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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Ich kann hier nicht so einfach raus.«
    »Du bist frei. Pack deine Sachen und komm mit. Und beeil dich!«
    Seog warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Und wer hat mich freigelassen? Doch nicht die Spinne!« Dennoch kletterte er zurück in das Zelt und begann, achtlos seinen Kram in einen großen Lederrucksack zu stopfen.
    » Ich
lasse dich frei.«
    »Weiß die Spinne schon davon?«
    »Sie wird es bestimmt bald erfahren.«
    Seog hielt inne und sah zu ihm. »Oh. Das wird ein Spaß. Wo Cintorix Überraschungen doch so liebt!«
    »Sei still und mach weiter.« Derrien hatte keine Lust, noch hier zu sein, wenn die Spinne Wind von seiner Fluchthilfe bekam. Er glaubte zwar nicht, dass ihn der Feldherr gleich mit anklagen würde (und wenn doch, würde er ihn definitiv nicht lange eingesperrt halten können), doch wenn er sie beide noch im Gefangenenlager antraf, brachte ihn das vielleicht doch noch auf Ideen …
    Schließlich kletterte Seog aus dem Zelt und nahm den Rucksack auf den Rücken. »Fertig.«
    »Gut. Los, aufs Pferd mit dir.«
    Nachdem Seog hinter ihn geklettert war, ritten sie los. Am Eingang standen immer noch die beiden Wachen von vorhin, doch von Dylan war nichts mehr zu sehen. Die beiden wirkten für einen Moment unschlüssig, ob sie ihn nun aufhalten sollten oder nicht, sprangen jedoch zur Seite, als er keine Anstalten machte, für sie anzuhalten.
    Seog dirigierte ihn zu Aouregans Zelt. Dort stiegen sie ab. Derrien warf die Zügel einem umstehenden Bretonen zu. »Weißt du, wie man sich um ein Pferd kümmert?«
    »Nein, Herr«, gab der Mann erschrocken zurück. »Ich bin Fischer.«
    »Dann finde jemanden, der es weiß. Und bring gleich jemanden mit, der hier Wache steht. Einen von Ronans Hauptmännern zum Beispiel.« Damit zog er den Zelteingang zurück und trat ein.
    Die Luft, die ihm entgegenschlug, roch stickig und unangenehm nach dem Liebesschweiß einer Frau. Auf einem kleinen Tischchen stand eine Öllampe, die einzige Lichtquelle hier drinnen. Am Tisch saß ein Mann Mitte dreißig auf einem Klappstuhl, mit nacktem Oberkörper und wollenen Hosen, einem wilden Bart im Gesicht und dem muskulösen Oberkörper eines Kriegers. Aouregan saß ihm mit um den Leib gewickelter Decke gegenüber, mit dem Rücken zum Zelteingang, doch sie hatte sich im Stuhl zum Eingang umgewandt. Sie war ungefähr im gleichen Alter, hatte das Doppelkinn und die großen Brüste einer zum Dicklichen neigenden Frau und strähniges braunes Haar. Sie wirkten beide nichtsonderlich überrascht, offenbar hatten sie Derriens kurzen Austausch mit dem Bretonen draußen gehört.
    Derrien brauchte nur einen Moment, um zu dem Schluss zu kommen, dass die beiden vor kurzem gebumst hatten. Es war ihm egal. »Und du bist …?«, fragte er den Mann.
    »Meogon, Herr. Ich war einer der Hauptmänner Eures Bruders.«
    »Schön für dich. Raus hier.«
    »Jawohl, Herr.« Der Bretone stand auf, schlüpfte hastig in ein graues Hemd und seine Stiefel, klemmte sich dann den Rest seiner Sachen unter den Arm und quetschte sich an ihnen vorbei nach draußen. »Soll
ich
für Euch Wache halten?«, fragte er von dort.
    »Ist eine Idee«, gab Derrien zurück.
    Er setzte sich auf den freigewordenen Stuhl, trank den Bierkrug leer, den Meogon zurückgelassen hatte, und fragte dann die beiden Druiden: »Und jetzt erzählt ihr mir, was hier vorgeht.«
    Während sich Seog nach einer Sitzgelegenheit umsah, ergriff Aouregan zum ersten Mal das Wort: »Die Stimmung im Lager ist nicht gut, Herr«, erklärte sie. »Außer den Häuptlingen scheint niemand zu wissen, was wir hier tun und worauf wir warten. Mit dem Fjord in unserem Rücken befinden wir uns hier in einer Sackgasse, wie Ihr selbst mit Sicherheit schon festgestellt habt. Die Männer haben Angst davor, dass der Schwarze Baum sein Heer zurückbringt und uns hier festnagelt. Vor ein paar Tagen ist die Ruhr ausgebrochen, was auch nicht besonders gut ist für die Moral. Jeden Tag desertieren Männer. Und seitdem die Nachricht herumgeht, dass Kêr Bagbeg von Schatten überfallen und gebrandschatzt worden ist, seitdem es heißt, dass Häuptling Nerin getötet worden ist, seitdem sind es hauptsächlich Bretonen, die sich davonmachen. Der Feldherr lässt sie hängen, und das wiederum lässt noch mehr Männer abhauen oder schimpfen. Schimpfen wiederum ist etwas, was der Spinne beinahe ebenso wenig schmeckt wie Desertion, was Ihr daran erkennen könnt, dass er Seog festgesetzt hat.«
    »Bastard«, maulte Seog von unten. Er

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