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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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davon!«
    »Herr, ich … ich habe keine Ahnung, wovon –«
    Derrien schlug zu. Baturix’ Nase brach mit einem lauten Knacken, er prallte zurück gegen die Bretterwand des Unterstandes und wäre auf die Bank gesunken, wenn ihn Derrien nicht aufgefangen hätte. Der Mann hatte den Lappen fallengelassen, so dass sich das Blut aus der Wunde am Kopf mit dem vermischte, was jetzt aus seinen Nasenlöchern quoll. Derrien wartete, bis die Augen desHelvetiers wieder fokussierten, dann fragte er erneut: »Wo ist das Buch?«
    »Herr, ich weiß nichts von –«
    Derriens nächster Schlag traf ihn in der Magengrube und ließ ihn zusammenklappen wie ein Faltmesser. Baturix würgte, doch es klang nicht so, als ob er gleich kotzen müsste, also riss Derrien ihn wieder hoch. »Das Buch!«
    »Ich habe …«, kam Baturix’ keuchende Antwort, »ich habe es … dem Fürsten gegeben … Ich habe gedacht … es würde ihn … interessieren …«
    »WAS?« Derrien packte ihn nun auch mit der zweiten Hand und schüttelte ihn kräftig. »Das glaubst du doch selbst nicht!« Baturix war genauso wenig ein Dieb, wie er ein Lügner war. Selbst wenn Scipio nicht erwähnt hätte, dass er Baturix für geradezu überkorrekt hielt, hätte es Derrien während des Ritts von der Bergpforte hierher herausgefunden.
    Inzwischen konnte er sich gut genug zusammenreimen, was tatsächlich passiert war: Baturix war, blind in seiner Loyalität, genau so wie ihn Scipio beschrieben hatte, trotz seiner Verletzungen zuerst zu seinem Herrn gelaufen und hatte Cintorix Bericht erstattet und dabei auch das Buch erwähnt. Dieser hatte ihm den Diebstahl befohlen und gleichzeitig, geschickt wie er war, sämtliche Seher des Lagers versteckt oder abkommandiert. Wahrscheinlich hatte er geplant, die Diebe aus dem Lager zu schicken, bevor die Seher wieder zurück waren und eine Wahrheitsbefragung durchführen konnten. Sein Pech war nur, dass Baturix in seiner Ungeschicktheit als Dieb das Buch
selbst
gestohlen hatte.
    »Du Narr!« Derrien schüttelte angewidert den Kopf. »Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, dass der Befehl dazu von deiner Spinne kam?«
    Baturix schüttelte schwach den Kopf. »Der Feldherr hatte … nichts damit zu tun …«
    Der zweite Schlag in den Bauch reichte aus, um ihn nun doch zum Kotzen zu bringen. Derrien ließ ihn fallen und am Bodenweiter röcheln, während er die Schaulustigen vertrieb, die sich mittlerweile angesammelt hatten.
    »Es gab keinen Befehl«, röchelte Baturix erneut, als Derrien sich zu ihm beugte und ihn erneut fragte. Die Treue zu seinem Herrn war außergewöhnlich.
    Ein Heiler-Druide tauchte im Eingang zum Verwundetenunterstand auf und schrie empört: »Brigantia und Sul, was fällt Euch ein, Herr? Ihr könnt nicht einfach unsere Verwundeten schlagen! Schert Euch fort und lasst den Mann in Ruhe!«
    Derrien sah auf und erwartete, dass er durch die Narben in seinem Gesicht schnell genug zu erkennen war, um den Mann zum Verstummen zu bringen. »Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten!«
    »Dieser Mann ist meine Angelegenheit,
Herr Derrien
!« Offenbar hatte er die Narben erkannt, doch wider Erwarten stellte ihn das keineswegs ruhig. »Glaubt nicht, dass Euch Euer Rang hier etwas nützt! Selbst wenn Ihr ein Dämon in manifester Gestalt wärt, würde ich Euch raten, zu verschwinden, bevor Euch Sul in seinen Wassern ersäuft! Das ist Lästerung! Das ist Götterfrevel!«
    Aus dem Unterstand quollen jetzt weitere Männer, teilweise wütend, teilweise auch ängstlich dreinblickend. Mindestens einer von ihnen war ebenfalls ein Druide. Derrien spürte, dass er gegen ihre gesammelte Selbstgerechtigkeit nicht ankommen würde. Wortlos riss er Baturix auf die Füße und ging mit großen Schritten davon, den Helvetier mit Stößen vor sich hertreibend. Die Heiler schrien ihm wütend hinterher, doch keiner folgte ihm. Offenbar gaben sie sich mit dem Teilsieg zufrieden, ihn vertrieben zu haben. Ihn weiter zu konfrontieren wollte anscheinend doch niemand riskieren.
    Derrien marschierte schnurstracks zum Quartier der Spinne, eine notdürftig mit Lederplanen ausgebesserte Ruine inmitten des Lagers. Zwei seiner Gardisten standen vor dem Eingang Wache, doch ihnen genügte ein Blick in Derriens zorniges Gesicht, um zu wissen, dass es lebensgefährlich war, sich ihm in den Weg zu stellen.
    Drinnen war es dunkel. Auf der Feuerstelle flackerte ein Kochfeuer, ein paar Fackeln hingen an den Wänden, doch die Ruine war groß, so dass die Flammen mehr

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