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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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später und grollte nach wie ein gigantischer Würfel im Würfelbecher eines Gottes. Wolfgang griff instinktiv nach dem Thorsamulett um seinen Hals.
    #Wolf, noch da?#
    »Hier. Was hast du gesagt?«
    #Ich sehe mir den Typen mal an.#
    »Melde dich, wenn du was herausgefunden hast! Das ist bisher unser bester Hinweis! Wolf, Ende.«
    Er ließ sich zurück auf den Boden sinken und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ein Schwarzer aus einem unterirdischen Gefängnis, das würde nur zu gut passen …
    Er hörte, wie ein Schlüssel in das Schloss der Eingangstür gesteckt wurde. Wolfgang duckte sich hinter das Bett und zog seine Pistole. Seine Vorsicht hatte sich im Verlauf der letzten Tage zu einer wahren Paranoia gesteigert. Das, was sich im Moment in Hamburg abspielte, war Krieg
,
und wer im Krieg nicht auf seinen Rücken achtete, war tot. Er hatte nicht vor, hier zu sterben und Gudrun in Norwegen versauern zu lassen.
    Die Tür öffnete sich, doch im Schein der Korridorbeleuchtung war niemand zu sehen. »Rose!«, hörte er eine Frauenstimme rufen.
    »Feuerstein«, erwiderte er den zweiten Teil der Losung. Er atmete kurz durch und legte die Pistole zurück auf sein Bett.
    Maria betrat den Raum. »Gibt es etwas Neues?«, fragte sie, während sie sich aus ihrer triefenden Regenjacke schälte.
    »Möglicherweise.« Er erzählte ihr von der Meldung des Polizisten.
    »Das klingt nicht schlecht. Vielleicht sollten wir Verstärkung hinschicken. Nicht, dass die Gegenseite dem Mann auf den Fersen ist.«
    »Gute Idee.« Er wandte sich zu dem Funkgerät und rief Kollborns Fallschirmjägergruppe hinzu. Er erklärte kurz, worauf es ankam, und beendete den Kontakt wieder. »Und selbst?«, fragte er sie dann.
    Maria schüttelte den Kopf. »Er ist tot.«
    Wolfgang sah überrascht auf. »Der Rattenmensch? Oder Stefan?« Stefan war der Name des Inquisitors, mit dem Maria zusammenarbeitete.
    »Der Rattenmensch. Er hatte eine Kraft, mit der er seinen Fesseln entkommen konnte. Wir mussten ihn töten, bevor
er uns
töten konnte.«
    Wolfgang schnitt eine Grimasse und murmelte: »Gehen Sie zurück zu Los. Jetzt sind wir wieder am Anfang.«
    »Nicht, wenn der Polizist etwas herausfindet.«
    »Ja«, murrte Wolfgang. »Wenn. Wir haben nicht mehr viel Zeit, Maria. Morgen ist die Nacht, in der die Kelten das Samhain-Fest feiern. Es würde mich nicht wundern, wenn die Schatten in dieser Nacht beschwören würden.« Er biss sich auf die Lippen.
    Ragnarök.
Es war schwierig, in diesen Tagen nicht daran zu glauben.
     
    »Leise!«, zischte Baturix wütend.
    »Verzeiht, Herr«, murmelte einer der Bretonen. Baturix erkannte nicht, welcher. Die Nacht war finster wie im Bärenarsch.
    Vorsichtig stiegen sie weiter nach oben. Die Treppe war breit, so breit, dass zwei oder vielleicht sogar drei Reiter nebeneinander passen würden, ohne sich zu behindern. Die Stufen waren tief, die Absätze nicht sonderlich hoch, so dass die Treppe alles in allem nicht steil war.
Nur gefährlich
. Dadurch, dass die einzelnen Stufen nicht in regelmäßigen Abständen folgten, kam es in dieser Finsternis beinahe ständig zu Stolperern. Es ließ sich nicht vermeiden. Vermeiden ließen sich nur die Flüche und die Schmerzensäußerungen.
    Baturix schätzte, dass sie mittlerweile etwa auf halber Höhe waren. Im Glockenturm über ihnen brannte kein Licht, ebenso wenig wie auf den Mauern daneben, so dass das Gebäude in der Dunkelheit praktisch unsichtbar war. Es würde ihn kaum wundern, wenn die Stufen plötzlich vor ihm aufhörten und er gegen die Wand lief. Aber noch war es nicht soweit. Noch führte die Treppe höher, immer höher.
    Er stolperte über eine Stufe, die besonders früh kam, und schlug mit dem Knie hart gegen den Fels. Er keuchte durch aufeinandergepresste Kiefer, während er sich wieder aufrichtete und das Bein rieb.
Verfluchte Treppe! ,
dachte er. Vorsichtig hinkte er weiter und versuchte, das Pochen in seinem Knie zu ignorieren.
    »Baturix?«, flüsterte eine Stimme vor ihm. »Hier kommt eine Windung.« Die Warnung war notwendig, damit niemand geradeaus lief. Der Hang war steil, an manchen Stellen so steil, dass einem falschen Schritt ein mehrere Meter tiefer Sturz folgen würde.
    »Gut«, erwiderte er. Nachdem er seinen Hintermann gewarnt hatte, kletterte er weiter.
    Der Hang mitsamt der Treppe war schneebedeckt, was Baturix weitere Sorgen bescherte. Trotz der Dunkelheit war es möglich, vor dem weißen Hintergrund einen Menschen als schwarzen Schemen zu

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