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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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er’s dir dann nicht selbst?«
    »Ich weiß nicht. Er hat gesagt …« Ich versuchte mich zu erinnern. »Es hat sich angehört, als könnte er selbst keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen.«
    »Woher will er dann gewusst haben, dass sie dir irgendwas Wichtiges zu erzählen haben?«
    Lauter gute Fragen. Genau deshalb war ich ja auch zu Derek gegangen. Weil er meine Schlüsse anzweifeln und mir zeigen würde, wo die Unstimmigkeiten waren und was ich noch herausfinden musste, bevor ich irgendwelche Theorien aufstellen konnte.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich schließlich. »Ganz gleich, wie die dort hingekommen sind, ich bin mir ziemlich sicher, dass es kein natürlicher Tod war. Wahrscheinlich hast du recht, und es hat mit uns nicht das Geringste zu tun, und der Geist ist vielleicht verwirrt und weiß nicht mehr, was wie lang her ist. Vielleicht will er auch, dass ich den Mord an ihnen aufkläre.« Ich stand auf. »Aber ganz gleich, was ich mir da anhören soll, ich gehe es mir anhören. Oder versuch’s wenigstens.«
    »Moment noch.«
    Er hob eine Hand, und ich wappnete mich für weitere Gegenargumente. Es war Zeitverschwendung. Und gefährlich außerdem, nachdem wir schon einmal dort unten erwischt worden waren. Und nicht zu vergessen, dass ich die Geister in ihre Leichen zurückgerufen hatte, als ich das letzte Mal versucht hatte, sie zu erreichen. Wenn ich das noch mal machte, brauchte ich wohl nicht mehr auf Dereks Hilfe bei der Wiederbestattung zu hoffen.
    Er stemmte sich vom Sofa hoch. »Wir sollten eine Taschenlampe mitnehmen. Die besorge ich. Du holst Schuhe.«

34
    I ch würde keinen Fuß – egal ob nackt, bestrumpft oder beschuht – in diesen Kriechkeller setzen, bevor ich nicht mit dem ersten Geist geredet und ihm alle Fragen gestellt hatte, die Derek eingefallen waren.
    Wir gingen hinunter in den Waschmaschinenraum. Derek bezog Stellung, indem er sich rückwärts an den Trockner lehnte. Ich setzte mich mitten im Raum im Schneidersitz auf den Fußboden, schloss die Augen und konzentrierte mich.
    Es dauerte nicht lang. Als hätte der Geist auf mich gewartet. Ich schnappte immer noch nur kurze Satzfetzen und einzelne Bilder auf. Ich teilte dies Derek mit und erklärte: »Ich habe aufgehört, die Medikamente zu nehmen, nachdem du mir dieses Glas gegeben hast. Aber ich muss sie wohl immer noch im Körper haben.«
    » … nicht Medizin …«, sagte der Geist. »… blockiert …«
    »Was ist blockiert?«
    »Formel … Geister … blockieren …«
    »Eine Formel, mit der man Geister blockieren kann?«, riet ich.
    Das erregte Dereks Aufmerksamkeit, er beugte sich vor und nahm sogar die verschränkten Arme auseinander. »Hat er gesagt, dass eine Formel ihn blockiert? Welche Sorte?«
    Ich wollte das weitergeben, aber der Geist hatte es offenbar gehört und antwortete: »Magie … Ritual … wichtig.«
    »Es ist wichtig?«
    »Nicht …
nicht
wichtig«, kam die sehr nachdrückliche Antwort.
    Ich wiederholte es für Derek, der etwas von den Nachteilen dieser Kommunikationsmethode vor sich hin knurrte, während er sich wild am Unterarm kratzte. Dann sagte er: »Bitte ihn, er soll immer nur ein Wort auf einmal aussprechen. Es wiederholen, bis du’s mitgekriegt hast, und dann wiederholst
du
es. Es wird dauern, aber dann verpassen wir wenigstens nichts …«
    Er unterbrach sich, sein Blick folgte meinem zu seinem Unterarm hinunter. Die Haut dort … bewegte sich. Kräuselte sich.
    »Was zum …?«, begann er, stieß dann ein frustriertes Knurren aus und schüttelte den Arm heftig. »Muskelkrämpfe. Habe ich in letzter Zeit dauernd.«
    Er sah wieder auf die sich kräuselnde Haut hinunter, schloss die Hand zur Faust und winkelte den Arm an, um den Krampf loszuwerden. Ich wollte schon vorschlagen, dass er mal zu einem Arzt gehen sollte, aber mir fiel noch rechtzeitig ein, dass das für jemanden wie Derek vielleicht gar nicht so einfach war. Und jetzt sah ich auch, dass es wirklich seine Muskeln waren, die sich unter der Haut streckten und wieder zusammenzogen. Wieder eine Nebenwirkung, nahm ich an. Seine Muskeln entwickelten sich im Zeitraffer. Wie alles andere an ihm. Durch die Pubertät auf der Überholspur.
    »Solange du nicht deine Klamotten sprengst und grün wirst«, sagte ich.
    »Was?« Er runzelte die Stirn, dann fiel es ihm ein.
    »Der unglaubliche Hulk.
Ha, ha.
Der unglaublich dämliche Film
käme der Sache näher.« Er rieb sich den Arm. »Ignorier mich und rede weiter mit deinem Geist.«
    Der Geist

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