Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Er soll dir ja nicht in die Quere kommen. Wenn er’s tut, schicken sie ihn weg.«
    »W-was?«
    »Ein Wort von dir, und er ist raus hier. Verlegt.« Ich sah eine Ader an seinem Hals pochen. »Er ist
perfekt
, seit wir hier sind. Und jetzt plötzlich, nach einem einzigen Problem mit dir, ist er auf Bewährung. Wenn er dich nur noch mal schief
ansieht
, ist er raus hier.«
    »Ich-ich-ich …«
    »Irgendwas ist passiert zwischen euch beiden gestern Abend, stimmt’s? Derek war total fertig, als er raufgekommen ist. Hat gesagt, er hätte mit dir geredet und es irgendwie ziemlich verkorkst. Mehr hat er nicht erzählen wollen.«
    Ich überlegte, ob ich die Wahrheit sagen sollte, nämlich, dass ich Derek nicht hatte verpetzen wollen, dass ich beim Frühstück einfach schweigsam gewesen war und dass meine Tante dann die Wahrheit erraten hatte. Aber das konnte man auch so verstehen, als ob ich absichtlich geschmollt und nur darauf gewartet hätte, dass meine Tante es aus mir herauslockte.
    Simons Gehabe ärgerte mich. Er beschuldigte mich hier mehr oder weniger, Geschichten erfunden zu haben, um seinen armen unverstandenen Bruder in Schwierigkeiten zu bringen.
    »Es war heiß in dem Lokal«, sagte ich. »Also hab ich die Ärmel hochgekrempelt.«
    »Was?«
    Ich schob den linken Ärmel hoch und zeigte ihm die vier blauen Flecken, inzwischen so dunkel wie Tintenkleckse. Simon wurde bleich.
    »Meine Tante hat wissen wollen, was passiert war. Ich wollte es nicht erzählen, aber mit einem Trick hat sie aus mir rausgekriegt, dass es ein Junge gewesen war. Und da sie Derek am Morgen schon getroffen hatte und er ihr gegenüber unhöflich gewesen war, hat sie für sich beschlossen, dass er es gewesen sein musste. Ich hab’s nie bestätigt. Wenn er jetzt Schwierigkeiten kriegt, ist das nicht
meine
Schuld. Ich hätte jedes Recht gehabt, jemandem davon zu erzählen. Ich hab’s aber nicht getan.«
    »Okay, okay.« Er rieb sich über den Mund, starrte aber nach wie vor meinen Arm an. »Er hat dich also am Arm gepackt. So sieht das jedenfalls aus. Stimmt’s? Er hat einfach fester zugefasst, als er dachte.«
    »Er hat mich quer durchs Zimmer geworfen.«
    Simons Augen wurden weit. Dann senkte er den Blick, um seine Überraschung zu verbergen. »Aber er hat es nicht
gewollt
. Wenn du gesehen hättest, wie durcheinander er gestern Abend war, dann wüsstest du das.«
    »Und damit wäre also alles in Ordnung? Wenn mir eine Sicherung durchbrennt und ich dir eine klebe, ist das okay, weil ich’s nicht vorhatte, nicht
geplant
habe?«
    »Du verstehst nicht. Er hat einfach …«
    »Sie hat recht.« Dereks Stimme kündigte ihn an, noch bevor er um die Ecke bog.
    Ich wich zurück. Ich konnte es nicht verhindern. Aber als ich es tat, sah ich einen Ausdruck in Dereks Gesicht. Schlechtes Gewissen? Reue? Er schüttelte es ab.
    Er blieb hinter Simons Schulter stehen, mindestens anderthalb Meter von mir entfernt.
    »Gestern Abend wollte ich mit dir reden. Als du gehen wolltest, hab ich dich zurückgehalten und …« Er verstummte, und sein Blick glitt zur Seite hin ab.
    »Du hast mich durch den Raum geschleudert.«
    »Ich hab dich nicht … Yeah, du hast recht. Wie gesagt. Keine Entschuldigung. Simon? Gehen wir.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Sie versteht’s nicht. Sieh mal, Chloe, es ist nicht Dereks Schuld. Er ist sehr stark, und …«
    »Und du hattest deinen Anhänger nicht an«, sagte Derek. Sein Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Yeah, ich bin groß. Schnell gewachsen außerdem. Vielleicht kenne ich ja meine eigene Kraft nicht.«
    »Das ist aber …«, begann Simon.
    »Keine Entschuldigung, wie du schon gesagt hast. Du willst, dass ich Abstand von dir halte? Wird gemacht.«
    »Derek, sag ihr …«
    »Hör auf damit, okay? Sie ist nicht interessiert. Sie hat das sehr, sehr klargemacht. Und jetzt gehen wir, bevor mich jemand hier mit ihr erwischt und ich gleich wieder Ärger kriege.«
    »Chloe!« Mrs. Talbots Stimme hallte durch den Garten.
    »Perfektes Timing«, murmelte Derek. »Die muss hellsehen können.«
    »Eine Sekunde noch!«, rief ich zurück, während ich zugleich ein paar Schritte zur Seite machte, damit sie mich sehen konnte.
    »Na los«, sagte Derek, als die Hintertür zuschlug. »Du willst ja nicht zu spät für deine Medikamente sein.«
    Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und wandte mich ab. Als ich mich auf den Weg zum Haus machte, schlug ich einen weiten Bogen um die beiden. Simon murmelte etwas, das wohl Derek

Weitere Kostenlose Bücher