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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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aus, dann schossen plötzlich wie aus einem Flammenwerfer zwei Feuergarben in Richtung der Schlange. Diese zuckte zurück und stieß dann nach vorne. Im nächsten Moment verschwanden beide hinter einer immer dichter werdenden Nebelwand. Die Brände in den Bäumen loderten auf. Eines der Polizeiautos explodierte in einem spektakulären Feuerball, Glassplitter und glühende Metallteile rasten durch die Luft. Währenddessenbegann das Wasser, spiralförmig in die Richtung des Kampfes zu fließen, zuerst gemächlich, dann aber langsam schneller werdend.
    Mahlstrom
, dachte Wolfgang.
    Dann wandte er sich abrupt zur Tür und zerrte Müller hinter sich her. Eine bessere Chance zur Flucht würden sie nicht mehr bekommen.
     
    Als sie zu sich kam, bestand ihre Welt aus purem Schmerz. Rotglühendes Metall schien in ihren Adern zu fließen und ihren Körper von jeder Sekunde auf die nächste aufs Neue zu verbrennen. Ihr Schädel schien zu platzen, ihr Hirn fühlte sich an, als zerschmolz es langsam in einem See aus Qual. Jeder Atemzug schien Blausäure in ihre Lungen zu befördern, und ihre Arme wirkten so verdreht und gebrochen, dass es etwas dauerte, bis Keelin sie überhaupt als ihre Arme erkannte.
    Darunter befand sich … nichts. Kein Bauch, kein Becken, keine Beine, keine Füße. Zumindest konnte sie sie nicht wahrnehmen, doch vielleicht war der Schmerz im Rest ihres Körpers einfach zu groß dafür.
    Eine unendlich erscheinende Zeit verging, in der sie nichts anderes wahrnahm als ihren Schmerz, unfähig sich zu rühren, unfähig klar zu denken. Erst nach und nach fand sie wieder zu sich selbst, verstand, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Schließlich kam ihr sogar der Gedanke, dass sie die Kraft besaß, Schmerzen zu ignorieren. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Magie, stellte sich vor, ihr kleiner Finger wäre ein Abfluss, aus dem der Schmerz ablief wie Wasser aus einer Badewanne. Ab da ging es ihr wieder gut.
    Oder zumindest ausreichend
, dachte sie. Sie fror erbärmlich, sie war bis auf die Knochen durchgeweicht, es regnete. Ihre Beine konnte sie noch immer nicht spüren. Vorsichtig öffnete sie die Augen.
    Zuerst sah sie nur einen Maschendrahtzaun, der vor ihr in einer unruhigen Wasseroberfläche verschwand. Sie musste irgendwie auf diesem Zaun hängen, verstand sie. Als sie den Kopf hob, erkanntesie um sich verwüstete Gärten und eingestürzte Häuser. Bäume waren entwurzelt und hingen in Gartenzäunen, Stromkabel hatten sich um Ruinen gewickelt und ihre Strommasten daran aufgehängt. Die Welt stand mindestens einen Meter unter Wasser.
    Keelin versuchte, ihre Beine zu bewegen, doch es passierte nichts. Langsam wuchs die Sorge in ihr. Ließen sich Wirbelsäulenverletzungen regenerieren? Sie hatte noch nie davon gehört, dass es nicht möglich wäre, aber bisher schien sich nichts zu tun. Langsam wuchs ihre Angst –
    Genau in diesem Moment hörte sie ein hartes Knacken, genau dort, wo sie den Bruch vermutete. Ein scharfer Schmerz zuckte durch ihren Körper, doch das war nichts verglichen mit dem elektrisierenden Kribbeln, das beinahe zeitgleich durch ihre Füße in ihre Beine lief und von dort hinauf über ihren Hintern bis in ihren Rücken. Sie stieß einen gellenden Schrei aus, dann bannte sie den Schmerz schnell aus ihrem Körper.
    Vor sich bemerkte sie etwas im Wasser, ein Tier, möglicherweise ein Hund, jedenfalls war dort ein pelziger Kopf, der wie der eines begossenen Pudels aus dem Wasser ragte und in ihre Richtung schwamm. Als Nächstes bemerkte sie die Piercings in den Ohren, und da wusste sie, dass es ein Rattenmensch sein musste.
Mickey, um genau zu sein.
Für Colt hatte er zu wenige Piercings.
    Bei ihr angekommen, meinte er mit kehligen Worten: »Das sieht nicht gesund aus.«
    »Bis vor einem Augenblick hat es sich auch nicht gesund angefühlt«, erwiderte sie.
    »Aber du heilst?«
    Sie nickte.
    »Soll ich dich trotzdem von diesem Zaun herunterholen?«
    Sie nickte erneut.
    Er erhob sich aus dem Wasser, das ihm stehend nur noch bis etwa auf Gürtelhöhe reichte, und zerrte sie mit einem Arm ungeschickt herunter. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht erneut aufzuschreien. Doch sobald sie im Wasser lag, wurde das Kribbelnschnell weniger, bis sich ihr Körper wieder einigermaßen normal anfühlte. Zaghaft stellte sie sich auf ihre Beine.
    »Unkraut vergeht nicht, hmm?«, meinte Mickey.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Das stimmt. Was ist passiert?« Was sie noch

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