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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Kontrolle hatte, doch im Moment registrierte sie es nur am Rande. Ihre Flucht nahm ihre vollste Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie rannte.Ihr Atem kam rau und stoßweise. Heißer Schweiß lief ihren Nacken hinab und saugte sich in ihr Shirt. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust.
    Das Adrenalin in ihrem Körper hatte die Hyperwahrnehmung in ihr geweckt. Die, die zu ihren Feldbeförderungen geführt hatte. Sie
wusste
, wo sie war. Sie
wusste
, wo ihre Verfolger waren. Sie
wusste
, wie die Korridore angeordnet waren und wo sich die Sicherheitstüren befanden. Selbst die Wachmänner wurden von ihrem Instinkt erfasst.
    Es war ein weiterer Schritt in den Wahnsinn.
    Sie warf sich flach auf den Boden, als sie einen ihrer Verfolger vor sich spürte. Und tatsächlich lief nur einen Augenblick später vor ihr eine Wächterin in den Gang. Ihr Scheinwerfer flammte auf, Veronika rollte sich zur Seite, und der lange, blasse Strahl tastete sich an ihr vorbei bis zum Ende des unbeleuchteten Ganges. Die Wächterin rannte zurück und verschwand im Querkorridor.
    Veronika rappelte sich auf.
Wenn das Wahnsinn ist
, dachte sie, während sie sich langsamer zu der Kreuzung schlich,
warum habe ich dann verdammt noch mal so oft recht?!
Sie hatte gewusst, dass sie auf dem Boden in Sicherheit sein würde! Sie lief den Querkorridor in der entgegengesetzten Richtung davon und gelangte an eine weitere Sicherheitstür. Ihr Gefahrensinn blieb stumm. Hastig schloss sie auf und arbeitete sich eine weitere Sicherheitsstufe nach draußen.
    Neben der Tür hing ein anthrazitfarbenes Telefon an der Wand. Sie fragte sich kurz, ob man von hier wohl nach draußen rufen konnte, griff nach dem Hörer und tippte auf die Null. Das Freizeichen erklang. Hastig wählte sie die Nummer, die sie in den langen Stunden des Tages so oft angestarrt hatte, dass sie sie längst auswendig kannte, und zog dann den Hörer mit sich in einen Türrahmen.
    Während das Telefon tutete, schien das Hundegebell langsam näher zu kommen.
Nimm endlich ab
, beschwor sie Lukas. JederMoment, den sie hier verlor, konnte der entscheidende sein. Zwar waren die Wächter bisher verdammt schlecht darin gewesen, den Weg vor ihr abzuriegeln, doch mit den Hunden war es nur eine Frage von Minuten, bis sie sie hatten. Abgesehen davon würden sie es wahrscheinlich irgendwann doch noch schaffen, sich zu organisieren.
    »Lukas«, meldete sich eine verschlafene Stimme.
    Ihr Herz machte einen Satz. »Hier Wagner! Veronika Wagner! Sie haben mir angeboten, mich hier herauszuholen, Sie erinnern sich?«
    »Ja. Haben Sie –«
    »Hören Sie, ich brauche Ihre Hilfe JETZT. Ich bin aus meiner Zelle entkommen, aber sie sind hinter mir her. Ich weiß nicht, wie lange ich mich vor ihnen verstecken kann.«
    Ohne Übergang war Lukas’ Stimme plötzlich der Ausdruck purer Sachlichkeit. »Okay, bleiben Sie ruhig. Wir haben Ihren Ausbruch bereits vorbereitet. Wenn Sie es schaffen, unten an das Ende des Ostflügels zu gelangen, können wir Ihnen helfen. Aber halten Sie sich von der Mauer fern!«
    »Ich versuche es.« Damit hängte sie auf und hetzte weiter.
    Der nächste Korridor war beleuchtet. Sie hastete ihn entlang so schnell sie konnte, achtete nicht auf ihre brennenden Lungen oder ihre schmerzenden Beine. Sie spürte eine Wächterin vor sich, doch die Seitentüren des Ganges waren verschlossen, es gab kein Versteck. Sie riss die Pistole hoch in beidhändigem Anschlag, zielte etwas zu hoch, um sicherzugehen. In dem Moment, bevor die Wächterin um die Ecke bog, drückte sie ab.
    Der Schuss krachte wie Donner. Die Wächterin, zu Tode erschrocken, warf sich zu Boden, als Veronika auch schon über ihr stand, die Pistole mit beiden Händen auf sie gerichtet. »Keine Bewegung«, zischte sie, »und weg mit der Waffe!«
    Die Wächterin legte ihre Pistole vorsichtig zu Boden und ließ sie mit schreckgeweiteten Augen in ihre Richtung schlittern. Veronika stoppte sie mit dem Fuß, wollte sich schon danach bücken,doch ihr Gefahrensinn trieb sie weiter. Mittlerweile konnte sie bereits das wütende Geifern der Hunde hören.
    Sie rannte einen weiteren Querkorridor entlang, dann noch einen. Der Ausgang, den sie sich ausgesucht hatte, lag klein und unbedeutend am Rand der Flurkarte in ihrem Kopf. Ein Seitenausgang, im Chaos ihres Ausbruchs und der Sonntagnacht, in der die Wächterinnen nicht auf ihren gewohnten Posten standen, vielleicht unbewacht. Von dort aus sollte es ihr eigentlich gelingen, es zu ihrem Treffpunkt mit Lukas zu

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