Schattentänzer
erzählt!«, polterte Hallas.
»Du hättest ihnen noch sonst was vorgelogen. Es wurde höchste Zeit, dir Einhalt zu gebieten!«
»Worüber willst du denn so dringend mit uns reden?«
»Über etwas, das ich erfahren habe und von dem ich glaube, dass ihr es auch wissen solltet. Aal wartet schon auf uns.«
»Und Egrassa?«
»Der Kommandant hat ihn eingeladen, mit ihm zu Mittag zu speisen.«
»Dann hat sich also alles geklärt?«
»Unser Schattentänzer, ein echtes Genie!«, foppte mich Kli-Kli.
»Das nennst du einen abgeschiedenen Ort?«, fragte ich und ließ meinen Blick über den Kasernenhof schweifen.
»Wir sind noch nicht ganz am Ziel. Weitere Fragen?«
»Was schleppst du da eigentlich für einen Sack mit dir rum? Pass auf, dass du dir keinen Bruch an ihm hebst!«
»Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten«, fuhr sie mich an. »So, da wären wir.«
Die Koboldin hatte uns zu einem anderen Gebäude geführt und stieß die Tür mit dem Fuß auf. Wir fanden uns in einem geräumigen Zimmer wieder, in dem Aal an einem Tisch saß und ein Hühnerbein abnagte. An Essen mangelte es hier wirklich nicht.
»So lässt sich’s leben!«, bemerkte Hallas. »Wer zahlt für all das?«
»Niemand. Der Mylord Kommandant war so freundlich, uns mit Essen von seiner Tafel zu versorgen und uns ein Zimmer zuzuweisen, während Egrassa in Gesellschaft seiner Durchlaucht speist. Nur zu, das Festmahl ist eröffnet.«
»Wir haben eigentlich schon in der Kaserne gegessen«, gestand der Gnom.
»Wenn ihr nicht wollt, soll’s mir nur recht sein. Dann bleibt mehr für mich.«
Daraufhin rieb sich Hallas die Hände und setzte sich an den Tisch.
»Tut euch nur gütlich, ich werde derweil berichten, was in Vagliostrien geschehen ist, während wir uns in Sagraba vergnügten. Aal weiß schon Bescheid. Greif nur zu, Hallas. Die Lage steht längst nicht so schlecht, wie wir befürchtet haben.«
»Und das heißt?«, wollte ich wissen.
»Das heißt, die Orks wurden an allen Flanken vermöbelt!«, setzte mich Kli-Kli mit hochzufriedener Miene in Kenntnis.
»Was?« Hallas gingen die Augen über.
»Genau das, mein lieber Gnom. Wie sich herausgestellt hat, lassen wir uns nicht so einfach überrennen. Der Angriff ist irgendwie zwei Tage vor Kriegsbeginn bekannt geworden. Deshalb konnten sich die Grenzgarnisonen vorbereiten und abziehen.«
»Abziehen?« Irgendwie vermochte ich keine Verbindung zwischen den Wörtern »vorbereiten« und »abziehen« herzustellen.
»Völlig richtig. Auf halbem Wege ist dann die ruhmreiche Armee Vagliostriens zu ihnen gestoßen, die Seelenlosen Chasseure, die Siegreichen Hunde, die Widerborstigen, die Vagabunden, Hymos Harlekins, die Schicksalhaften Dummerjane und viele andere mehr. Bei Oberotter – und den Namen kennen wir doch, oder? –, also, bei Oberotter kam es zum Kampf. Da haben die Ersten dermaßen eins übergebraten bekommen, dass sie erst zwei Tage später wieder zur Besinnung kamen. In dieser Zeit war unsere Armee längst über alle Berge. Genauer gesagt: bis hinter die Isselina. Die Orks setzten ihr nach – und bekamen erneut die Hucke voll. Da waren nämlich bereits die Streitkräfte aus den Nordlanden eingetroffen. Die entscheidende Schlacht fand bei Ranneng statt. Dabei wurde die zweite Orkarmee in drei Teile zerschlagen. Der erste und größte wurde bis zum Grenzkönigreich gejagt. Die Überreste des zweiten Teils haben es irgendwie geschafft, sich zum Goldenen Wald durchzukämpfen. Und der dritte Teil wurde in der Grafschaft Margend eingekesselt. Das ist nur einen Steinwurf von hier entfernt!«
»Mhm«, brummte ich, denn ich wollte meinen Ohren nicht trauen. »Und das ist völlig sicher?«
»So sicher wie nur irgendetwas! Der Kommandant hat es Egrassa selbst erzählt! Kaum hatte er das Schreiben mit dem Siegel des Königs gesehen, da war er auch schon die Höflichkeit in Person. Wenn du mir nicht glaubst, frag doch Aal!«
Hatte die ruhmreiche Armee Vagliostriens diesmal ihrem Namen also wirklich Ehre gemacht. Die Orks waren zurückgeworfen worden! Was es doch ausmacht, frühzeitig Bescheid zu wissen. Und vierzigtausend Mann aus dem Norden zu haben.
»Wie sieht es mit den beiden anderen Orkarmeen aus?«
»Die Grenzreicher halten sich gut. Bis unsere Leute eintreffen, wird sich daran wohl nichts ändern – und dann darf man die erste Orkarmee vermutlich nur noch bemitleiden. Die werden sich bald in ihren Goldenen Wald verkriechen und die Nase für die nächsten dreihundert Jahre
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