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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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und knirschte mit den Zähnen. Nein, er konnte das so nicht sagen. Möglicherweise hatte Cintorix seinen Gardisten nur aufgetragen, ihn aufzuhalten. Nach dem Abend zuvor, an dem Igor gestorben war, hatten Majestus und Magnus Motivation genug, diesen Befehl großzügig zu interpretieren und Tertius zu töten.
    Wer war es also dann? Die Nain? Derriens Misstrauen gegenüber dem fremden Anführer würde dazu passen. Baturix verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Derrien hieß nicht umsonst der Schattenfeind. Sein Hass auf Lord Rushai war schon beinahe legendär. Aber vielleicht hatte er irgendwie eine Abteilung ihrer Fomorer für sich gewinnen können, vielleicht mit Hilfe des Gesichtstauschers, der angeblich zu seinen Waldläufern gehörte.
    Oder es waren
doch
die Helvetier. Vielleicht hatte Derrien einen niederrangigen Mann gefunden, der bereit war, gegen Cintorix’ Willen gegen die Germanen in den Krieg zu ziehen.
    Baturix stand kopfschüttelnd auf und kletterte nach unten. Es half nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es änderte nichts an seinem Auftrag, und es würde ihn auch nicht einfacher machen, wenn er eine Antwort fand. Stattdessen beschäftigte er sich mit den Vorbereitungen für die Mission.
    Sie brauchten ein Pferd …
     
    Samstag, 30. Oktober 1999
     
    Es war einregnerischer Abend. Windig. Die Leute trugen Winterjacken und Regenmäntel und eilten, unter ihre Regenschirme geduckt, über die Straßen. Irgendwo in der Nähe hatte sich ein Unfall ereignet, weshalb der Verkehr auf den Straßen völlig zum Erliegen gekommen war. Die Sirenen von Polizei und Feuerwehr waren weithin zu hören.
    Wenn ich eine Nacht wählen müsste,
dachte Wolfgang bei sich,
um Ragnarök hereinbrechen zu lassen, würde ich eine wie diese wählen.
    Müde blickte er aus dem Fenster des Hotelzimmers. Ein paar Häuserblocks weiter sah er die Reflektion des Blaulichts. Sie bewegte sich nur langsam vorwärts, offenbar hatten die Hilfsdienste in dieser Nacht ihre ganz eigenen Probleme. Wolfgang seufzte. Wenn er nicht endlich einen Hinweis bekam, würden Polizei und Rettungsdienst bald mit anderen Problemen zu kämpfen haben. Mit
ganz
anderen Problemen. Der Hölle auf Erden zum Beispiel.
    Er wandte sich vom Fenster ab und warf sich wieder auf sein Bett. Er griff nach dem Schreibblock, wo er mit Bleistift auf kariertem Papier den Verlauf ihrer Suche dokumentiert hatte. Es war zwecklos. Was auch immer sie versucht hatten, welchem Hinweis auch immer sie bisher nachgegangen waren, es war vergebens. Sie hatten mehrmals die Unterwelt durchkämmt, zuerst die beiden Inquisitoren, dann später einer von Fürst Herwarths Kundschaftern, aber sie hatten nichts gefunden bis auf einen Haufen nervöser Rattenmenschen. Sie hatten die bekannten Treffpunkte des hiesigen Rattenclans unter die Lupe genommen, er hatte Bauerzwei davon mit Waffengewalt stürmen lassen, ohne dass sie neue Erkenntnisse gewonnen hatten. Ihnen war schließlich sogar ein lebender Rattenmensch in die Hände gefallen, doch der hatte sich lieber umgebracht, als sich ihrer Folter auszusetzen. Und selbst der Hauptbahnhof, den Wolfgang aus purer Verzweiflung hatte ausspionieren lassen, hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht.
    Dazu kam, dass die Gegenseite nicht schlief. Sie hielten noch immer die Verkehrsadern aus der Stadt besetzt, zusätzlich waren Killertrupps unterwegs, zusammengesetzt aus Jungschatten, Ratten und Mitgliedern der Straßengangs, die Jagd auf die Jarle machten, die Wolfgang von Herwarth zur Unterstützung der Suche erhalten hatte. Tönnes war bei der Überprüfung eines Hinweises in einen ihrer Hinterhalte geraten und hatte dabei zwei seiner Männer verloren. Es war nur der überragenden Feuerkraft ihrer Sturmgewehre zu verdanken, dass er überhaupt davongekommen war. Wer rechnete schon in diesem Krieg der Heimlichkeit mit Kriegswaffen?
    Das Rauschen des Funkgeräts in der Ecke veränderte sich. #Wolf für Hase#, knackste es.
    Wolfgang eilte zu der Maschine und griff nach dem Sprechgerät. »Wolf hört.«
    #Ich glaube, wir haben etwas gefunden#, meinte die Stimme des Polizisten Hassmann, der Freund eines Fallschirmjägers, den sie in ihre Suche eingespannt hatten. #Im Kommissariat Sechsundzwanzig haben sie einen Schwarzen, der behauptet, aus einem unterirdischen Gefängnis ausgebrochen zu sein. Ich ######
    Die Stimme ging in Rauschen unter, als plötzlich ein gleißender, zackiger Blitz über den Himmel zuckte. Der Donnerschlag folgte nur einen Augenblick

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