Schattentänzer
Schmuckstücken gewonnen. Oder worum spielen Orks?
»Streckt die Hände vor, ihr Affen!«, befahl Lederschürze. »Ich nehme euch die Fesseln ab.«
»Glückwunsch, Garrett!«, rief Glo-Glo. »Du bist einer der wenigen, die lebend durchs Labyrinth gekommen sind.«
»Freu dich nicht zu früh, Grünling«, knurrte Lederschürze. »Mal sehen, wie ihr euch morgen schlagt, wenn der Tunnel versperrt ist.«
Erst als uns Olag und Fagred über die Treppe zurückbrachten, klappte mir der Mund wieder zu.
»Du hast mir nichts davon gesagt, dass wir noch einmal ins Labyrinth müssen!«, schnauzte ich Glo-Glo an, kaum dass wir wieder in unserer Grube waren.
»Ich wollte dir nicht schon beim ersten Durchlauf den Mut nehmen«, rechtfertigte sich der Kobold.
Ich presste die Zähne zusammen und zählte innerlich bis zehn. Das schien zu helfen. Zumindest drohte ich nun nicht mehr in Panik zu verfallen oder einen hysterischen Anfall zu bekommen.
»Und wann hattest du gedacht, mir das zu sagen?«
»Heute Abend«, erwiderte er.
»Wie oft muss ich überhaupt durch dieses verdammte Labyrinth?«
Der Kobold wich meinem Blick aus.
»Wie oft?«, wiederholte ich erbarmungslos.
»Das Mittherbstfest zieht sich acht Tage hin …«
»Acht Tage?«, wiederholte ich.
Also durften wir die Orks noch siebenmal damit unterhalten, dass wir Kopf und Kragen riskierten.
»Überleg dir doch mal, wie du dich gefühlt hättest, wenn ich dir das schon heute Morgen gesagt hätte!«
»Acht Tage?!« Ich konnte diese unsagbare Schweinerei nicht fassen.
»Siehst du!«, frohlockte der Kobold. »Selbst jetzt raubt dir die Vorstellung noch die Ruhe.«
»Hat das schon mal jemand überlebt?« Im Grunde konnte ich mir diese Frage sparen.
»Ja, äh, also …«, stammelte Glo-Glo. »Bestenfalls hat einer drei Durchläufe überstanden.«
»Worauf hoffen wir dann?«
»Vielleicht fällt mir ja was ein.«
Was sollte ich darauf sagen? Allmählich schwante mir, wie tief wir in der Tinte saßen.
»Wie hast du es geschafft, die Aufmerksamkeit der Orks während deines ersten Besuchs im Labyrinth von dir abzulenken?«
»Ah, das!« Der Kobold strahlte selbstgefällig. »Damals bin ich im Anschluss an den ersten Durchgang einfach geflohen. Allerdings hatten sie da auch noch keine Gruben, und wir wurden auch nicht so scharf bewacht. Sie haben sogar ganz schön gepichelt. Die allgemeine Ausgelassenheit habe ich dann genutzt. Wie einfach das doch in den fernen und schönen Tagen der Jugend gewesen ist.«
»Aber dann werden sich die Orks doch auch heute Nacht ein Gläschen gönnen …«
»Aber wir sind keine Libzicks und können nicht fliegen. Und selbst wenn wir es könnten, ist da immer noch das Gitter.«
Genau in diesem Augenblick schob sich das Gitter zur Seite, und Olag und Fagred blickten zu uns herab.
»Ihr seid gut gelaufen, Meerkatzen. Bagard und Shokren sind zufrieden mit euch.«
Die Orks ließen einen Beutel mit Essen und zwei Flaschen nach unten.
»Esst das und sammelt Kräfte! Morgen steht euch ein neuer Lauf bevor.«
Das Gitter wurde wieder vorgelegt, Fagred erinnerte uns obendrein noch einmal daran, dass uns die Orks unablässig im Auge behalten würden.
An diesem Abend ließen wir es uns trotz allem schmecken. Es gab unterschiedliche Speisen in ausreichender Menge, in der einen Flasche Wasser, in der anderen Wein.
Die Orks ließen es sich ebenfalls wohlergehen, und wir hörten ihre Lieder und das Dröhnen ihrer Trommeln. Sie feiern, diese Dreckskerle!, dachte ich. Aber warum auch nicht? Schließlich hocken sie ja nicht in dieser vermaledeiten Grube!
»Pst! Pst! He, Garrett, bist du da?«
In meinen Schlaf drang ein aufgeregtes Geflüster. Ich beschloss, nicht darauf zu achten und weiterzuschlafen, aber daraus wurde nichts! Das Geflüster verstummte nicht, irgendwann verpasste mir Glo-Glo sogar ein paar Tritte in die Seite. Also musste ich wohl aufwachen.
»Was ist?«, fragte ich den Kobold.
»Da ist jemand!«
Ich spähte nach oben, aber die Wolken hatten sich vor die Sterne und den Mond geschoben. Es war stockfinster, sodass ich nicht das Geringste erkennen konnte.
»Pst!«, erklang es da neuerlich von oben. »Garrett, bist du da?«
»Wer ist … Kli-Kli, bist du das?«
»Was dachtest du denn!«, erwiderte er. »Ich hatte schon befürchtet, dieser Phlini hätte uns angelogen.«
»Bist du allein?«
»Nein, Egrassa und Mylord Markhouse sind bei mir.«
»Könnt ihr das Gitter wegziehen?«
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher