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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sich jedoch nicht so schnell! Und hätte er nicht mitbekommen, wenn sich eine Sturmflut den Tag über entwickelt hätte? Er rümpfte die Nase. Ja, hätte er. Er hatte den halben Tag Polizeifunk gehört. Mit einem Seufzer wartete er, bis ihn das Wasser nach oben gehoben hatte.
    Du kommst hier nicht mehr heraus, ha! Weichei! Du wirst sogar herausgehoben!
Manchmal war das Leben einfach unglaubwürdig …
    Schließlich ließ der Zufluss von oben nach, bis er schließlich den schwachen Lichtschein erkennen konnte, der durch die noch immer offen stehenden Aufzugstüren fiel. Etwa einen halben Meter darunter hörte der Pegel schließlich auf, noch weiter zu steigen, offenbar verschwand das Wasser doch irgendwo im Keller.
Viel Spaß
, wünschte er den Ratten dort unten, doch er kam nicht umhin, Mitleid mit ihnen zu empfinden. Ersäuft werden war nicht der angenehmste Tod. Dann kämpfte er sich gegen die Strömung hinauf zur Tür und nach draußen.
    Das Wasser stand im Erdgeschoss etwa brusthoch. An mehreren Ecken und Enden gurgelte und sprudelte es noch, vermutlich dort, wo es Wege in die Tiefe gab. Sobald er jedoch einmal etwas weiter vom Aufzugsschacht entfernt war, gab es kaum noch Strömung. Wolfgang schwamm zurück zur Treppe, wo noch immer ein Wasserfall in die Tiefe stürzte. Beinahe riss es ihn mit, doch er bekam gerade noch rechtzeitig das Geländer zu fassen, so dass er sich nach oben retten konnte.
    Auf der Treppe griff er erst einmal nach dem Funkgerät. Nicht, dass er damit rechnete, dass es noch funktionierte oder dass das einer seiner Leute dort draußen arbeitete, aber man wusste es erst, wenn man es ausprobiert hatte. Seine Hand tastete jedoch insLeere. Er erinnerte sich – er hatte es in der Tasche gehabt. In der Jacke, die jetzt am Grunde des Aufzugsschachtes lag.
Soviel dazu
.
    »Hallo?«, rief er, während er vorsichtig in den ersten Stock stieg. »Kollborn? Wassermann? Müller?«
    »Wer ist dort?«, rief es von oben.
    »Engelhardt.«
    »Großer Gott. Kommen Sie hoch.«
    Wolfgang stieg weiter, bis er im dritten Stock auf Kollborn stieß. Der Mann war blass und hatte noch immer schreckgeweitete Augen, doch er war trocken, wie Wolfgang neidvoll feststellte. Wahrscheinlich hatte er an der Treppe gestanden, als es losgegangen war, und hatte sich recht einfach retten können.
    »Wer ist noch hier?«, fragte Wolfgang.
    »Müller.«
    »Wassermann?«
    Kollborn schüttelte den Kopf. »Er war unten auf dem Treppenabsatz, als es losging.«
    Wolfgang nickte, während er an ihm vorbei den Korridor betrat. Am Fenster eines leergeräumten Büros sah er eine menschliche Silhouette stehen. Er gesellte sich zu Müller und sah nach draußen.
    Dort sah die Welt inzwischen völlig anders aus. Die Gebäude standen noch alle, aber sie waren zu Inseln in einem neu geschaffenen See geworden. Die Polizeiautos waren gegen eine Baumreihe am Rand des Parkplatzes gespült. Ein paar der Bäume waren entwurzelt, viele der Laternen umgeknickt wie Streichhölzer.
    Im Nachbargebäude regte sich etwas, dort tauchten Gestalten in einem Türeingang auf und wateten durch das Wasser auf den HERA-Bau zu. Er aktivierte seine Magiewahrnehmung. Mehrere der Männer begannen, rötlich zu schimmern.
Rattenmenschen
, fluchte er in Gedanken,
und ein Schatten
. Der Rest war vermutlich gewöhnliche Polizei. Er fragte sich, ob er Müller auf sie schießen lassen sollte.
    Dann fiel ihm ein weiterer Schimmer auf, der von Süden hereine Straße entlang kam. Es war ein merkwürdiger Ton, zwar auch rot, aber von schwarzen, sich langsam windenden Schlieren durchsetzt, wodurch er einen Moment brauchte, bis er die Umrisse des Dings von der umgebenden Düsternis unterscheiden konnte.
    Es war eine Schlange. Wolfgang zwinkerte, doch jetzt, da er sie erkannt hatte, war die Gestalt deutlicher. Sein Blick ging zu einem Auto, das sich am Straßenrand halb um eine Laterne gewickelt hatte. Ungläubig verglich er die Schlange damit.
    Das Biest war groß. Riesig, um genau zu sein, mindestens zehn Meter lang, und dick wie der Stamm einer Eiche. Es musste ein Geist sein, bedachte er den Schimmer von Magie, den er an ihr wahrgenommen hatte, aber was hatten die schwarzen Schlieren zu bedeuten? Außerdem fehlten die irisierenden Augen …
    Die Schlange bewegte sich völlig lautlos durch das Wasser. Keiner der Männer bemerkte sie. Wie gebannt beobachtete Wolfgang, wie sie in ihrer Nähe plötzlich mit ihrem Kopfteil innehielt, während sich ihr Hinterteil im Wasser aufwand wie

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