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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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gestand Kollborn.
    Wolfgang schnitt eine Grimasse. Um da durchzubrechen, benötigte er nicht nur die Soldaten, sondern auch die anderen Jarle. Mindestens.
    Oder nur mich selbst …
    Das kannst du nicht bringen
, sagte ihm eine innere Stimme, die so klang wie Fürst Herwarth.
Nicht einmal
du
bist so verrückt!
die von Eirik.
Pass auf dich auf in Hamburg, ja?
, erinnerte er sich an Gudruns Worte zum Abschied.
Sag nichts
, hatte sie dann noch hinzugefügt,
Sag einfach nur ja.
Er
hatte
ja gesagt.
    Traurig schloss er die Augen. Wenn er da unten starb, waren seine letzten Worte an sie gelogen gewesen. Er stieß einen tiefen Seufzer aus und öffnete wieder die Augen.
    »Hat jemand von euch eine Pistole?«
    Kollborn nickte. »Sie brauchen sie?«
    »Ja.«
    Während von draußen ein langer, vollautomatischer Feuerstoß den Gang entlanghallte, schlüpfte Kollborn hastig aus seiner Jacke, unter der er einen Pistolenholster trug. Er zog den Holster aus und reichte ihn mitsamt der Waffe Wolfgang. »Sie können damit umgehen?«, fragte er, während er aus seiner Cargohose mehrere Magazine zog.
    »P8?«, vergewisserte sich Wolfgang.
    »Ja.«
    »Gut. Sie kümmern sich darum, dass die Typen da unten denken, dass wir auch weiterhin durch das Treppenhaus kommen wollen.«
    Kollborn sah auf. »Wollen Sie das denn nicht?«
    »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.« Damit eilte er davon in Richtung des Materialaufzuges, den er etwas weiter vorne im Korridor gesehen hatte.
    Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Es war sieben nach zehn.
Zeit genug
. Er ging jede Wette ein, dass das Ritual um Mitternacht stattfinden würde, es gab keine okkultere Tageszeit. Für eine Beschwörung der Größe, die Wolfgang erwartete, brauchten die Schatten vermutlich jede Hilfe, die sie kriegen konnten.
    Er zog einen Schraubenzieher aus der Tasche mit seinem Einbruchswerkzeug und rammte ihn in den Spalt zwischen den beiden Aufzugstüren. Es war nicht weiter schwierig, sie aufzuhebeln, doch er zuckte zusammen, als sie dabei quietschten. Er schüttelte den Kopf. Als ob dort unten jemand sitzen und darauf warten würde, dass irgendetwas den Schacht herabgeklettert kam … Glücklich darüber, dass das Gebäude keinen Strom hatte, so dass sich die Türen nicht wieder automatisch schließen würden, leuchtete er kurz mit der Taschenlampe nach unten. Der Lichtstrahl ertastete die Türen zweier Untergeschosse und verblasste dann etwa dreißig oder vierzig Meter unter ihm in der Tiefe des Schachts.
    Verdammt, ist das tief!
, dachte Wolfgang. Wieder hinaufklettern schied somit höchstwahrscheinlich aus. Die Ratten würden ihn vermutlich jagen, wenn erledigt war, was er vorhatte, und während er nach oben kletterte, konnten sie ihn kaum verfehlen. Zehn Meter wären noch einigermaßen schnell zu überbrücken gewesen, aber fünfzig oder mehr?
    Eins nach dem anderen
, tadelte er sich. Er verstaute die Taschenlampe sicher in seiner Werkzeugtasche, duckte sich, rieb einmal kurz die Hände aneinander und sprang.
    Für eine kurze Zeit hing er in der Luft. Dann berührten seine Hände eine der Haltetrosse. Instinktiv packte er zu, rutschte ab, als er an dem öligen Stahlkabel keinen Halt fand, versuchte wie irre, seine Beine darum zu wickeln und dabei den Schmerz zu ignorieren, der durch seine Hände schoss. Er rutschte und rutschte, seine Hände schrien LOSLASSEN, doch er packte nur noch fester zu, während der Schmerz wütete und wütete.
    Bis er es geschafft hatte, sich abzubremsen, war er auf der Höhe des zweiten Untergeschosses. Er atmete schnell, sein Herz raste in seiner Brust, der Schmerz brannte wie die Hölle, an die er als Kind geglaubt hatte, bevor ihm ein Germane erzählt hatte, dass die Hölle kalt war. Er konnte nichts anderes tun, als sich wie ein Affe mit Armen und Beinen festzuhalten und die Tränen aus seinen Augen zu zwinkern, während der Schmerz langsam aber sicher durch seine Heilung nachließ.
    Das wäre schon mal beinahe schiefgegangen
, dachte er. Er machte sich nichts vor: Wäre er hier gefallen und fünfzig oder noch mehr Meter in die Tiefe gestürzt, wäre sein Körper so zerschlagen gewesen, dass er mindestens die nächste Stunde für die Regeneration gebraucht hätte. Dann wäre es zu spät gewesen.
    Das Krachen einer vollautomatischen Salve drang durch die offenstehende Schiebetür über ihm und hallte den Schacht entlang. Wolfgang presste die Lippen aufeinander. Falls einer der Rattenmenschen zufällig in der Nähe des Aufzugs war

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