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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Gelegenheit, dass die Schwestern mich nicht kontrollieren konnten, und blieb zum Musikhören in meinem Zimmer. Ich hatte erst ein paar Minuten dort verbracht, als ich ein Klopfen an der Tür zu hören glaubte. Ich nahm einen Stöpsel aus dem Ohr. Wieder ein Klopfen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Geister nicht anklopfen konnten, also rief ich »Ja«.
    Die Tür ging auf. Auf der Schwelle stand Tori und sah … sehr untorimäßig aus. Ihr dunkles Haar stand in Stacheln ab, als sei sie mit den Fingern hindurchgefahren, und ihr T-Shirt war zerknittert und hing hinten aus dem Bund ihrer Jeans.
    Ich setzte mich auf. »Ich habe gedacht, du wärst schwimmen gegangen?«
    »Ich habe Krämpfe. Hast du damit ein Problem?« Es kam abgehackt heraus und mit ihrem üblichen abfälligen Ton, der heute aber gezwungen wirkte. »Und überhaupt, ich bin nicht hier, um mir deinen Eyeliner zu borgen – nicht, dass du welchen hättest. Ich wollte dir bloß sagen, du kannst Simon haben. Ich hab festgestellt …«, ihr Blick glitt ab, »… ich bin nicht interessiert. Er ist sowieso nicht mein Typ. Zu … jung.« Ein kurzes Lippenkräuseln. »Unreif. Wie auch immer. Nimm ihn dir. Du kannst ihn haben.«
    Ich war in Versuchung, ein »Herzlichen Dank auch« zurückzuschnappen, aber es war unverkennbar, dass es ihr weh tat. Simon hatte sich geirrt. Tori mochte ihn wirklich.
    »Jedenfalls«, sie räusperte sich, »ich komme wegen einem Waffenstillstand.«
    »Waffenstillstand?«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung kam sie ganz ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Diese alberne Fehde zwischen uns. Du bist die Mühe …« Sie ließ den Satz unvollendet, und ihre Schultern sackten ab. »Keine Streitereien mehr. Du willst Simon? Nimm ihn dir. Du glaubst, du siehst Geister? Dein Problem. Ich will nichts weiter, als dass du Dr. Gill sagst, dass ich mich entschuldigt habe, weil ich allen Leuten an deinem ersten Tag erzählt habe, dass du Geister siehst. Die wollten mich am Montag entlassen, aber jetzt werden sie’s nicht. Und es ist deine Schuld.«
    »Das war ja wohl nicht ich, die …«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Etwas von ihrem alten Gehabe war wieder da und ließ die Worte zu einem hochnäsigen Singsang werden. »Du erzählst Dr. Gill, dass ich mich entschuldigt habe und du das Ganze vielleicht unnötig aufgeblasen hast. Ich hab’s einfach cool gefunden, dass du Geister siehst, und du hast es in den falschen Hals gekriegt, aber seither war ich wirklich nett dir gegenüber.«
    »Das mit Simon und dass du ihn mir ›überlassen‹ willst … ich bin nicht …«
    »Das war der erste Teil des Deals. Der Zweite? Ich zeig dir etwas, das du sehen willst.«
    »Und das wäre?«
    »In diesem«, eine wegwerfende Handbewegung, »dreckigen Kellerloch. Ich bin nach unten gegangen, weil ich wissen wollte, ob ihr meine Jeans irgendwann noch mal gewaschen kriegt, und hab gehört, dass du mit Rae nach irgendwas gesucht hast.«
    Ich sorgte dafür, dass mein Gesicht vollkommen ausdruckslos wurde. »Ich weiß nicht, was …«
    »Oh, vergiss es einfach. Lass mich raten. Brady hat Rae erzählt, da drin wäre irgendwas, stimmt’s?«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon sie eigentlich redete, aber ich nickte.
    »Es ist eine Schmuckschachtel mit altem Zeug drin.« Ihre Lippen verzogen sich vor Widerwillen. »Brady hat’s mir gezeigt. Er hat sich eingebildet, ich interessierte mich dafür. Das ist irgendwie antik oder so, hat er gesagt. Eklig.« Sie schüttelte sich. »Und als ich dann nicht total ausgerastet bin, so à la ›Oh, wow, das ist ja so romantisch, ich kann gar nicht genug kriegen von verrotteten Ketten und dreckigen Kriechkellern‹, muss er’s Rae gezeigt haben. Wenn du willst, kann ich’s jetzt dir zeigen.«
    »Klar, warum nicht. Heute Abend vielleicht …«
    »Glaubst du, ich habe Lust, noch mehr Ärger zu bekommen? Ich zeig’s dir jetzt, solange ich noch Zeit hab, hinterher zu duschen. Und bilde dir bloß nicht ein, dass du’s auch ohne mich findest. Keine Chance.«
    Ich zögerte.
    Ihre Lippen wurden schmal. »Schön. Du willst mir nicht helfen? Auch okay.«
    Sie ging zur Tür.
    Ich schwang die Beine über die Bettkante. »Moment. Ich komm ja schon.«

27
    I ch stieg die Leiter hinauf, öffnete die Luke und spähte ins Innere, in absolute Schwärze. Ich wich zurück und sah zu Tori hinunter.
    »Rae hatte eine Taschenlampe dabei. Wir werden sie holen müssen.«
    Tori seufzte gereizt. »Wo ist die?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe

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