesagt, ich würde bloß zwei Wochen lang hier sein.«
    Sie zuckte die Achseln. »Dann ist das bei dir wohl was anderes. Du Glückliche.«
    »Oder haben sie damit gemeint, zwei Wochen wäre einfach das
Minimum?
«
    Sie streckte einen Fuß aus, um mein Knie anzutippen. »Guck doch nicht so entsetzt. Die Gesellschaft ist gut, oder vielleicht nicht?«
    Ich brachte ein Lächeln zustande. »Teilweise schon.«
    »Gute Beobachtungsgabe, was? Jetzt, wo Peter und Liz weg sind, haben wir bloß noch Frankenstein und die Divas. Apropos, Königin Victoria ist wieder auf den Beinen … gewissermaßen.«
    »Bitte?«
    Sie senkte die Stimme noch etwas weiter. »Bis zum Rand voll mit Medikamenten und komplett zu.« Ich musste alarmiert ausgesehen haben, denn sie sprach rasch weiter: »Oh, das ist nicht normal. Die machen das bei niemandem außer bei Tori, und die will’s so haben. Sie ist die Pillenprinzessin hier. Wenn sie ihre nicht rechtzeitig kriegt,
fragt
sie danach. Einmal ist ihnen das Zeug übers Wochenende ausgegangen, und die mussten Dr. Gill um Nachschub bitten. Du kannst dir nicht vorstellen …« Sie schüttelte den Kopf. »Tori ist in unserem Zimmer verschwunden, hat die Tür abgeschlossen und ist nicht wieder rausgekommen, bevor sie ihr nicht ihre Medikamente besorgt hatten. Dann hat sie bei ihrer Mom gepetzt, und hier war die Hölle los. Ihre Mom hat irgendeinen Draht zu den Leuten, denen Lyle House gehört. Jedenfalls, Tori ist total zugedröhnt, sie wird uns also keinen Ärger machen.«
    Als Mrs. Talbot uns zum Essen rief, fiel mir ein, dass ich Rae gar nicht erzählt hatte, dass ich ihren Rat befolgt und den toten Hausmeister recherchiert hatte.
     
    Tori schloss sich uns beim Essen an. Zumindest ihr Körper war anwesend. Es war, als verbrächte sie das Abendessen damit, sich auf eine Rolle in einem neuen Zombiefilm vorzubereiten: vollkommen ausdruckslos führte sie die Gabel methodisch vom Teller zum Mund, manchmal sogar mit etwas Essbarem darauf. Ich wusste nicht, ob ich Mitgefühl empfinden oder mich einfach nur schütteln sollte.
    Ich war nicht die Einzige, die verunsichert war. Rae verspannte sich bei jedem Bissen, als wartete sie darauf, dass die »alte Tori« zum Vorschein kam und wegen des Essens zu sticheln begann. Simon versuchte tapfer, eine Unterhaltung mit mir zu führen, und stellte gelegentlich Fragen in Toris Richtung, als fürchtete er, dass sie uns etwas vorspielte, dass sie mit all dem nur Aufmerksamkeit erregen wollte.
    Nach einem endlosen Abendessen flüchteten wir uns alle dankbar in unsere Aufgaben. Rae und ich räumten ab, die Jungen sortierten den Müll und brachten ihn weg. Danach musste Rae noch an einem Schulprojekt arbeiten, das sie ohne Unterstützung zu erledigen hatte.
    Nachdem ich Miss Van Dop versichert hatte, ich würde sofort zurückkommen, lief ich hinauf in mein Schlafzimmer, um meinen iPod zu holen. Als ich die Tür öffnete, fand ich einen zusammengefalteten Zettel auf dem Fußboden.
    Chloe,
    Wir müssen reden. Komm um 19:15 Uhr runter in den Waschmaschinenraum.
    Simon
     
    Ich faltete den Zettel zweimal zusammen. Hatte Derek Simon dazu angestiftet, nachdem ich nicht in Panik geraten war, weil er mich eine Nekromantin genannt hatte? Hoffte er jetzt, bei seinem Bruder würde ich anders reagieren?
    Oder wollte Simon unsere Unterhaltung in der Küche weiterführen, bei der sie sich nach Liz erkundigt hatten? Vielleicht war ich ja nicht die Einzige, die sich Sorgen um sie machte.
     
    Ich ging kurz nach sieben nach unten und nutzte die Zeit, die ich hatte, um nach Geistern zu suchen. Ich tigerte durch den Waschmaschinenraum, lauschte und sah mich um. Aber wenn man einmal wirklich einen Geist sehen oder hören wollte, meldete sich natürlich keiner.
    Konnte ich selbst Kontakt aufnehmen? Oder war das eine Art Einbahnstraße, und ich musste warten, bis einer beschloss, sich bei
mir
zu melden? Ich hätte es gern ausprobiert und laut nach ihnen gerufen, aber Derek hatte mich schon einmal dabei erwischt, wie ich Selbstgespräche führte. Ich wollte nicht riskieren, dass mir das Gleiche bei Simon passierte.
    Also wanderte ich einfach herum, während mein Hirn automatisch hinter den Sucher einer Kamera glitt.
    »…

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