Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
trauen. Nahm ich jedenfalls an. Andererseits durfte ich auch jene Menschenarmee nicht vergessen, die im Krieg des Frühlings zu den Orks übergelaufen war. Vielleicht war das Misstrauen dieser Reiter also doch nicht ganz unbegründet.
    »Lämpler!«, rief Egrassa da.
    »Ja?«
    »Danke.«
    Mumr, der mit der Dankbarkeit des Elfen nicht gerechnet hatte, grinste über beide Backen.
    In Moizig brodelte und kochte es. Die Stadt war lediglich ein Drittel so groß wie Ranneng und im Vergleich zu Awendum geradezu ein Dorf – aber das hinderte ihre Einwohner nicht, sich einen Tag lang für die glücklichsten Menschen im ganzen Universum zu halten.
    Um die Ausgelassenheit, die auf den Plätzen und in den Straßen herrschte, hätten sie alle Städte der Welt beneiden können. In den Schenken und Bierstuben wurde gefeiert und gesungen, als befände sich das Land überhaupt nicht im Krieg. Heute hatten die Städter gesiegt. Sie – sie ganz allein – hatten dreitausend (vielleicht sogar mehr!) Orks zur Strecke gebracht. Was spielte es da für eine Rolle, wie sie den Sieg erzielt hatten? Das Recht steht immer auf Seiten des Siegers, oder etwa nicht? Deshalb genossen die Menschen heute ihr Leben in vollen Zügen – denn schon morgen würden die düsteren Tage des Krieges wieder anbrechen.
    Neol Iragen brachte uns unverzüglich zu den Kasernen, in denen sich die Soldaten ebenso drängten wie die Menschen in den Straßen. Offenbar bereiteten die Männer ihren Aufbruch vor. Befehle wurden gebrüllt, einige packten, andere sattelten die Pferde.
    Wir wurden in eine der Kasernen geführt und in Gesellschaft der anwesenden Soldaten zurückgelassen. Egrassa und Aal gingen mit Iragen gleich zum Kommandanten, wir anderen setzten uns an einen Tisch – an einen gedeckten Tisch, den Göttern sei Dank! Kli-Kli war jedoch plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ich nahm an, sie war Egrassa und Aal hinterhergerannt, um ein paar Neuigkeiten aufzuschnappen.
    »Das gefällt mir nicht«, meinte Hallas schmatzend, der sich gerade ein besonders großes Stück Fleisch aus der Suppe geangelt hatte. »Den Sieg muss man feiern, sicher, aber man darf dabei nie über die Stränge schlagen. Warum – beim Dunkel – lassen die das Stadttor offen?! Die Orks sind für ihre Überraschungsangriffe berühmt. Wenn sich die Ersten anschleichen, bekommen die das hier gar nicht mit. Und noch ehe sie das Tor schließen können, wäre die ganze Stadt voller Orks.«
    »Nun übertreib mal nicht!«, brachte Lämpler heraus und rülpste. »Dieser Neol ist kein Dummkopf. Wenn das Tor offen steht, heißt das, sie brauchen keine Gefahr zu fürchten. Ich nehme an, rund um die Stadt gibt es genauso viele Späher wie auf einem räudigen Hund Flöhe. Die werden die Orks noch früh genug entdecken.«
    »Und wo bleibt die Ordnung?!«, empörte sich der Gnom. »Ein offenes Tor – das ist doch eine ausgemachte Schlamperei! Wir Gnome würden dergleichen niemals zulassen!«
    »Wenn Deler, möge er im Licht weilen, jetzt hier wäre, würde er dir schon was über Gnome und ihre Ordnungsliebe erzählen«, brummte Lämpler.
    Hallas’ Stimmung sank sofort, er fuhr nur noch lustlos mit dem Löffel durch die Suppe und schob den Teller schließlich weg.
    »Die brauchen aber lange. Ich hoffe nur, dieser Kommandant ist nicht so dumm, uns über Gebühr aufzuhalten.«
    »Wer will uns schon aufhalten, wenn wir ein Schreiben vom König haben?«, empörte sich Lämpler wie ein Kind.
    »Wer will uns schon aufhalten«, äffte Hallas ihn nach. »In Markstein hat uns das Schreiben schließlich auch nichts genützt! Die Magier haben es nicht eines Blickes gewürdigt! Ohne diese monströse Hand würden die uns jetzt noch festhalten. Wer sagt uns denn, dass diesmal alles glimpflich abgeht? Eben! Was denkst du, Garrett?«
    »Weiß nicht«, erwiderte ich.
    »Was soll das heißen?!«, fuhr mich Hallas an. »Du musst doch eine Meinung haben!
    »Gib jetzt endlich Ruhe, Hallas«, verlangte ich. »Oder glaubst du etwa, Egrassa und Aal verkaufen uns gerade an den Kommandanten?«
    Bei diesen Worten riss der Gnom lediglich sein eines Auge auf und schien ernsthaft mit dem Gedanken zu spielen, seinen Löffel in meine Richtung zu schleudern.
    »Eben!«, sagte ich.
    Hallas blinzelte mich noch einmal mit finsterer Miene an und zog den Teller wieder zu sich heran.
    »Ich kenne euch!«, sagte da plötzlich einer der Soldaten.
    Wir drei starrten ihn an. Ich hätte schwören können, das Gesicht dieses Soldaten noch nie

Weitere Kostenlose Bücher