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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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überlappten den Ost- und den Torturm. Dahinter kamen Männer mit Leitern. In weiterem Abstand folgten, wiederum in mehrere Gruppen aufgeteilt, die restlichen Krieger aus Rushais Armee.
    »Der geht gleich aufs Ganze«, kommentierte Gunnar. Sein Gesicht sah blass aus unter seinem dunklen Vollbart, seine Augenwirkten müde. Er trug seinen Helm noch am Gürtel, so dass die uruz-Rune u auf seiner Stirn noch deutlich erkennbar war. Unter ihren Berserkern war es die einzige echte Rune, alle anderen waren nur Symbole, die ihre keltischen Kriegsgefangenen im Unklaren über die Anzahl der Berserker lassen sollten. Gotast hatte mit den Runen für die Fischerboote mehr als genug zu tun gehabt.
    »Kein Mann für halbe Sachen.« Veronika nickte. »Ich liebe es, gegen kompetente Anführer zu kämpfen. Da fühlt man sich wenigstens herausgefordert!« Sie kaute kurz auf ihrer Lippe. »Sieht nicht aus, als ob er von unserem Plan abweichen würde, wie?« Der Angriff auf den Südwall war naheliegend. Der Südwall war deutlich länger und breiter als die anderen Wälle, so dass der Angreifer den Schützen in den Türmen möglichst viele Ziele bieten konnte. Wenn es
zu
viele waren, würden es Trolle zum Wehrgang hinauf schaffen …
    Gunnar schüttelte den Kopf. »Aber nach allem, was wir von diesem Rushai wissen, sollten wir trotzdem mit einer Überraschung rechnen.«
    DingDingDingDingDingDingDing,
bimmelte aus dem Torturm die Alarmglocke. Kurz darauf eilten die ersten Krieger aus der Halle, bereits fertig angezogen und gerüstet. Offenbar hatten sie nicht einschlafen können.
    »Ich mache mich fertig«, meinte Veronika und ging den Wehrgang entlang um den Burghof herum zum Glockenturm.
    Auf der Mauer waren die Krieger damit beschäftigt, in Lederrüstungen zu schlüpfen und Arm- und Beinschienen festzuschnüren. Andere lockerten Schwerter in ihren Scheiden oder berührten im Gebet die Thorshämmer um ihre Hälse. Helme wurden von Gürteln genommen, Schilde bereitgelegt. Ein paar kontrollierten noch einmal die Gabelstangen, drei Meter lange hölzerne Stäbe mit einem gegabelten Ende, mit dem sie aus der Deckung der Brustwehr heraus die angelegten Leitern davonschieben konnten. Einige von ihnen sahen Veronika erwartungsvoll an, doch sie hatte ihnen nichts zu sagen. Sie hatte selbst viel zu viel Angst, als dass sie ihnen mit einer flammenden Rede Mut zusprechen konnte.
    »Torwald?«, rief sie in den Westturm.
    »Herrin?« Der Germane kam die enge Wendeltreppe heruntergeeilt.
    »Verteile die Hälfte deiner Schützen auf Tor- und Ostturm. Im Moment sieht es nicht so aus, als ob sie den Westturm auch stürmen wollten.«
    Hoffnung flackerte in seinen Augen. »Jawohl, Herrin.«
    »Halte die Augen offen, in alle Richtungen. Ich habe den unbestimmten Verdacht, dass er versuchen wird, sich über den Nordwall einzuschleichen.« Der Nordwall war dreigeteilt: Das erste Drittel grenzte an den Treppenaufgang, das mittlere Drittel war direkt über dem Abgrund errichtet. Das letzte Drittel war jedoch von der Passseite aus zugänglich und außer vom Westturm nur schwer einzusehen. Wenn die Mauern besetzt waren und die Besatzung des Westturms wachsam, war ein Versuch, dieses Mauerstück zu erklimmen, ein Selbstmordkommando.
    Aber wer wusste schon, was im Eifer des Gefechts passieren würde, wenn alle Augen auf den Südwall gerichtet waren?
    »Jawohl, Herrin. Wir passen auf.«
    »Gut, Torwald.« Damit ging sie weiter zum Torturm, wo sie zuerst nach oben in den Glockenraum kletterte. »Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte sie Folker und Ulrik, obwohl sie anhand ihrer Gesichter bereits erkennen konnte, dass sich ihre Verstärkung noch immer nicht blicken ließ.
    »Nein, Herrin.«
    »Wacht weiter. Bleibt auf eurem Posten, egal, was geschieht. Läutet die Glocke, sobald ihr etwas seht. Wenn sie den Wachraum unter euch erstürmt haben, zieht die Leiter nach oben und zerstört den Mechanismus für das Fallgitter. Falls es soweit ist und ihr eine Möglichkeit seht, mit einem Seil auf die Treppe zu gelangen, ohne dass euch ihre Männer vom Wall aus erwischen, ergreift ihr sie und flieht.«
    Ulrik räusperte sich umständlich. »Aber so weit wird es nicht kommen, Herrin, oder?«
    Veronika überlegte kurz. »Nicht, wenn unsere Verstärkung rechtzeitig hier auftaucht. Aber sicher ist sicher.«
    Sie kletterte zurück in den Wachraum, ging auf den Wehrgang und stieg von dort eine weitere Mauer hinab in den Burghof. In der Halle waren noch immer ein paar Krieger dabei,

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