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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gedacht, du …«
    »Woher soll ich wissen, wo die hier die Taschenlampen aufbewahren? Glaubst du, ich schleiche nachts durchs Haus? Lese Schmuddelromane unter der Bettdecke? Geh einfach …« Sie unterbrach sich und ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ah, stimmt ja. Du fürchtest dich im Dunkeln, richtig?«
    »Wer hat dir denn das …«
    Sie zog mich am Hosenbein. »Komm schon runter, kleines Mädchen. Ich gehe voran und verscheuche die ganzen bösen Geister.«
    »Nein, ich mach das schon. Gib mir einen Moment Zeit, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen können.«
    Wo waren Rae und ihre Streichhölzer, wenn man sie brauchte? Moment. Streichhölzer. Sie hatte sie hier hineingeworfen. Ich tastete herum, aber die dunkle Erde tarnte die Streichholzschachtel.
    »Hallo?«, sagte Tori. »Schon ganz erstarrt vor Angst? Mach weiter oder geh mir aus dem Weg.«
    Ich setzte mich in Bewegung.
    »Nach links«, sagte Tori, während sie hinter mir durch die Luke kroch. »Es ist ungefähr auf halber Strecke zur Wand.«
    Wir waren vielleicht sechs Meter weit gekommen, als sie sagte: »Jetzt dreh dich nach rechts. Siehst du den Pfeiler da?«
    Ich kniff die Augen zusammen und erkannt mit Mühe einen Stützpfeiler.
    »Es ist dahinter.«
    Ich kroch bis zu dem Pfosten und begann an seinem Fuß herumzutasten.
    »Dahinter, nicht daneben! Kannst du eigentlich gar nichts? Hier, lass mich mal ran.«
    Sie griff nach mir, ihre Hand schloss sich um meinen Unterarm und riss mich herum.
    »Hey!«, sagte ich. »Das …«
    »Tut weh?« Ihre Finger gruben sich tiefer. Als ich mich loszureißen versuchte, rammte sie mir ein Knie in die Magengrube, und ich krümmte mich zusammen. »Weißt du eigentlich, wie viel Ärger du mir gemacht hast, Chloe? Du kommst her, sorgst dafür, dass Liz weggeschickt wird, stiehlst mir Simon, verdirbst mir die Chance, hier rauszukommen … na ja, die Nächste, die hier rauskommt, bist du. Ein Einzelfahrschein ins Irrenhaus. Sehen wir doch mal, wie viel Angst du im Dunkeln wirklich hast.«
    Sie hob etwas hoch, ein unregelmäßiges Viereck. Ein zerbrochener Backstein? Sie holte aus. Der Schmerz explodierte in meinem Hinterkopf, ich kippte nach vorn und schmeckte Erde im Mund, bevor alles um mich herum schwarz wurde.
     
    Ich wachte mehrmals auf, vollkommen groggy, und ein Teil von mir brüllte von weit innen her: »Du musst aufstehen!«, bevor der schläfrige, verwirrte Teil murmelte: »Sind bloß wieder die Pillen« und ich wieder in die Bewusstlosigkeit davontrieb.
     
    Irgendwann fiel mir dann schließlich ein, dass ich die Pillen gar nicht genommen hatte, und dann wachte ich wirklich auf. Beim Klang mühsamer Atemzüge. Ich lag dort, die Gedanken immer noch wirr, mit hämmerndem Herzen, und versuchte zu rufen: »Wer ist da?« Aber meine Lippen bewegten sich einfach nicht.
    Ich kippte hin und her, ohne mich aufsetzen zu können, ohne die Arme bewegen zu können, kaum imstande zu atmen. Dann, als ich mühsam nach Luft rang, verstand ich, woher das Geräusch schwerer Atemzüge kam. Von mir.
    Ich zwang mich, still zu liegen, bis ich etwas ruhiger geworden war. Wenn ich mich bewegte, spannte sich etwas straff über meinen Wangen und ziepte auf der Haut. Klebeband. Ich hatte Klebeband auf dem Mund.
    Meine Hände waren hinter meinem Rücken zusammengebunden, und meine Beine … ich spähte ins Dunkel, aber bei geschlossener Luke sah ich absolut nichts. Als ich die Beine bewegte, spürte ich, dass sie ebenfalls in der Nähe der Knöchel von etwas zusammengehalten wurden.
    Dieses verrückte Miststück!
    Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einen Menschen so nennen würde, aber bei Tori passte wirklich nichts anderes mehr.
    Sie hatte mich nicht einfach nur in diesen Kriechkeller gelockt und bewusstlos geschlagen. Sie hatte mich auch gefesselt und geknebelt.
    Sie war durchgeknallt. Vollkommen durchgeknallt.
    Puh, ja, deswegen haben sie sie nämlich hier untergebracht. Psychisch gestört. Lies das Etikett, Chloe. Du bist der Idiot, der’s vergessen hat.
    Und jetzt lag ich hier gefesselt und geknebelt im Dunkeln und wartete darauf, dass mich jemand fand.
    Wird dich jemand finden?
    Natürlich. Die würden mich doch nicht einfach hier verfaulen lassen.
    Wahrscheinlich warst du stundenlang bewusstlos. Vielleicht haben sie schon aufgehört zu suchen. Vielleicht glauben sie, du bist weggelaufen.
    Na, und wenn schon. Wenn Tori ihren Spaß – und ihre Rache – gehabt hatte, würde sie

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