Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
etwas von dem Essen hin, das man uns am frühen Morgen in die Grube geworfen hatte. »Heute solltest du satt sein.«
    »Danke «, brummte ich. »Aber ich mag nicht.«
    Mir war der Appetit wirklich vergangen, jeder Bissen blieb mir im Hals stecken. Der Kobold und Mys frühstückten, als bekämen sie niemals wieder etwas zu essen, aber ich hatte nur Ohren für den Tumult, der zu unserer Grube herüberdrang. Seit dem frühen Morgen johlten und schrien die Orks, das Dunkel soll sie holen. Die ersten Gefangenen hatten sie auch schon ins Labyrinth geschickt, aber wir wussten nicht, ob es Elfen, Grenzreicher oder noch jemand anders gewesen war.
    »Vergnügt euch nur, ihr Aasköpfe!«, zischte Mys, als das Geschrei der Orks wieder einmal anschwoll.
    Keiner von uns beiden anderen erwiderte etwas. Ich war wie von Sinnen vor Angst, Glo-Glo murmelte unverändert seinen Koboldzauber vor sich hin. Irgendwann kam dann die Reihe an uns. Das Gitter bewegte sich zur Seite, und Fagreds Fratze schob sich vor den bewölkten Himmel. Er und irgendein anderer Ork ließen eine Leiter in die Grube. »He, du glatzköpfiger Affe!«, rief Fagred. »Rauf mit dir!«
    Mys ließ sich mit dem Aufstehen jedoch Zeit.
    »Und wir?«, fragte ich leise.
    »Wir kommen beim nächsten Mal dran«, antwortete mir Glo-Glo ebenso leise.
    »Möge das Glück euch gewogen sein«, verabschiedete sich Mys von uns, bevor er die Leiter hinaufstieg.
    Sobald er aus der Grube geklettert war, schoben die Orks das Gitter wieder vor.
    »Hör mir jetzt gut zu, mein Junge«, flüsterte Glo-Glo, den Blick ängstlich nach oben gerichtet. »Ich habe bisher geschwiegen, weil ich nicht wusste, mit wem von euch beiden ich durchs Labyrinth geschickt werde. Hätte ich vor der Zeit etwas verlauten lassen, wäre unser Schicksal besiegelt gewesen. Wenn die Waldgeister also dich zu meinem Gefährten bestimmt haben … Merk dir ganz genau, was ich jetzt sage, denn es bleibt keine Zeit, es zu wiederholen. Ich bin schon einmal im Labyrinth gewesen. Das war vor langer Zeit, vor mehr als dreißig Jahren. Wie du siehst, bin ich damals mit heiler Haut davongekommen. Das Ganze läuft wie folgt ab: Drei Paare werden zugleich ins Labyrinth geschickt. Jedes Paar wird mit einer Kette aneinandergefesselt. Die harmlose Variante ist die, dass beide an der Hand gefesselt werden. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel die Hand an den Fuß zu ketten oder Fuß an Fuß. Oder noch schlimmer: Der eine bekommt die Kette um die Hand oder den Fuß, der andere um den Hals. Die letzten beiden Möglichkeiten würden für uns den Tod bedeuten, denn wenn sie dir die Kette um den Hals legen und mir ums Bein, können wir nicht weit laufen. Bitten wir also die Götter, dass sie das nicht tun. Wenn sie uns ins Labyrinth bringen, achte darauf zu humpeln!«
    »Warum denn das?«, fragte ich.
    »Du sollst zuhören!«, fauchte der Kobold. »Humpel, und zwar so, dass es dir auch alle glauben! Manchmal finden die Ersten nämlich, ihre Gefangenen laufen zu schnell. Deshalb trennen sie ihnen eine Sehne am Bein durch, damit sie langsamer werden. Und du hast ja wohl nicht die Absicht, durchs Labyrinth zu kriechen? Sobald sie uns hineinschicken, müssen wir zu einem Stein in der Mitte gelangen und uns auf ihn stellen. Das hört sich leichter an, als es ist. Ehrlich gesagt, ist es nahezu unmöglich. Nur ein Paar unter fünfzig Paaren schafft das. Wenn wir den geraden Weg zum Stein nehmen, sind wir schon so gut wie tot. Aber es gibt einen anderen Weg. Den habe ich das letzte Mal entdeckt, als ich aus Versehen in die falsche Richtung gelaufen bin. Dieser Weg wird von sogenannten Säulen bewacht. An denen müssen wir vorbei, dann können wir durch einen schmalen Tunnel den Stein erreichen. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich.«
    »Welche Gefahren lauern im Labyrinth auf uns?«
    »Erstens die Jäger. Das sind vier Orks. Ihre Aufgabe ist es, uns die Köpfe abzuschlagen. Diese Jäger dürfen wir aber auch töten, ohne dass ein Erster, der dieses idiotische Schauspiel verfolgt, eingreift. Ob uns alle vier Jäger gemeinsam angreifen oder jeder allein auf uns losgeht, das weiß ich nicht. Sie handhaben es jedes Mal anders. Und dann sind da die Fallen. Einfache und magische. Mit Letzteren dürfte ich fertig werden. Und, nicht zu vergessen, die Monster, also verschiedene Ausgeburten der Orkmagie. Am gefährlichsten sind aber diese Säulen. Wenn du weißt, wie, dann kannst du sie zwar töten, aber wir wollen lieber darauf

Weitere Kostenlose Bücher