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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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besoffenem Zustand im nächtlichen Wald verirrt haben musste, war noch recht weit von uns entfernt. Dieser Laut in der nächtlichen Stille überraschte mich dermaßen, dass ich wie angewurzelt stehen blieb und Deler in mich hineinlief.
    »Nimm die Beine in die Hand, Garrett, wenn dir dein Leben lieb ist! Ich weiß nicht, was da hinter uns her ist, aber ich bin mir sicher, dass es nichts Gutes ist!«
    Abermals erklang der Triller der Flöte, diesmal schon viel dichter als eben. Nun wusste ich, wer sich uns näherte. Nur ein Wesen gibt einen Laut von sich, der an Flötenspiel erinnert. Die Orks nannten dieses Monster deshalb die Schreckliche Flöte. Oder H’san’kor.
    »Sagoth steh uns bei!«, entfuhr es mir.
    »Darauf würd ich mich nicht verlassen! Renn lieber los, Garrett!«
    Und wir eilten davon. Jeder Triller klang näher und lauter. Die Flötentöne trieben uns nicht schlechter an als eine Peitsche. Worum auch immer es sich bei dem Monster, mit dem man uns in den Nächten unserer Kindheit erschreckt hatte, handeln mochte – es bewegte sich ausgesprochen schnell. Weit schneller als wir.
    »Ich … habe … gedacht …«, keuchte Lämpler. »Sie … sind … längst … ausgestorben … oder … entstammen … überhaupt … einem … Märchen.« Mumr warf seinen Sack weg, denn schon der Birgrisen schränkte ihn genug ein. Am übelsten war jedoch Alistan Markhouse dran. Irgendwann musste selbst er sich erst vom Helm, dann vom Schild und schließlich von der kleinen Keule trennen. Nur das Schwert und den Dolch behielt er.
    »Nicht … alle … wie … du … siehst«, antwortete Kli-Kli. »Dieser … ist … noch … putzmunter … sehr … hungrig … und … kein … Märchen!«
    »Warum rennen … wir eigentlich?«, brachte ich heraus. Noch drei Minuten einer solchen Rennerei, und es wäre mein Ende gewesen.
    »Damit … das … Stumpfhirn … uns … nicht … frisst! Miralissa … muss … erst … noch … den … Zauber … vorbereiten!«
    Sie könnte sich ein bisschen beeilen, dachte ich bei mir. Wenn du mich hörst, Sagoth, dann mach ihr Feuer unterm Hintern!
    Die Bäume verschmolzen zu einem einzigen dunklen Streifen, die Welt verengte sich auf den Pfad, Kli-Klis Rücken und das Pfeifen aus meiner Brust, das Murmeln Miralissas und die Seufzer des H’san’kor, der uns jagte. Der Schweiß rann mir in die Augen, die Haare klebten mir in der Stirn. Ich wollte umfallen und auf der Stelle sterben. Da jedoch alle rannten, blieb mir nichts anderes übrig, als ebenfalls zu rennen.
    »Schmeiß … die … Säcke … weg!«, rief Kli-Kli.
    Erleichtert warf ich tatsächlich seinen Sack weg, dann ließ ich meinen vom Rücken gleiten. Schon kam ich viel leichter voran. Wenn ich jetzt noch das Kettenhemd loswürde … Aber dafür müsste ich anhalten – und das würde mich geradewegs in den Rachen des Monsters bringen.
    Erneut erklang ein Triller. Gleich darauf antwortete ihm eine andere Flöte.
    »Das sind zwei!«, schrie Kli-Kli.
    Genau in dieser Sekunde hörte Miralissa auf zu murmeln. Die Büsche rechts des Weges spalteten sich, um uns aufzunehmen.
    »Hier entlang!«, befahl die Elfin.
    Das brauchte sie uns nicht zweimal zu sagen. Die Büsche schlossen sich wieder hinter uns, das niedergetretene Gras richtete sich durch den Zauber auf. Wir fanden uns in einem Tannenwald wieder, in dem uns dichtes Dunkel umgab. Ein Licht flackerte, eine Gänsehaut rieselte mir über den Körper.
    »Wir sind jetzt unsichtbar, aber wir sollten trotzdem kein Risiko eingehen. Runter auf den Boden!«, kommandierte Miralissa. »Kli-Kli, die Elfenmagie richtet bei einem H’san’kor kaum etwas aus, doch dein Volk kennt Schutzzauber. Hilf mir!«
    »Das kann ich nicht!«, wimmerte der verängstigte Kobold. »Mehr als das bisschen, das mir mein Großpapa beigebracht hat, steht mir nicht zu Gebote!«
    »Tu dein Bestes!«, zischte die Elfin erbost und warf irgendein Pulver in die Luft.
    Kli-Kli nickte und drehte sich wie ein Kreisel. Nach zehn langen Sekunden sackte er ins Gras. Die Welt loderte kurz rosafarben auf. Keine Ahnung, was das gewesen sein mochte, aber Miralissa nickte lobend.
    »Gut. Und jetzt rührt euch nicht! Atmet nicht einmal! Ihr seid für die Flöte nichts weiter als eine Baumwurzel. Zumindest für eine Minute …«
    Die letzten Worte murmelte sie ganz leise.
    In was für ein Schlamassel waren wir nun wieder geraten?! Über den H’san’kor wusste man nur wenig, was freilich kaum

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