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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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stürmten bereits die anderen Reiter heran. Der erste von ihnen rammte seinen Lanzenschaft mit aller Wucht gegen den Schild von Egrassas Angreifer. Damit hatte der Soldat nicht unbedingt gerechnet. Als er aus dem Sattel fiel, glitt sein weißes und äußerst erstauntes Gesicht an mir vorbei. Der Reiter war noch sehr jung, ein Junge geradezu. Er schlug vor Lämpler auf dem Boden auf.
    »Hast du den Verstand verloren, Borrick?«, brüllte einer der Reiter. »Oder bist du blind?!«
    Borrick starrte seinen Gefährten nur an und rang verzweifelt nach Atem.
    »Verzeiht meinem Mann, Trash Elf«, wandte sich der Reiter an Egrassa.
    »Ein Elf?«, brachte Borrick heraus. »Ich habe gedacht, es sei ein Ork.«
    »Dann hast du schlecht gedacht! Ich schicke dich bis zum Ende deines Dienstes auf die Stadtmauer! Da kannst du Spatzen zählen! Bei mir bleibst du jedenfalls nicht!« Dann richtete er das Wort wieder an Egrassa. »Ich bitte noch einmal inständig, dieses Missverständnis zu entschuldigen, Trash …«
    »Egrassa. Egrassa aus dem Haus des Schwarzen Mondes«, stellte sich der dunkle Elf vor, der Borrick fest im Blick behielt, als dieser sich erhob.
    Wären hier nicht so viele Reiter gewesen, Borrick hätte längst Bekanntschaft mit dem S’kasch unseres Elfen geschlossen. Doch unter den gegebenen Umständen verschob Egrassa die Abstrafung auf ruhigere Zeiten.
    »Ich bin Neol Iragen, Leutnant der Garde Moizigs«, sagte der Reiter.
    Neol Iragen war ein Mann von über vierzig Jahren, mit Katzenbart, dichten, über der Nasenwurzel zusammengewachsenen Brauen und dem verzagten Gesichtsausdruck eines kleinen Adligen – der in keiner Weise zu den stechend blauen Augen und dem festen Sitz im Sattel passen wollte.
    »Diese … Menschen gehören zu euch, Trash Egrassa?« Vor dem Wort Menschen hatte der Leutnant gestockt, denn weder einen Kobold noch einen Gnom zählte man in der Regel zu den Menschen.
    »Ja, ich führe diese Soldaten.«
    Sofort fingen Kli-Kli und ich uns ein paar ungläubige Blicke ein. Aber wundert das irgendwen?
    »Was führt einen Elfen in unsere Stadt, wenn der Schwarze Wald in Flammen steht?« Der Leutnant achtete darauf, seine Frage nicht grob klingen zu lassen.
    »Ein Befehl des Königs.« Egrassa holte das Schreiben Stalkons heraus, das wir auch schon den beiden Magiern in Markstein gezeigt hatten.
    Iragen nahm es an sich und besah sich aufmerksam das Königssiegel. Seine Brauen rückten nachdenklich zusammen.
    »Ihr müsst wissen, dass man uns nach Ausbruch des Krieges befohlen hat, jeden zu überprüfen, der nach Moizig kommt«, setzte der Leutnant vorsichtig an, als er dem Elfen das Papier zurückgab. »Es ist jetzt viel Gesindel unterwegs. Eure Gruppe mutet recht seltsam an, und dann noch dieses Schreiben … Ihr werdet verstehen, Trash Egrassa, dass wir Euch nicht ohne Weiteres ziehen lassen können.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wir müssen uns erst der Echtheit dieses Schreibens versichern. Daher wäre es wohl das Beste, wenn wir Euch in die Stadt begleiten und ich Euch dem Garnisonskommandanten vorstelle.«
    »Wir haben nichts dagegen einzuwenden«, sagte Egrassa bloß.
    »Sehr schön!«, bemerkte Neol Iragen erleichtert. »Borrick! Überlass Trash Egrassa dein Pferd!«
    Der Junge übergab Egrassa, ohne zu murren, die Zügel seines Rappen. Fünf weitere Reiter folgten umgehend seinem Beispiel. Ich bekam einen Apfelschimmel, offenbar eine ruhige Stute, zumindest beäugte das Tier mich mehr oder weniger wohlwollend, als ich aufsaß. Kli-Kli hatte man kein Pferd angeboten, worauf sie mal wieder einschnappte. Doch ehe sie lospoltern konnte, zog ich sie zu mir herauf und setzte sie vor mich. Mit dieser Lösung schien sie zufrieden.
    Als wir auf Moizig zuritten, umschloss uns ein Ring von Reitern, vermutlich damit wir den Pferden nicht die Sporen gaben und auf einen Besuch der Stadt verzichteten.
    »Wie viele Männer sind in Moizig stationiert?«, durchbrach Aal das Schweigen. »Wird sich die Stadt halten?«
    Einer der Soldaten setzte bereits zu einer Antwort an, fing dann jedoch den warnenden Blick Neol Iragens auf und schluckte die Worte hinunter.
    »Hab noch ein wenig Geduld, Soldat«, bat der Leutnant. »Der Kommandant wird nachher auf all deine Fragen antworten.«
    Aal nickte bloß. Ich selbst fand diese Geheimniskrämerei lächerlich. Wie konnten sie an dem Schreiben des Königs zweifeln? Und für Spione dürften sie uns ja wohl kaum halten, schließlich würde kein Ork einem Menschenspion

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