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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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vorbeikommen, sind wir am Tunnel.«
    »Und wo soll der sein?« Die Säulen schienen uns nicht zu beachten, sodass ich mich etwas entspannte.
    »Da!« Der Kobold zeigte zur gegenüberliegenden Seite des Platzes.
    »Willst du dich über mich lustig machen?!«, schrie ich, als ich den Eingang endlich entdeckte. »Da kommt doch nicht mal eine schwangere Maus durch!«
    »Das geht schon«, beruhigte mich der Kobold. »Letztes Mal hab ich’s ja auch geschafft.«
    »Ja, du!«
    »Wenn ich das kann, kannst du es auch.«
    »Warum beim Dunkel hab ich mich nur auf dich eingelassen?!«, maulte ich.
    »Weil du meinetwegen sehr wahrscheinlich dieses Labyrinth überleben wirst«, erwiderte Glo-Glo unerschütterlich. »Glaub mir, mein Junge, der Tunnel ist breiter, als er aussieht. Aber jetzt dürfen wir nicht länger trödeln, sonst kommt noch einer der beiden anderen Jäger oder ein Monster. Unser Plan ist folgender: Wir rennen so schnell wie möglich zum Tunneleingang und versuchen, die Scheren zu meiden.«
    »Was ist mit den beiden anderen Säulen?«
    »Die bräuchten erst mal eine halbe Minute, um aufzuwachen. Bist du bereit?«
    Ich schluckte und nickte.
    »Bei drei! … drei! Los!«
    Gewiss doch! Als echter Kobold lässt man selbstverständlich eins und zwei aus, verflucht seien alle Grünlinge.
    Wir hatten noch nicht einmal ein Viertel des Weges hinter uns gebracht, als sich die Säule lautlos und sehr schnell in unsere Richtung bewegte. Schon beim nächsten Schlag meines Herzens stand sie vor uns. Wir mussten all unser Geschick an den Tag legen, um einer Begegnung mit den Scheren zu entgehen. Wir schlüpften unter den grauenvollen Werkzeugen weg, doch sogleich ragte die Säule wieder vor uns auf. Ich sprang zur einen Seite, Glo-Glo zur anderen, und die Scheren schnappten über der Kette zwischen unseren Armfesseln zusammen und erwischten dabei fast Glo-Glos Hand.
    Es war Glück im Unglück, denn nun waren wir nicht mehr aneinandergekettet. Glo-Glo war nur der Armreif geblieben, an mir hing der Rest. Eine Welle erlesener Flüche brandete über das Labyrinth hinweg.
    Glo-Glo flog förmlich auf den Tunnel zu, ich gab mein Bestes, ihm zu folgen. Da mir die Säule schon wieder an den Fersen klebte, setzte ich zu einem Hechtsprung in den Tunneleingang an. Hinter mir schlugen die Scheren auf die Steinplatten. Unter einem verzweifelten Einsatz von Armen und Beinen zwängte ich mich in den Tunnel hinein.
    »Glo-Glo!«, schrie ich dem Kobold zu, der vor mir herrobbte. »Langsamer!«
    Er wartete tatsächlich geduldig, bis ich zu ihm aufgeschlossen war.
    »Das war nicht schlecht, oder?« Der Kobold kicherte stolz.
    »Wenn du außer Acht lässt, dass uns diese Säule beinahe zerhackt hätte und der Tunnel enger ist als der Platz unterm Bett des gierigsten Händlers, dann … dann war das nicht schlecht.«
    »Du passt doch durch!« Glo-Glo war viel zu zufrieden mit sich, um auf mein Gejammer einzugehen. »Allerdings solltest du den Kopf jetzt nicht heben, es sei denn, du willst ihn dem Gelbäuglein zum Verschmausen anbieten.«
    Daran hätte er mich nicht zu erinnern brauchen.
    »Wie lang ist dieser Tunnel?«
    Da jede unbedachte Bewegung in diesem Schlauch den (ohne Frage lächerlichsten) Tod bedeuten konnte, drehte sich Glo-Glo nicht zu mir zurück. Aber hinderte ihn unsere Umgebung auch daran, mir zu antworten?!
    »Wie lang ist dieser Rattengang?«, fragte ich den Kobold noch einmal.
    »Einhundertundfünfzig Yard. Schaffst du das?«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?«, blaffte ich zähneknirschend. »Hauptsache, er wird nicht enger.«
    »Das wird er nicht.«
    Und so krochen wir weiter. Ein ähnliches Vergnügen war mir bislang nur in Hrad Spine beschieden gewesen, als ich mich durch den langen und schmalen Steintunnel hatte zwängen müssen. Damals hatte ich Angst gehabt, stecken zu bleiben, hier aber galt meine Sorge vor allem dem Gelbäuglein, dem ich auf keinen Fall zu nahe kommen durfte. Als wir den größten Teil des Weges hinter uns hatten, machte Glo-Glo plötzlich halt und presste heraus: »Hör mal, Garrett … es gibt da eine gewisse Schwierigkeit.«
    »Welcher Art?«, fragte ich mit zitternder Stimme, denn ich malte mir bereits weitere Schrecken des Labyrinths aus.
    »Hier liegt ein Toter im Weg.«
    »Ein lebender?«
    »Bitte?!«
    »Also, ich meine, ob da ein untoter To…«
    »Seit wann laufen denn Untote am helllichten Tag herum?!«, fuhr mich der Kobold an. »Nein, ein ganz gewöhnlicher Toter. Ein Skelett.«
    »Was

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