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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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jemanden wissen lassen, wo ich war.
    So, wird sie das? Sie ist durchgeknallt, weißt du noch? Sie will nichts weiter, als dich loswerden. Vielleicht findet sie auch, es wäre besser, wenn du überhaupt nicht gefunden wirst. Ein paar Tage ohne Wasser
 …
    Schluss damit.
    Sie werden glauben, dass irgendjemand eingebrochen ist. Die arme Chloe gefesselt und in diesem Kriechkeller versteckt hat. Das wär mal eine gute Story. Chloes letzte Story.
    Lächerlich. Sie würden mich finden. Irgendwann. Aber ich würde nicht hier liegen bleiben und darauf warten, dass man mich rettete.
    Ich wälzte mich auf den Rücken und versuchte, mich mit Hilfe der Hände aufzusetzen. Als ich keinen Halt fand, drehte ich mich auf die Seite und krümmte und wand mich, bis ich es auf die Knie geschafft hatte.
    So. Jetzt konnte ich mich immerhin vorwärtsschieben. Wenn ich es bis ans andere Ende des Kriechkellers schaffte, würde ich an die Tür hämmern können, bis ich Aufmerksamkeit erregte. Ich würde eine ganze Weile brauchen, aber …
    »Chloe?«
    Eine Männerstimme. Dr. Davidoff? Ich versuchte zu antworten, aber durch das Klebeband kam nur ein gedämpftes Murmeln heraus.
    » … dein Name … Chloe …«
    Als die Stimme näher kam und ich sie erkannte, spürte ich, wie sich die Härchen auf meinen Armen aufstellten. Der Kellergeist.
    Ich wappnete mich und sah mich um, gleichzeitig war mir aber klar, dass ich in der Schwärze nichts sehen würde.
    Diese vollkommene Schwärze.
    »… langsam … komme zu dir …«
    Ich schob mich nach vorn und rannte mit der Nase gegen den Stützpfeiler. Der Schmerz explodierte hinter meinen Augen, die sich mit Tränen füllten. Als ich den Kopf senkte, rammte ich den Pfosten ein zweites Mal, diesmal mit der Stirn, und kippte zur Seite.
    Aufrichten.
    Wozu? Ich kann mich kaum bewegen. Ich kann nicht sehen, wo ich bin. Es ist zu dunkel.
    Ich hob den Kopf und sah natürlich gar nichts. Überall um mich herum konnten Geister sein, überall …
    Oh, jetzt hör schon auf damit! Es sind Geister. Sie können dir nichts tun. Sie können nicht ›zu dir‹ kommen.
    »… sie beschwören … du musst …«
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich aufs Atmen. Einfach nur aufs Atmen, darauf, mich von der Stimme abzuschotten.
    »… dir
helfen
 … hör zu … dieses Haus …«
    So verängstigt ich auch war, ich musste in dem Augenblick, in dem die Worte »dieses Haus« ausgesprochen wurden, so drängend und nachdrücklich ausgesprochen, einfach zuhören.
    »… gut … entspann dich … konzentrier dich …«
    Ich kämpfte gegen meine Fesseln an und versuchte, mich aufzurichten.
    »Nein, entspann dich … kommen dich holen … nutz die Zeit … nimm Kontakt … ich kann nicht … musst ihre Geschichte … entscheidend …«
    Ich versuchte, mehr zu verstehen, bemühte mich zu begreifen. Entspannen und konzentrieren? Das hörte sich an wie das, was Rae auch vorgeschlagen hatte. Als ich mit ihr zusammen hier gewesen war, hatte es funktioniert, immerhin so gut, dass ich ganz kurz etwas gesehen hatte.
    Ich schloss die Augen.
    »Gut … entspann dich … beschwör …«
    Ich kniff die Augen fester zusammen und stellte mir vor, dass ich Kontakt zu ihm herstellte. Stellte ihn mir vor. Malte mir aus, dass ich ihn auf meine Seite herüberzog. Bemühte mich, bis meine Schläfen zu pochen begannen.
    »… Kind … nicht so …«
    Seine Stimme war lauter. Ich ballte die Fäuste, versuchte mich mit Willenskraft durch die Barriere zu stoßen, Kontakt zu den Toten aufzunehmen.
    »Nein!«, sagte der Geist. »Nicht …!«
    Mein Kopf fuhr hoch, meine Augen öffneten sich und starrten in die Schwärze.
    Sind Sie da?
Ich dachte die Worte und versuchte, sie dann auszusprechen, ein Murmeln unter dem Klebeband.
    Ich horchte etwa zwei Minuten lang in vollkommene Stille hinein. So viel zu meinen Versuchen, den Geist auf meine Seite zu ziehen. Ich musste ihn versehentlich weiter von mir weggestoßen haben.
    Aber wenigstens gab mir die Pause Gelegenheit, ruhiger zu werden. Mein Herz hatte mit dem kaninchenhaften Gezappel aufgehört, und selbst die Dunkelheit kam mir nicht mehr so fürchterlich vor. Wenn ich mich jetzt in Richtung Luke schob und gegen sie hämmerte …
    Und in welche Richtung liegt die Luke?
    Ich würde es wohl ganz einfach herausfinden müssen.
    Ich setzte mich in Bewegung, auf einen winzigen Lichtschimmer zu, der vermutlich von der Luke kam. Dann bebte der Boden, und ich kippte wieder nach

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