Schattentänzer
nicht mehr herausstrecken. Und die dritte Orkarmee ist auch nicht zu beneiden. Nach den neuesten Berichten konnten die Elfen das Blatt wenden, sodass wieder alles offen ist. Die Orks, die nach Maidig gezogen sind …« Kli-Kli grinste verschwörerisch. »… haben ebenfalls eine hübsche Überraschung erlebt. Kaum war nämlich unsere Verstärkung eingetroffen …«
»Langsam, Kli-Kli!«, unterbrach ihn Lämpler, der bisher geschwiegen hatte. »Welche Verstärkung denn?«
»Hast du die fünfzehntausend Mann, die an der Grenze zu Miranuäch stationiert sind, vergessen?«
»Die habe ich nicht vergessen. Aber ich kenne auch die Miranuächer, diese Schnauzer. Die schnappen sich doch dann gleich unseren ganzen Westen!«
»Du denkst an die Strittigen Lande, oder? Aber predigen die Priester nicht Großzügigkeit?«, Die Koboldin gab sich geheimniskrämerisch. »Kurz und gut, mein vielgeliebter Stalkon hat sie Miranuäch geschenkt.«
Hallas verschluckte sich am Wein und bekam einen Hustenanfall.
»So ein großer Verlust sind zwanzig League wertlosen Sumpfes nun auch nicht«, bemerkte Aal, während er Hallas auf den Rücken klopfte.
»Das mag für Garrak gelten. Aber bei uns zählt jedes Yard«, widersprach Lämpler. »Aber was geschehen ist, ist nun einmal geschehen. Die Orks sind also aus Maiding vertrieben worden?«
»Nicht nur das! Ihr Armee ist vollständig zerschlagen worden!«, frohlockte die Koboldin. »Das ist ein Sieg an allen Fronten! Und die vereinigte Armee ist anschließend in den Schwarzen Wald gezogen, um den Elfen zu helfen. Wenn unsere Kriegsherren auch nur einen Funken Verstand haben, wird es im Goldenen Wald bald keine Ersten mehr geben.«
»Darauf ein Hurra!« Hallas hob sein Weinglas.
»Und wer hat nun Moizig angegriffen? Versprengte Einheiten der zweiten Orkarmee?«, fragte Mumr.
»Wie kommst du denn darauf?! Nein, diese Orks wurden aus Sagraba herausgelockt. Übrigens handelte es sich bei ihnen um die Gruuner Ohrabschneider. Nach der Lektion, die dieser Klan am Stadttor von Moizig erhalten hat, wird es wohl keinem Ork so schnell wieder in den Sinn kommen, den Goldenen Wald zu verlassen«, erklärte Kli-Kli stolz. »So, und jetzt zu dir, Garrett. Während du dir in der Kaserne den Bauch vollgeschlagen hast, habe ich verschiedene Sachen für dich besorgt.« Daraufhin kramte die Koboldin in ihrem Sack herum und legte eine Armbrust auf den Tisch, der sie zwei Dutzend kurze Bolzen folgen ließ. »Ohne die läufst du ja rum wie der reinste Trauerkloß.«
Ich nahm die Armbrust. Es war eine Wespe , eine leichte und zuverlässige Waffe. Natürlich war sie nicht mit meinem kleinen Wunderwerk, das in Hrad Spine geblieben war, zu vergleichen – aber durchaus mit dessen Vorgänger.
»Wo hast du die denn her?«
»Die habe ich geklaut!« Sie platzte fast vor Stolz. »Aus den hiesigen Waffenkammern.«
»Und wenn ich mit dem Ding erwischt werde?«, fragte ich entsetzt. Ich konnte diese Unverschämtheit, den Soldaten eine Waffe unter der Nase zu klauen, nicht fassen.
»Dann heizen sie dir ordentlich ein, Schattentänzer. Aber das ist deine Angelegenheit.«
»Vielen Dank, Kli-Kli«, erwiderte ich sarkastisch.
»Keine Ursache«, parierte sie. »Ihr solltet eure Kiefer übrigens etwas mehr in Schwung bringen. Wir müssen euch nämlich noch warme Kleidung besorgen, schließlich steht der Winter vor der Tür.«
»Sollen wir etwa alle zusammen losziehen, um etwas zu klauen?«, fragte Hallas und machte ein schreckliches Auge.
»Was für eine schlechte Meinung du von uns Kobolden hast, Hallas«, empörte sich Kli-Kli. »Was heißt hier klauen? Egrassa bespricht das alles mit dem Kommandanten. Dann kleiden wir uns nur noch ein und verlassen Moizig. In Awendum ist längst strenger Frost ausgebrochen, dankt also einem kleinen Kobold, dass er euch vor dem Tod durch Erfrieren bewahrt.«
»Hast du nicht gerade noch gesagt, Egrassa werde für warme Kleidung sorgen?«, fragte Aal mit Unschuldsmiene.
»Und wer hat ihn auf den Gedanken gebracht?«, entrüstete sich Kli-Kli.
»Du natürlich«, antwortete Egrassa, der gerade eintrat. »Macht euch fertig! In gut einer Stunde verlässt eine bewaffnete Einheit Moizig. Der schließen wir uns an.«
»Warum denn das?«, maulte Hallas.
»Weil immer noch versprengte Orkeinheiten in der Gegend sind. Oder willst du auch noch dein zweites Auge verlieren?«
Darauf antwortete Hallas nur großspurig, die Orks sollten es mal wagen, sich an ihm zu vergreifen. Seine Streithacke
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