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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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galt.
    Rauch stieg unmittelbar vor mir auf. Ich stolperte nach hinten. Wie ein Kissen aus Bodennebel blieb der Rauch genau vor mir über dem Erdboden hängen.
    »Simon!«, zischte Derek.
    Ich drehte mich um und zeigte auf die Nebelwolke. »Was ist das?«
    »Was ist was?« Dereks Blick folgte meinem Finger. »Hm. Muss wohl ein Geist sein. Halt, nein, du siehst ja keine Geister. Du hast Halluzinationen. Dann nehme ich an, es muss wohl eine Halluzination sein.«
    »Das ist nicht …«
    »Es ist nichts, Chloe.« Er schob die Hände in die Taschen und wippte auf den Fersen nach hinten. »Bloß deine Fantasie, so wie alles andere auch. Und jetzt geh, schluck deine Medizin und sei ein braves Mädchen. Mach dir keine Sorgen, ich gehe dir von jetzt an aus dem Weg. Sieht so aus, als hätte ich einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler.«
    Womit er meinte, dass er mich falsch eingeschätzt hatte. Dass ich sein Interesse gar nicht wert war. Meine Hände schlossen sich zu Fäusten.
    »Vorsicht, Chloe. Du wirst mich ja nicht schlagen wollen. Dann müsste nämlich
ich
dich verpetzen.«
    Simon trat vor. »Schluss damit, Derek. Sie hat dich nicht verpetzt.«
    »Das weiß er«, sagte ich, während ich Dereks Blick festhielt. »Er will mich einfach provozieren. Er ist ein Widerling, der alle anderen Leute einzuschüchtern versucht, und ganz egal, was das für ›Geheimnisse‹ sind, mit denen er mir immer kommt, er kann sie für sich behalten. Er hat recht. Ich bin nicht interessiert.«
    Ich fuhr herum, ging zu der Mülltonne hinüber und packte den Griff.
    »Lass mich«, rief Simon. »Ich kann die nehmen …«
    »Sie kann das schon.«
    Ich drehte mich um und sah Dereks Hand auf Simons Schulter liegen.
    Simon schüttelte sie ab. »Chloe …«
    Ich schob die Tonne zum Haus zurück.

18
    A ls ich zur Hintertür hereinkam, hätte ich beinahe Tori umgerannt.
    »Und, macht’s Spaß, den Müll rauszubringen?«, fragte sie.
    Ich warf einen Blick durch die Volantgardinen zurück in den Garten und sah Simon neben dem Schuppen stehen. Ich hätte erklären können, dass er mir geholfen hatte oder, noch besser, darauf hinweisen, dass sie dort draußen auch Derek entdecken würde, wenn sie genauer hinsah. Aber ich sah nicht ein, warum.
    Derek gab mir die Schuld dafür, dass ich ihn in Schwierigkeiten gebracht hatte. Simon gab mir die Schuld dafür, dass ich seinen Bruder in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    Wenn Tori mir jetzt die Schuld dafür geben wollte, dass ich ihr ihren Nicht-Freund ausspannte, dann sollte sie doch. Ich hatte nicht mehr genug Energie, um mir daraus etwas zu machen.
    Rae war den ganzen Nachmittag schweigsam. Toris Bemerkungen darüber, dass ihre Eltern nie zu Besuch kamen, schienen ihr die Stimmung verdorben zu haben. In der Pause bekamen wir die Erlaubnis, bis zur nächsten Unterrichtsstunde nach oben zu gehen, um den Rest ihrer Fotos zu mir ins Zimmer zu räumen.
    »Danke fürs Helfen«, sagte sie. »Ich weiß, ich muss nicht gleich jetzt alles rausräumen, aber wenn ich eins der Fotos hier lasse, wird Tori es wahrscheinlich wegschmeißen und hinterher sagen, sie hätte gedacht, ich wollte es nicht mehr.«
    Ich sah mir das oberste Foto an. Es zeigte ein blondes Mädchen, vielleicht drei Jahre alt, und einen etwas älteren Jungen, der in meinen Augen indianisch aussah. »Niedlich. Freunde von euch? Oder Kinder, bei denen du als Babysitter gearbeitet hast?«
    »Nein, meine kleinen Geschwister.«
    Ich bin mir sicher, dass ich feuerrot angelaufen bin, während ich zugleich Entschuldigungen zu stammeln begann.
    Rae lachte. »Kein Grund, dich zu entschuldigen. Ich bin adoptiert. Meine Mutter war aus Jamaica. Hab ich mir jedenfalls sagen lassen. Sie war furchtbar jung, als sie mich bekam, und hat mich zur Adoption freigeben müssen. Das …«, sie zeigte auf ein Foto eines weißen Paars an einem Strand, »… sind Mom und Dad. Und das …«, ein lateinamerikanisch aussehendes Mädchen, das mit Donald Duck für die Kamera posierte, »… ist meine Schwester Jess. Sie ist zwölf. Das …«, eine Handbewegung zu einem ernsthaft aussehenden Jungen mit rotem Haar hin, »… ist mein Bruder Mike, er ist jetzt acht. Eine ziemlich multikulturelle Familie, wie du siehst.«
    »Fünf Kinder? Wow.«
    »Jess und ich sind adoptiert. Die anderen sind Pflegekinder. Mum mag Kinder.« Sie zögerte eine Sekunde lang. »Na ja, theoretisch jedenfalls.«
    Wir gingen in mein Zimmer hinüber. Rae nahm mir den Stoß Fotos ab und legte sie auf ihre

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